Kapitel 18

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Mit einem erschöpften Seufzer schloss ich die Haustür auf und trat in den hellen Flur. "Ich bin wieder da!" rief ich. Keine Antwort. Stattdessen Stille. Ein wenig enttäuscht schleppte ich mich ins Wohnzimmer, in dem ich die schwere Einkaufstasche abstellte. Ohne mich weiter umzusehen, ließ ich meinen schmerzenden Körper auf die große Couch fallen. Dann ließ ich meinen Blick langsam umherwandern. An einem der vielen Bildern, die auf dem Kamin aufgereiht waren, blieb er hängen. Abermals seufzte ich. Die Zeit war wie im Flug vergangen. Es ließ mich beinah wehleidig werden, weshalb ich mich vom Sofa erhob und das Hochzeitsbild vom Kamin nahm. Zaghaft strich ich übers Glas. "Fünf Jahre." flüsterte ich lächelnd, da es mir vorkam als hätte ich Spencer erst vor wenigen Tagen das Ja-Wort gegeben. Es stimmte, was man über den Hochzeitstag sagt. Es war einer der schönsten Tage meines Lebens. "Kannst du dich bitte endlich hinsetzen." hatte meine Mutter mich angefleht, da ich schon seit einer Ewigkeit im Wohnzimmer umher gelaufen war. "Was ist, wenn er es sich plötzlich anders überlegt?" hatte ich sie den Tränen nah gefragt. "Casey, Liebling. Er wird es sich nicht anders überlegen. Spencer liebt dich und schau dich doch Mal an. Du siehst umwerfend aus." hatte meine Mum mir versucht die Angst vor der Hochzeit zu nehmen. "Es sind bloß noch ein paar wenige Stunden, bevor Spencer und ich uns vor dem Altar das Ja-Wort geben würden." hatte ich nervös gedacht, als es plötzlich an der Tür geklingelt hatte. "Ich geh schon." war meine Mutter mir zuvor gekommen und zur Haustür geeielt. "JJ. Schön dich zu sehen. Toll siehst du aus."hatte ich sie staunen hören, ehe meine beste Freundin mit Penelope, Savannah und Kate im Wohnzimmer standen. Die anderen Frauen waren von der Blondine vorgestellt wurden und meine Mutter hatte sie herzlich willkommen geheißen. "Wie aufgeregt bist du?" hatte Savannah lächelnd wissen wollen. Demonstrativ hatte ich ihr meine zitternden Hände gezeigt. "Ich glaube, dass ich durchdrehe,wenn ich noch länger rumsitzen muss." hatte ich gequengelt."Aber jetzt sind wir ja hier." hatte Penelope gesagt und liebevoll meine Hände gedrückt. "Du bist außerdem wunderschön." hatte sie schnell hinzugefügt, wobei ihr Blick an meinem weißen Kleid hängen geblieben war. "Danke."hatte ich verlegen entgegnet und zu JJ gesehen. "Ich wurde mit meiner Hochzeit überrascht." hatte sie mitleidig gesagt, da es ihr den Anschein nach leid tat, dass sie mir nicht helfen konnte. "Es wird ein wundervoller Tag werden." hatte Savannah gemeint und damit recht behalten. "Bereit?" hatte Hotch lächelnd wissen wollen als wir gemeinsam vor der Kirche gestanden hatten. Ich war so nervös gewesen, dass mir die Worte gefehlt hatten, weshalb ich nickte. Für Hotch war dies das Zeichen gewesen, die zwei großen Türen zu öffnen. Meine Knie hatten sich angefühlt wie Wackelpudding, während ich unsicher nach der Hand meines ehemaligen Arbeitgebers gegriffen hatte. "Ich verspreche dir, dass du immerzu mir kommen kannst, egal worum es geht. In Ordnung, Casey? Denn du bist mir schnell wichtig geworden, nicht nur als Teil meines Teams,sondern meiner Familie. Ich habe das Bedürfnis dich zu beschützen und will, dass dir nichts zustößt. Nicht auf dieselbe Art und Weise, wie Spencer, JJ, Morgan oder Garcia es wollen. Ich will dich beschützen, so wie ich Jack beschützen möchte. Du bist für mich die Tochter, die ich nie hatte und von der ich dachte, dass ich sie nie haben werde." war es aus Hotch rausgeplatzt als wir den langen Gang hinunter gegangen waren. Dabei hatten seine Augen geglänzt, ein zaghaftes Lächeln seine Lippen umspielt und sein sonst so strenger Gesichtsausdruck war sanft. "Danke, Hotch. Danke für all die Dinge, die du bereits für mich getan hast."hatte ich ihm zu geflüstert, ehe mein Blick auf Spencer's getroffen war. Dort hatte er gewartet. Nervös und unsicher waren seine Augen umher gewandert. "Hey." hatte ich meinen zukünftigen Ehemann leise begrüßt und mich vor ihn gestellt. "Hey."hatte er ebenso leise erwidert. Lächelnd hatten wir uns zum Pastor gewandt. "Wir sind heute hier, um..." er hatte sicherlich gesagt, was man auch so in den Filmen hört, davon war ich ausgegangen. Ich hatte wirklich versucht mich auf die Stimme des älteren Mannes zu konzentrieren, um ihm zuzuhören, doch war mir dies nicht gelungen. Ich hatte mich in der Kirche umgesehen, die Blicke meiner Freunde betrachtet und war von deren Emotionen so berührt, dass ich nicht anders gekonnt hatte als meinen Tränen freien Lauf zu lassen. Es waren nicht viele gewesen, allerdings hatten sie gereicht um mich aus der Fassung zu bringen. "Sie haben etwas vorbereitet?" hatte der Pastor wissen wollen,woraufhin ich verwirrt zu Spencer geschaut hatte. Diesem war bewusst,dass ich keine Ahnung hatte, weshalb er zu sprechen begonnen hatte."Du weißt, wie schlecht ich darin bin, meine Gefühle in Worte umzuwandeln." ich hatte lächelnd genickt und seine Hände fester gedrückt. Mit einem Räuspern war er fortgefahren. "Ich verspreche dir, dich und Aiden mit meinem Leben zu beschützen. Euch wird niemals jemand wehtun, solange ihr mich habt. Ich verspreche dir, dass der Kleine und du immer an erster Stelle stehen werdet und ich euch nie verlassen werde. Dafür liebe ich euch zu sehr. Hast du gehört, Case? Du bist die Liebe meines Lebens. Ich werde immer für dich da sein." Spencer's Worte hatten mich endgültig dazu gebracht in Tränen auszubrechen und mir war es kaum möglich ihm zu antworten. "Spencer Reid." hatte ich schluchzend angefangen, wobei mein Blick von dem Zettel, den ich vorbereitet hatte, zu Spencer's Gesicht gewandert war. "Ich hatte eine solche Angst zu nervös zu sein, weshalb ich vorgehabt hatte, bloß vorzulesen was ich geschrieben hatte." leises Gelächter war daraufhin durch den hellhörigen Raum gegangen, was mich verlegen lächeln lassen hatte. "Nur hab ich es mir anders überlegt. Ich brauche kein Blattpapier, auf dem steht, was ich für dich empfinde oder wie ich dir es am besten sage. Spence, du bist das Beste, was mir passieren konnte. Wenn ich in deinen Armen liege und du mich an dich drückst, habe ich das Gefühl als wäre die Welt nie kaputt gewesen. Du baust mich auf, indem du mir zuhörst und mir mit deinen Blicken sagst, dass du mich verstehst. Ich habe gedacht, dass ich mich in Gegenwart eines Mannes nie wieder..." ich hatte für einen Augenblick gestoppt. "Dass ich mich in Gegenwart eines überhaupt je wohl fühlen würde. Aber du hast mir gezeigt, dass ich keine Angst haben muss. Nicht bloß davor, dass jeder Mann im Stande dazu ist, dasselbe zu tun, sondern auch jeder von ihnen anders denkt.Du denkst anders als so viele Menschen und genau das liebe ich an dir. Es sind die Gespräche, die ich nur mit dir führen kann. Ich liebe dich, Spencer Reid." hatte ich mein Gelöbnis beendet,bevor weitere Tränen über meine Wangen gelaufen waren. "Wenn ich noch einmal um Ihre Aufmerksamkeit bitten darf." hatte der Pastor lächelnd gemeint. Schweren Herzens hatte ich mich daraufhin ein wenig von Spencer abgewandt und den älteren Mann angesehen."Spencer Reid, wollen Sie die hier angetraute Casey Evans zu Ihrer Frau nehmen?" hatte er meinen Verlobten erwartungsvoll gefragt. "Ja, ich will." hatte dieser sicher geantwortet."Casey Evans, wollen Sie..." "Ja, ich will." war ich dem Pastor aufgeregt ins Wort gefallen. "Wenn dem so ist,dann dürfen Sie die Braut nun küssen." wir hatten ihn kaum ausreden lassen, da waren wir einander schon schüchtern um den Hals gefallen. Lächelnd öffnete ich meine Augen, wodurch die Erinnerung endgültig verblasste und ich mich wieder in der Gegenwart befand. Ein wenig verträumt stellte ich das Bild zurück auf den Kamin, welcher in den nächsten paar Wochen zum ersten Mal brennen würde. Es war noch nicht viel Zeit vergangen, seitdem wir eingezogen waren. "Was meinst du damit, dass die Wohnung zu klein ist?" hatte Spencer damals wissen wollen und mich fragend angesehen als ich das Thema Umzug angesprochen hatte. "Aiden's Zimmer ist groß genug für ihn, zudem spielt er doch meist sowieso hier im Wohnzimmer." "Schon, aber..." ich war still geworden, da ich wusste, dass Spencer recht hatte. Doch war es mir um etwas anderes gegangen. "Was ist es wirklich?" hatte er gefragt und mich näher an sich gezogen. Unsicher hatte ich begonnen auf meiner Unterlippe zu herumzubeißen. "Case. Erzähl mir, weshalb du hier weg willst." war Spencer vorsichtig fortgefahren, wobei er den Fernseher ausgeschaltet hatte. Ich war noch immer still gewesen. Spencer hatte zaghaft über meine Beine gestrichen, die über seinen Schoß gelegt waren. "Aiden wird in einem halben Jahr fünf. Er ist kein Baby mehr." hatte ich leise angefangen und anschließend mein Weinglas zur Hand genommen. "Stimmt." war Spencer stolz meiner Meinung. "Du arbeitest wieder mehr, bist oft weg." hatte ich kaum hörbar weiter gesprochen. "Und du denkst, dass ein Umzug inwiefern helfen würde?" "Es geht mir nicht um den Umzug..." ich hatte abgebrochen, da es mir schwer gefallen war, meinen eigentlichen Wunsch zu äußern. "Case. Wenn du willst, spreche ich mit Hotch und kümmere mich wieder mehr um die Recherchearbeit, denn dafür muss ich nicht mit ihnen fliegen..." ich war Spencer ins Wort gefallen. "Ich möchte ein Baby." "Was?" hatte Spencer irritiert gefragt und mich mit großen Augen angesehen. "Nicht, weil ich mich alleine fühle, wenn du weg bist. Dabei kann mir auch kein Baby helfen. Allerdings habe ich das Gefühl, dass Aiden mich kaum noch braucht. Er ist vormittags in der Vorschule und anschließend oft bei seinen Freunden. Ich bin stolz auf ihn, dass der Kleine bereits jetzt so selbständig und aufgeschlossen ist, aber ich vermisse es, mich um jemanden zu kümmern." "Aiden braucht dich immer noch." hatte Spencer bemerkt. "Das weiß ich doch. Er ist noch lange nicht aus dem Alter raus, wo er mich nicht mehr braucht. Ich werde immer für ihn da sein und er wird auch immer mein Baby sein, selbst wenn er noch so groß ist. Spence, ich..." er war mir zuvorgekommen. "Du denkst, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für ein zweites Kind ist?" ich hatte zurückhaltend genickt. "Aber ich möchte wissen, was du darüber denkst." Spencer hatte mir keine Antwort gegeben, sonder mir stattdessen das leere Weinglas aus der Hand genommen und mich sanft geküsst. "Eigentlich teile ich dich nur ungern mit noch jemandem, aber nicht bloß Aiden würde sich drüber freuen, wenn er erfährt, dass er bald ein großer Bruder wird. Ich wäre auch ziemlich glücklich, wenn ich ihm oder ihr das Schachspielen nicht gleich so gut beibringen würde, wie ich es bei Aiden gemacht habe." hatte mein Ehemann grinsend erklärt und sich vom Sofa erhoben. "Es liegt garantiert nicht daran, dass du so ein guter Schachlehrer bist." hatte ich bemerkt, was Spencer beleidigt schauen ließ. Er hatte nämlich schlichtweg versagt als er versuchte, mir das Spiel beizubringen. "Unser Sohn ist einfach ein kleines Genie und genau aus diesem Grund besser als du." hatte ich hinzugefügt, ehe Spencer seine Hände von hinten um mich geschlungen hatte. "Er ist nicht besser." war er der festen Überzeugung, bevor seine Hände über meine Taille glitten und ich mich dadurch kichernd in seinen Armen wand. "Traust du dich, es nochmal zu wiederholen." "Nein, nein, nein. Ich ergebe mich. Stopp." hatte ich gelacht, weshalb Spencer aufgehört hatte. Ein Lächeln umspielte meine Lippen als meine Erinnerung durch einen lauten Knall unterbrochen wurde. Ich zuckte erschrocken zusammen und drehte mich panisch um. "Mummy?" hörte ich Aiden's Stimme aus dem Flur kommen, ehe er ins Wohnzimmer gestürmt kam. "Mummy!" begrüßte mein Sohn mich freudestrahlend und rannte mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. "Hey, mein Engel." entgegnete ich lächelnd, während er sich fest an mich drückte. "Daddy, Onkel Derek und ich haben eine Überraschung für dich." bemerkte der Kleine, welcher ein Ebenbild seines Vaters war, aufgeregt. "Jetzt bin ich gespannt." entgegnete ich und ließ mich von ihm in den Flur ziehen. "Komm mit!" bat er mich voller Vorfreude, weshalb ich meinem Sohn weiter nach draußen folgte. Dort entdeckte ich Spencer und Derek, die einige große Kartons aus unserem Auto luden. "Ich schätze, dass sich in einem von den hier die Überraschung befindet?" wollte ich wissen, woraufhin Aiden kräftig nickte und seinem Dad ein kleines Paket abnahm. "Darf ich? Darf ich?" bettelte er ihn dann an. Spencer nickte grinsend. "Hey, ihr beiden." begrüßte er mich und streichelte liebevoll über meinen kugelrunden Bauch. "Wie geht's dir heute?" "Da meine Jungs jetzt wieder da sind, ziemlich gut." lächelte ich, bevor Aiden mich abermals mit sich zog. Diesmal führte er uns in das noch unfertige Babyzimmer. "Das hab ich ganz alleine ausgesucht." sagte der Kleine strahlend und überreichte mir das Päckchen, welches mit Geschenkpapier umhüllt war. Vorsichtig riss ich das Klebeband ab, um anschließend das Papier so heil wie möglich zu entfernen. Meine Augen begangen zu glänzen als ich sah, was Aiden ausgesucht hatte. "Es ist für das Baby, damit es keine Angst haben muss und wenn es doch mal Angst haben sollte, bin ich da." bemerkte der werdende große Bruder stolz. "Es ist perfekt, genau wie du." flüsterte ich unter Tränen und drückte Aiden sanft an mich, während ich in der anderen Hand das Sternenmobile, welches leuchten konnte, hielt. "Vielen Dank, mein Schatz." "Ich hab dich lieb, Mummy." nuschelte Aiden in meinen Pullover. "Ich liebe dich auch." erwiderte ich seine Worte und löste mich dann langsam von ihm. "Kann ich es mit Daddy zusammen schon heute aufhängen?" fragte er mit großen Augen, woraufhin ich lächelnd nickte.

Crave you// criminal mindsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt