Kapitel 13

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Ruckartig wurde ich aus dem Land der Träume gerissen. "Miss Evans?" verschlafen rieb ich mir die Augen, bevor ich in der Lage war, diese zu öffnen. "Die bin ich." entgegnete ich nach wenigen Sekunden, welche mir jedoch wie eine Unendlichkeit vorkamen, müde. "Sie können jetzt zu Ihrer Mutter." erklärte der schüchtern wirkende Arzthelfer. Plötzlich war ich hellwach und wollte keinen weiteren Moment auf dem ungemütlichen Stuhl verbringen. "Zimmer..." begann der junge Mann, allerdings hörte ich ihm nicht zu, da ich genau wusste, in welches Zimmer ist musste. Es fiel mir unfassbar schwer, die Tür nicht aufzureißen und den Raum nicht wie eine Wahnsinnige zu stürmen. Mit dem letzten bisschen Beherrschung, was mir blieb, klopfte ich vorsichtig an die Tür und wartete auf eine Antwort. "Kommen Sie herein." ertönte die Stimme meiner Mutter welche anscheinend mit einem Arzt rechnete. Ein Lächeln zierte meine Lippen als ich endlich über die Türschwelle trat und ins Gesicht meiner Mum blickte. "Casey." fing sie leise an, wobei ihre Augen zu glänzen begannen. Ich konnte nichts erwidern. Zu schockiert war ich von dem, was Keith meiner Mutter angetan hatte. Ihr Kopf zierte ein heller Verband, doch die Schnittwunden, die sich über ihr Gesicht verteilten, waren nicht zu übersehen. "Der Arzt meinte, dass ich großes Glück hatte und nur wenige Narben zurückbleiben werden." brach meine Mutter unser Schweigen. "Das ist toll, Mum." sagte ich beinah flüsternd und setzte mich unsicher auf den Stuhl, der vor dem Krankenhausbett stand. "Ich wollte, dass ihr in Sicherheit seid. Ich dachte, dass Aiden es bei dir sein würde." wimmerte ich. "Casey." entgegnete meine Mum ruhig und griff nach meinen Händen. "Komm her." bat sie mich als dieser Versuch scheiterte, da ich zu weit von ihr entfernt saß. Noch unsicherer als ich es zuvor gewesen war, setzte ich mich zu ihr aufs Bett. "Cassidy ich will, dass du eins weißt. Ich werde dich immer lieben, ebenso wie den Kleinen. Die Entscheidungen, die du triffst, sind nicht allein deine eigenen. Sie hängen von Aiden ab, weil er dein ein und alles ist. Ich werde dir niemals lange böse sein können, Casey und in diesem Augenblick bin ich es kein bisschen." erklärte meine Mutter, die dabei immer wieder sanft über meine Hände streichelte. "Wer ist der Kerl und warum tut er das alles?" fragte sie dann mit leiser Stimme, welche ihre Frage beinah bedrohlich wirken ließ. Vielleicht war es aber auch nicht die Frage meiner Mutter, sondern viel eher der Gedanke an Keith, der mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte. "Er ist..." ich überlegte. "Wie kann ich einen Mann beschreiben, durch den  ich bereits so unfassbar oft erniedrigt worden bin, ohne dieses Gefühl ein weiteres mal spüren zu müssen?" fragte ich mich und erhob mich, um anschließend in dem kleinen Raum herumzulaufen. "Er hat dir wehgetan, das sehe ich in deinen Augen." "Er tut es immer noch." flüsterte ich und sah zurück zu meiner Mutter. "Als du mich angerufen hast, war ich gerade auf dem Heimweg, nachdem ich einen Tag zuvor Hals über Kopf aus D.C verschwunden bin." ich atmete tief durch, während meine Sicht langsam durch Tränen getrübt wurde. "Mum...ich dachte, dass ich dabei zuhören muss, wie der Kerl, der mich vergewaltigt hat, meine Familie auslöscht!" brachte ich aufgelöst hervor, ehe mir kühle Tränen über die Wangen liefen und die Temperatur meines heißen Gesichtes wieder ein Stück weit normalisierten. "Ich wusste nicht, dass..." mehr schien meine Mutter nicht sagen zu können, da sie stoppte. "Wir haben nie drüber gesprochen. Du konntest es nicht wissen." entgegnete ich. "Wir haben über vieles nicht gesprochen." bemerkte meine Mum, woraufhin ich nickte. "Es war mir damals wichtiger, dass wir im hier und jetzt leben. Die Vergangenheit hätte man ohnehin nicht mehr rückgängig machen können, weshalb diese für mich mit Brad gestorben war... oder zumindest ein Teil von ihr." erklärte ich ihr und nahm erneut auf dem Stuhl Platz. "Eigentlich bin ich dafür, dass man die Vergangenheit ruhen lassen sollte, besonders wenn sie einem nur Leid gebracht hat." fing meine Mutter an und überreichte mir ein Glas Wasser, welches auf dem hohen Nachttisch stand. "Allerdings möchte ich gerne wissen, was meine Tochter in den knapp 10 Jahren gemacht hat als ich nicht bei ihr war. Ich möchte wissen, wie sie so eine unglaublich starke, junge Frau geworden ist und wie sie sich zu diesem wunderbaren Menschen entwickeln konnte." fügte sie lächelnd hinzu. "Ich werde dir jede deiner Fragen beantworten, wenn all das hier endlich ein Ende hat." sagte ich und schloss sie in eine behutsame Umarmung, wobei mich ihr Lächeln ansteckte. "Bis dahin werde ich dafür sorgen, dass sich durchgehend ein Agent vor deinem Zimmer aufhält." ergänzte ich, woraufhin sich meine Mutter beinah erschrocken von mir löste und mich mit großen Augen anschaute. "Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme, weil ich kein weiteres Risiko eingehen werde." "Was ist mit Spencer, Aiden und dir?" wollte sie wissen, wobei ich ihre Angst deutlich spüren konnte. "Wir sind weiterhin in der BAU." antwortete ich, in der Hoffnung sie beruhigen zu können. "Du hältst mich auf dem Laufenden, verstanden?" "Das werde ich." entgegnete ich, während ich meine Mutter erneut vorsichtig drückte. "Ich hab dich lieb, mein Engel." flüsterte sie und strich sanft über mein Haar. "Ich dich auch, Mum." "Pass auf dich auf." sagte sie als ich aufstand, um das Krankenhauszimmer zu verlassen. "Versprochen."

Crave you// criminal mindsDonde viven las historias. Descúbrelo ahora