Eine unerwartete Wendung

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Montagmorgen.

Die erste Reaktion auf dieses Wort wäre normalerweise ein kollektives Aufstöhnen begleitet von einem Bild einer ziemlich schlaftrunkenen Menge mit überdeutlichen Augenringen.

Das zweite, was einem in den Sinn kommt, wäre wahrscheinlich die Schule oder die Arbeit. Hat man das passende, verhasste Gebäude als Vordergrund, so wird der Hintergrund schön finster mit schweren Gewitterwolken und heftigem Blitzgewitter angepasst. Nicht zu vergessen die Toninszenierung: Lauter Donner. Und vergesst bloß nicht die dramatische Orgelmusik! Die steigert den Effekt.

Doch dieser Montagmorgen war anders.

Allein schon deswegen, weil die Sonne schien und nicht eine einzige Wolke am Himmel zu erspähen war.

Den allergrößten Unterschied zu anderen Montagmorgen bildete dieser jedoch, weil heute ein freier Tag war. Sowohl für Schüler als auch Arbeiter überall auf jeden Planeten. Außer vielleicht der Erde. Die armen Teufel. Hätten die Menschen das Fest der Magie am Vortag gefeiert, hätten sie heute ebenfalls frei. Allas, die Menschen glaubten nicht an Magie. Ihr Pech.

Allein diese Unterschiede waren schon die ersten Vorzeichen, dass dieser Tag mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht so verlaufen würde, wie man es erwartete.

Doch darüber dachte wohl kaum jemand nach.

Auch nicht eine gewisse Rothaarige, die gerade erst von den Sonnenstrahlen geweckt wurde. Sie spürte die Wärme auf ihrem Gesicht, behielt aber ihre Augen zunächst geschlossen. Sie lauschte einfach dieser idyllischen Stille und atmete tief durch. Dabei bemerkte sie ein warmes Gewicht, das sich längs auf ihrem Bauch ausgebreitet hatte. Sie brauchte gar nicht erst nachzusehen, sie wusste sowieso schon, dass es Kiko war.

Sie lächelte bei der Vorstellung ihres geliebten Hasen, wie er auf ihr schlief, höchstwahrscheinlich mit dem Bauch nach oben. Das tat er in letzter Zeit öfter.

Er war so unglaublich glücklich gewesen, als sie ihn noch gestern Nacht von zu Hause abgeholt hatte. Zwar war er gleich darauf in ihren Armen eingeschlafen, aber das hatte ihr nichts ausgemacht. Während sie nämlich von Planet zu Planet gereist war, hatte Kiko seine Zeit bei Mike und Vanessa verbracht. Und wie immer hatte Vanessa ihm doch mehr zu essen gegeben, als nötig. Der Hase hatte eben seine Mittel um an leckere Karotten zu kommen.

Bloom runzelte leicht die Stirn. Sie versuchte sich gerade zu erinnern, wie sie überhaupt nach Gardenia gekommen war. Sie erinnerte sich an einen Ball. Ein Feuerwerk um Mitternacht. Eine Reise durch die Dimensionen. Und ein stiller Begleiter, der sie sicher zurückbrachte. Hierher. Nach Alfea.

Mit einem Ruck fuhr sie hoch und weckte damit, auf eine recht unsanfte Weise, ihr Haustier. Der Hase gab einen protestierenden Laut von sich und blickte sie vorwurfsvoll an.

„ Tut mir leid, Kiko", flüsterte Bloom entschuldigend.

Ein Blick zu Floras Bett sagte ihr, dass die Fee noch gar nicht da war. Sie würde noch im Verlauf des Tages zurückkommen.

Bloom wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Kiko zu. „ Kiko...", begann sie leicht zögerlich. „ Erinnerst du dich an irgendetwas Besonderes von gestern Nacht?" Sie bräuchte dieses Ereignis theoretisch gesehen gar nicht anzusprechen, der Hase hätte nämlich schon längst eine Reaktion von sich gegeben, würde er sich genau an gestern erinnern. Aber sicher war sicher. Sie wollte es nur wissen.

Er blickte sie fragend an.

„ Ich meine als ich dich abgeholt habe."

Der verwirrte Blick des Hasen verschwand zwar nicht dennoch schüttelte er den Kopf.

Blooms dunkles Geheimnis [WIRD EDITIERT]Where stories live. Discover now