Teil 2- "Immer für mich da"

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„Schwesterherz, was ist denn los?" fragte mich Ben besorgt.
Schluchzend erwiderte ich: „I-ich könnte schwören, dass d-da Laito war...!" Der Jüngere zog mich von der Fensterbank und umarmte mich, während er beruhigend meinen Rücken entlang strich.
„Marie, du machst dich selbst doch damit fertig. Laito ist doch in seiner Welt, er kann doch gar nicht hier sein." redete der mittlerweile zwölfjährige ruhig.
Mit einer zitternden Stimme meinte ich noch dazu: „ A-aber, er war da wirklich! Doch dann kam ein Auto und jetzt, jetzt ist er weg." Ehe meine Stimme komplett seine Dienste verweigerte.
Nachdem die letzten Tränen versiegt waren lösten wir uns von einander und Ben lächelte mich aufmunternd an.
Wenn es darauf ankam, war er für mich da, egal was passierte. Mit einer noch heiseren Stimme sagte ich: „Danke Ben...du bist der einzige der überhaupt davon weiß, dass ich solchen Liebeskummer habe und Trotz dessen das du jünger bist als ich, findest du immer die richtigen Worte."
Ein Lächeln war in seinem Gesicht, als er mit einer ruhigen Stimme erwiderte: „Du würdest doch dasselbe für mich machen. Selbst wenn es mir um ehrlich zu sein nicht gerade gefällt, dass du dich in Laito verliebt hast...Er ist schließlich nicht unbedingt derjenige, der unter die Kategorie ‚treu' fällt." Ein tiefes Seufzen erfolgte meinerseits, da ich das langsam kannte.
Ich meine, ich muss mir von meinem kleinen Bruder belehren lassen, dass die Person, in der ich mich verliebt hatte der wohl größte Playboy der Welt war. Schon löste ich mich langsam von ihm und mein Blick fiel auf meine Wanduhr.
Ich hatte wirklich diese eine halbe Stunde, die ich eigentlich noch Zeit hatte, durchgeweint. Das erklärte aber auch weshalb Ben da war.
Er ging morgens als erstes zu mir um zusehen ob ich munter war. Früher war ich der wohl größte Langschläfer in der Familie und da überhörte auch mal den Wecker.
Apropo Wecker, dieser ging im nächsten Moment auch schon los und der erste Radio Song ertönte. Das ironische an der Sache war, dass es in diesem Song um ein Mädchen ging, welches Liebeskummer hatte.
‚Du mich auch Schicksal! ' dachte ich betrübt, ehe ich den Wecker schnell wieder ausstellte. Ben hatte währenddessen mein Fenster geschlossen und betrachtete sich nun im Spiegel. In diesem Moment sah er Ayato so verwechselnd ähnlich, weshalb ich anfing zu kichern.
Von meinem Bruder erntete ich nun einen verwirrten Blick, der mich noch mehr zum Lachen brachte. „D-du siehst schon fast so aus wie Ayato, wenn du...dich im Spiegel betrachtest!" brachte ich lachend hervor. Jetzt musste auch Ben schmunzeln, ehe er in einer verstellten Stimme sagte: „Oh, findest du? Dann knie nieder vor mir! Ich, der große Ore-sama verdient Respekt!"
Er hatte es tatsächlich geschafft, mich noch mehr zum Lachen zu bringen. Ben war in der Theater AG und das Schauspielern lag ihm wirklich. Es schien fast wie echt.
Mein Gegenüber konnte nun selbst nicht mehr ernst bleiben und brach ebenfalls in lautes Gelächter aus.
‚Ben schafft es eben doch mich immer wieder aufzuheitern' dachte ich, als ich mich langsam wieder einkriegte. „Also wirklich Ben, du kannst Ayato so gut nachmachen und dein Aussehen stimmt ja auch so gut mit ihm überein." Kicherte ich noch etwas.
Der Grünäugige lachte weiter und verbeugte sich danach gespielt. „ Vielen Dank, du warst ein super Publikum!" lachte er, bevor er sich wieder aufrichtete. Meine Laune hatte sich auf jeden Fall verbessert dank dieser ziemlich unterhaltsamen Unterhaltung.
Ben grinste mich noch an, ehe er mit den Worten „Ich gehe dann mal frühstücken." Alleine lies. Ich konnte morgens einfach nichts festes Essen, weshalb ich mich mit etwas zu trinken zufrieden gab. Wie automatisch ging mein Blick zu der Flasche, die mir Reiji damals gegeben hatte.
Trotz dass ich ziemlich sparsam damit umgegangen war, war nicht mehr viel des Inhalts vorhanden. Spätestens beim nächsten Vollmond, würde die Flasche endgültig leer sein und ich müsste wohl tatsächlich auf Blut zurückgreifen.
Der Gedanke ist wirklich nicht der Beste, aber ich musste mich damit abfinden. Noch war es aber nicht soweit und ich würde diese Zeit nutzen.
Mit einem entschlossenen Lächeln verließ ich mein Zimmer und ging schnurstracks ins Bad um mir mein Gesicht zu waschen. Schließlich hätte ich mir wirklich etwas einfallen lassen müssen, wieso mein Gesicht so verheult aussah.
Nachdem ich damit fertig war, fühlte ich mich gleich besser durch das kühle Wasser und mein nervlicher Zusammenbruch schien fast wie weggeblasen. Als nächstes kümmerte ich mich um meine Haare und kämmte sie ausgiebig, ehe ich sie zu einem Zopf zusammenband.
Mit einem zufriedenen Nicken sah ich nochmal in mein Spiegelbild, ehe ich das Badezimmer wieder verließ. Da meine Eltern beide schon auf Arbeit waren, waren Ben und ich als einzige im Haus. Während mein kleiner Bruder nun also noch frühstückte, bereitete ich schon Mal alles vor zum losgehen.
Ich zog mir meine schwarzen Sandalen an und stellte meine Schultasche in den Flur. ‚Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie habe ich ein komisches Gefühl für den heutigen Tag...' dachte ich, während ich mich an die Wand lehnte.

Mein Traum wird wahr...oder ist es ein Alptraum?Where stories live. Discover now