#B2 - Der Meister der Türme (Martin Alexander)

856 71 3
                                    

„Türme beugt euch vor dem Meister, wenn der Sturm des Schicksals weht…“

Die Herrscherin von Windfall stirbt durch ein merkwürdiges Fieber. Ihr Sohn Karol soll der neue Windfürst werden, doch seine Zwillingsschwester Kaia plagen Zweifel. Könnte ihr Bruder etwas mit dem Tod der Mutter zu tun haben? Oder hatte doch sein Berater, der sagenumwobene Thaumaturg, die Finger im Spiel? Dieser geheimnisvolle Mann, dem nachgesagt wird, er habe magische Fähigkeiten…

Als sich Kaias Verdacht zu bestätigen scheint, flieht sie vom Hof und will mehr über den Thaumaturgen herausfinden. Dabei ahnt sie nicht, dass sein Schicksal mit ihrem eigenen verbunden ist – und dass es ihre gesamte  Welt in den Abgrund reißen könnte.

Dieses Buch habe ich gestern erst beendet, obwohl ich es vor mehr als drei Monaten gekauft habe. Aber ich bin ja ein fauler Mensch, deswegen darf ich das…

Martin Alexander hat in diesem Buch eine völlig neue Welt erschaffen und eine Geschichte gezaubert, die mich die letzten Abende vollkommen gefesselt hat. Es ist eine wirklich fantastische Geschichte, mit einem in sich geschlossenen Ende, welches trotzdem noch ein paar Fragen aufwirft.

Wir begleiten in diesem Fantasy-Epos mehrere Figuren, dessen Schicksale in den Marmorchroniken miteinander verwoben sind. Prinzessin Kaia, die nur im Epilog als wirklich handelnde Person auftaucht, der alten Söldner Baldwin, der bereits einmal im Dienste der Königsfamilie stand, der Gossenzauberer Miskar, dessen größter Wunsch es war, ein Magier der Akademie zu werden, der Gelehrte Quentin, ein homosexueller Mann, der sich eigentlich nur ein paar Goldmünzen verdienen wollte, als er einen Mord aufklären sollte und die Nixe Tuulikki, die auf der Suche nach dem Einen ist. Wer oder was der Eine für sie ist, erfahren wir nach und nach.

In der Welt von Royum braut sich ein Sturm zusammen, als die Windfürstin stirbt und der Thaumaturg seine Finger nach der vergessenen, siebten Golem-Armee ausstreckt. Die Golems sind Wesen aus Eisen und Stahl, die keinen eigenen Willen haben. Sie sind nur da, um die Aufgaben des Sekundanten – also dem Steuermann, sozusagen – zu erfüllen. Und um zu verhindern, dass die Golems die Welt in den Abgrund reißen, wenn sie den Ewigen Berg umgraben, müssen Kaia und ihre Gefährten die unbesiegbaren Maschinen irgendwie besiegen. Doch nur wie, wenn der Thaumaturg sie doch alle gleichzeitig zu steuern vermag?

Der Meister der Türme war für mich ein gutes Buch – kein herausragendes – zu lesen. Ich habe die Geschichte, die Personen und auch die Welt gerne besucht und sie kennengelernt und würde mich auch für weitere Bücher dieser Art des Autors freuen. Allerdings hatte ich auch hier so meine Mankos.

Anfangs war das Buch wirklich spannend und die Handlung hat mich gefesselt. Doch zum Mittelteil hin – als es dann eigentlich noch spannender wurde – hat sich das alles leider etwas gestreckt. Alexander hat viel darauf gesetzt, seine Charakter zu entwickeln und das hat er auch gut geschafft – leider nur nicht bei Kaia. Sie war von Anfang bis Ende die störrische Prinzessin, mal konnte  sie kämpfen, mal musste sie beschützt werden. Aber meistens war sie eigentlich nur da, um die Stimmung mit ihrer frechen Art etwas aufzulockern.

Selbst den selbstverliebten Quentin oder den wirklich nervigen Baldwin habe ich dann eher gemocht. Kaia war in meinen Augen schon ein bisschen zu gut – beinahe Mary-Sue-haft. Baldwin mochte ich bis zum Ende hin ebenfalls nicht so gerne – aber das ist persönliche Meinung, denn ich kann mich Charakteren seiner Art nie wirklich anfreunden. Quentin war zu Anfang echt nicht so meins, doch er hat sich dann gemausert und ich mochte seine Passagen gerne. Miskar war von Anfang bis Ende ein guter Charakter, der mir Spaß gemacht zu lesen.

Doch am liebsten mochte ich Tuulikki. Sie war – ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Daher, dass sie als Nixe eine völlig andere Weltanschauung hat, war sie so viel spannender zu verfolgen, als die anderen. Vor allem sind Nixen in dieser Welt keine hübschen Frauen mit Muschel-BHs sondern tödliche Jäger, die Menschen unter Wasser ziehen und mit ihrem Gift töten, ehe sie sie dann verspeisen. Tuulikkis ganze Geschichte hat mich gefesselt, denn bis zum Schluss hat man einfach nicht gewusst, wer sie war oder was sie nun wollte. Und dann muss ich sagen, war ihr Ende ein wahres Meisterwerk. Ich habe wirklich nichts in der Richtung erwartet. Es war wirklich toll.

Die verlorene Prophezeihung fand ich in dem Sinne spannend, weil man bis zum Schluss noch gerätselt hat, wer denn nun wer war.

Fünfe dir zur Seite steh´n:

Des Verräters Klinge alt,

Die Flamme, die voll Leben wallt.

Des Weisen Rat, der klug erschallt,

Der Traute, der da schwankt alsbald

Und des Untiers Kuss so kalt.

Bei Verräters Klinge alt war es klar, das damit Baldwin gemeint ist. Die Flamme ist Miskar, ein Magier, der gerne Feuer heraufbeschwört. Der Weise kann nur Quentin, der Gelehrte sein und des Untiers Kuss konnte auch nur Tuulikki sein. Doch ich wusste bis zum Schluss nicht, wer denn nun der Traute sein soll. Am Ende war es dann recht logisch, auch wenn ich es nicht unbedingt gut fand, wie das Ende dieser Person stattfand. Aber das wäre ein zu starker Spoiler.

Alles in allem ist Der Meister der Türme aber ein Fantasybuch, welches ich empfehlen kann. Es hat Spaß gemacht zu lesen – auch wenn mir die „harte“ Sprache nicht so gut gefallen hat (damit meine ich, dass mir zu oft diese Fäkalwörter vorkamen) – und die Geschichte ist gut durchdacht. Die Welt von Royum ist riesig und lädt eigentlich dazu ein, dass man noch mehr Geschichten von ihr lesen kann. Ich hoffe es, denn Alexanders Schreibstil gefällt mir gut.

Es rezensierte für Sie,

Roiben.

______________

Meister der Türme, Martin Alexander, erschienen im Bastei Lübbe Verlag, 2014, Erstauflage, Taschenbuchformat vom 1. Dezember 2014.

Roibens 'Rezi to Go'Where stories live. Discover now