Teil 36- "Ein trauriger Abschied"

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„Ähm...hallo zusammen?" waren meine ersten Worte die mir einfielen. Nicht unbedingt die besten Worte, aber das erste was mir einfiel.
„Was hast du da in der Besenkammer gemacht, Marie?" fragte mich mein Vater mit hochgezogener Augenbraue. Am liebsten hätte ich jetzt gesagt, dass ich etwas putzen wollte, doch das würde mir wohl niemand abkaufen.
Besonders meine Eltern wussten, dass ich eigentlich nicht die Art von Person war, die einfach aus Langeweile anfängt zu putzen. Umso länger mich nun also die vier ansahen, umso mehr knickte ich ein, wodurch ich mit hängenden Schultern gestand: „Ich war bei Sarah...und ich habe wohl meine Fähigkeiten etwas überstrapaziert, weshalb ich auf dem Rückweg plötzlich in dieser Kammer. Es war vielleicht nicht die allerbeste Idee, aber ansonsten hätte ich doch nie die Gelegenheit dazu gehabt, mich bei ihr zu verabschieden! Tut mir Leid, dass ich sowas unvorsichtiges gemacht habe..."
Zum Schluss versuchte ich den Hundeblick von Ben eins zu eins zu kopieren. Wenigstens meine Eltern könnte ich so etwas umstimmen, Reiji würde es wahrscheinlich kalt lassen und Laito...der wird mich später so was von damit aufziehen.
Einige Minuten blieb es ruhig, ehe meine Mutter seufzte und mir durch die Haare wuschelte, wie man es eigentlich bei einem kleinen Kind tat. „Wenigstens ist dir nichts passiert, aber wehe du tust sowas öfters!" meinte sie ernst, doch ehe ich erleichtert aufseufzen konnte, kam auch schon das große Aber von meinem Vater, denn dieser sagte: „Allerdings bekommst du noch eine Strafe für das Verhalten. Reiji hat uns darüber informiert, dass ein ball bald in ihrer Welt stattfindet und du ebenfalls hingehen sollst. Nun...wir wissen das du solche Veranstaltungen mehr als alles andere hasst, doch wirst du dahin gehen müssen. Deshalb haben wir, auch wenn ich weiterhin etwas dagegen habe, mit Laito darüber gesprochen und er hat zugestimmt, an deiner Seite zu bleiben, damit du nicht die Flucht ergreifst."
Schon blickte ich den Rotbrauhaarigen an, welcher mich nur angrinste, ehe er sprach: „Ich freue mich schon darauf, Doll-chan~." „Das werden wir ja sehen...beschwer dich nicht, wenn ich dir die Füße platt trete..." entgegnete ich wenig begeistert. Alleine schon die Vorstellung, dass ich mich dort komplett verstellen musste war mir zu wieder und geschweige davon, dass ich wohl mit den Sakamaki an meiner Seite ziemlich viele Feinde bekomme, obwohl mich dort keine Menschenseele kannte.
Zu meinem großen Glück streute weder Reiji, noch Laito Salz in die Wunde, wodurch ich also alles langsam verarbeiten konnte. Mit einem seufzen verabschiedete ich mich und von allen und ging geradewegs wieder in mein Zimmer.
„Okay, ich werde mich wohl nicht mehr so schnell teleportieren..." seufzte ich und setzte mich auf das Bett, ehe ich mich nach hinten fallen ließ.
Die nächsten Stunden verbrachte ich komplett in meinem Zimmer und verabschiedete mich innerlich von allen. Irgendwann kam dann meine Mutter in den Raum und meinte, dass es losging. Schweren Herzens schritt ich also mit ihr ins Wohnzimmer, wo die zehn Vampire und Yui schon warteten. Mein Vater und Ben waren ebenfalls schon da, doch ging es ihnen wirklich nicht gut, das konnte ich an den Tränen in ihren Augen erkennen.
Als erstes umarmte ich nochmal meine Mum, welche mir mit einer brüchigen Stimme alles Gute wünschte und das ich mich nicht von den Vampiren einschüchtern lassen sollte. Danach ging ich mit schweren Schritten zu meinem Dad, welcher mich nun in eine feste Umarmung zog.
„Du wirst das alles schon schaffen und wir werden immer an dich denken, Marie. Ohne dich wird es aber nicht mehr dasselbe sein...so ruhig." Meinte er und man hörte aus seiner Stimme heraus, dass er sich krampfhaft die Tränen zurückhielt.
Immer schwerer fiel es mir selbst, die Fassung zu bewahren, doch versuchte ich stark zu wirken. „Das werde ich...und ohne euch wird es auch eine große Umstellung..." gab ich noch zu, ehe ich mich aus der Umarmung löste und zu meinem Bruder schritt.
Sein trauriges lächeln welches er mir schenkte, zerbrach mir fast das Herz, weshalb ich den Kleineren sofort an mich drückte und nun doch die ersten Tränen ihren Weg bahnten. „Marie...lass dir nichts sagen von den anderen...du bist die beste Schwester der Welt und auch vieles mehr. Ich hab dich lieb..." sagte Ben und auch seine Stimme war schon fast hinüber.
Mit einer sehr brüchigen Stimme erwiderte ich: „Ich habe dich auch lieb Ben...euch alle. Bitte passt auf euch auf, wenn ich nicht da bin. Ihr werdet das Schaffen...!" Wir standen noch eine Weile so da, ehe ich mich löste und zu den Vampiren ging.
Die wirkten wirklich so kalt wie Eis, aber naja...war irgendwie auch logisch. Reiji gab jeden von uns eine kleine Phiole, in welchen wohl dasselbe Zeug war, was mich damals mit Ben wieder zurück gebracht hatte. „Ach ja! Schau dann später in deinen Koffer, Schatz!" meinte meine Mutter och, wodurch ich leicht fragend nickte.
Mit einem Zug leerte ich meine Phiole und musste mich kurz darauf erstmal schütteln. Es schmeckte weiterhin so widerlich wie früher. Es gab dieses Mal nur einen Unterschied. Die einzige, die zusammensackte, war Yui.
Mit einer schnellen Bewegung umfasste ich schnell den Griff meines Koffers, welcher neben mir stand. Die Sicht um ums wurde immer unschärfer, doch bemerkte ich, dass sich die Umgebung immer mehr veränderte.
Meine Eltern und Ben konnte ich schon bald nicht mehr erkennen und kurze Zeit später stand ich in Reijis Labor, an welches ich mich noch gut erinnern konnte.
‚Und dieses Mal werde ich wohl hier bleiben...' seufzte ich gedanklich und trauerte darüber, dass ich meine Familie wohl eine ganze Weile nicht mehr sehen würde.

Mein Traum wird wahr...oder ist es ein Alptraum?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt