#20 - Missing the Plot (hnssygale)

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Es gibt einige Bücher, bei denen ich mich frage, wieso sie geschrieben wurden. Da wären so Beispiele wie die Bibel, bei der ich mich immer noch frage, wieso Menschen diesem 'Buch' folgen, welches so voller Logikfehler ist. Oder Twilight. Wieso schreibt man so einen Mist und warum finden Leute sowas toll, wenn der Schreibstil nicht mal gut ist?

Aber ich schweife ab. Die FanFiction "Missing You Tardy FF" wurde von hnssygale zur Bewertung eingereicht und auch wenn sie keine Bewertung mit Punktesystem bekommt ("Freies Rezensieren an die Macht!" - IFindYourPlotholes, 2017), so kann sie, denke ich, aus dieser Rezension hoffentlich viel mitnehmen.

Auf dem Cover, welches leicht abgetrennte Schrift hat, sehen wir ein Bild von zwei Dudes, die sich umarmen, dazu ein Sternennebelhintergrundgedöns und ich habe stark die Vermutung, dass dieses Bild nicht von der Autorin selber kommt.

Der Klappentext hat bei mir einen spontane Anfall von Rhetorischen Fragen ausgelöst, denn er besteht praktisch nur daraus. Ja, aber selbstverständlich kommen die beiden YouTuber, von denen ich keine Ahnung hab, zusammen und natürlich lieben sie sich bis ans Ende aller Tage und of course wird dieser eine Dude wieder gesund! Rhetorische Fragen sind stupide gesagt scheiße. Sie lassen sich in 99% der Fälle bereits vor Lesen des Buches beantworten, tragen nichts zur Spannung bei und klingen sowieso bescheuert. Wer  fragt denn bitte "Werden sie zusammenfinden und wird ihre Freundschaft das alles überdauern und weRDEN SIE LIEBENDE??!!" und kennt die Antwort nicht schon? Es gibt durchaus gute rhetorische Fragen, die Leser gezielt auf eine falsche Fährte locken und ihnen die richtige Antwort bis zum Schluss entziehen, aber auf Wattpad wird man sowas eher nicht finden. Schon gar nicht bei einer FF über zwei YouTuber (die ich immer noch nicht kenne), die natürlich total Tru! Wuff! sein sollen. Wozu sollte man die FF denn sonst schreiben, wenn nicht, um die beiden knattern zu lassen?

Ich bin kein Freund von Geschichten über echte Personen. Meiner Meinung nach ist das respektlos und geht schon an die Würde des Menschen. Es würde mir immerhin auch nicht gefallen, wenn jemand spontan eine Geschichte über mich schreiben würde, wie ich mit einem Kollegen wilden, versauten Sex hätte, weil... ne! Das macht man nicht!

Da ich weder 'Ardy', noch 'Taddl' oder 'Simon' kenne, kann ich nicht sagen, ob diese Dudes in character sind oder nicht, aber wenn die Autorin in einem Kapitel selber anmerkt, dass genannter Simon kein homophobes Schwein ist, frage ich mich doch, wieso sie ihn dann so handeln lässt... Das ist finde ich äußerst widerwärtig. Durch einen billige Plotdevice einen Charakter so eklig handeln zu lassen, nur damit der eine sich in die Arme des anderen flüchten kann... bäh!

Aber worum geht es denn in dieser 'Story'? (Ich setze das Wort absichtlich in diese komischen Anführungsstriche, dessen Namen ich nicht kenne und den ich auch nicht googlen will, denn eine wirkliche Handlung hat das ganze nicht.) Irgendein Taddl nimmt irgendwelche Videos auf, irgendein Ardy wird von einem Auto überfahren, weil er nicht auf die Straße achtet und irgendein Marley gabelt Taddl von der Straße auf, nachdem dieser lediglich heult und schluchzt (übrigens die einzige Charaktereigenschaft die Taddl hat - weinerlich sein und heulen) und dann ist es Tru! Wuff! mit Ardy und Taddl, denn sie haben sich ja schon voll immer geliebt und so! Der Autounfall-Plotdevice-Unfall-Koma-Whatever hält ganze dreizehn sehr kurze Kapitel an, dann kommt ein subtiler "ZEITSPRUNG" und wir befinden uns zwei Wochen in der Zukunft, in der noch mehr Liebesdrama los geht.

Das ganze Buch besteht aus drei Dingen:

1. Einem dauerheulenden Taddl

2. Einem dauerjammernden Ardy

3. Dreihundert Ich liebe dich's und Rumgeknutsche

Das ist keine Handlung, das ist billiger Plot, damit die Fangirls schmachten können, während zwei höchstwahrscheinlich sehr out of character YouTuber miteinander rummachen können. Versteht mich nicht falsch, ihr dürft shippen was ihr wollt und das auch ganz niedlich finden, wenn die sich in einem Video mal für ne halbe Sekunden anglotzen, aber daraus dann FFs zu machen, in der sie kein Stück wie echte Menschen handeln, geht nicht. Eine Liebesgeschichte benötigt viel Zeit, Gefühle, Gedanken und ja, auch Drama. Das alles fehlt bei dieser Geschichte. Die Kapitel sind höchstens fünfhundert Wörter lang, es passiert so gut wie gar nichts und in den bisher veröffentlichten Kapitel ist so wenig Plot passiert, dass ich sehr stark die Vermutung habe, dass Autor-chan hier keinen Plan hat, was sie überhaupt macht.

Eine Geschichte, die eine langsam wachsende Liebe zwischen besten Freunden beschreiben soll, wird nicht in fünfhundert Wörtern abgehandelt und nach dreizehn Kapiteln gibt es auch kein Ich liebe dich, es sei denn diese dreizehn Kapitel haben jeweils 8000 Wörter.

"Missing You" hat nichts, was ich als wirklich gut bezeichnen würde. Die Charaktere sind flach, POVs werden mir um die Ohren geklatscht, Zeitsprünge entgegen geworfen und ein Ich liebe dich nach dem nächsten wird mir präsentiert, während ich als Leser nur die Hoffnung hatte, das nach dem nächsten Kapitel das Buch endlich vorbei wäre. Die zurzeit 21 Kapitel lesen sich zwar schnell (aber das liegt auch nur an ihrer Kürze, in der hier leider nicht die Würze lag), aber sie sind so inhaltslos und so voller Stilblüten ('dolle' ist kein Wort und Badboys sind das schon gar nicht, wenn sie nur rumflennen), dass ich mich wirklich sehr stark quälen musste.

Der Schreibstil der Autorin ist nicht wirklich gut, er ist teilweise stark parataktisch und einen wirklich hohen Wortschatz hat dieses Buch auch nicht. Aber man sieht, dass sie es wenigstens versucht. Jedoch gibt es einfach so gut wie gar keine Beschreibungen von Gefühlen oder Gedanken. Noch dazu gibt es so den ein oder anderen Logikfehler (Die Frau an der Rezeption im Krankenhaus weiß natürlich sofort, wen sie da vor sich hat und schickt ihn einfach so zum dem Komapatienten, weil, das macht man so! Und das Koma ist auch nach einem Tag wieder vorbei, weil das ist so!) und die Rechtschreibung bzw. Grammatik ist nicht überragend fehlerfrei. Es haben sich ein paar Schnitzer eingebaut.

Zum Abschluss möchte ich der Autorin dieses Werkes empfehlen, dass es für ihr Buch am besten wäre, wenn sie es komplett überarbeiten würde. Bevor sie das macht, sollte sie sich aber erstmal einen richtigen Plot ausdenken, daran arbeiten, dass die Charaktere nicht komplett flach sind und eine innere sowie äußere Handlung ausarbeiten. Bei einer Liebesgeschichte sind Gedanken und Gefühle das A und O, da kann man nicht einfach nur so schnell rüber schreiben, nur weil man Person A und B schnell miteinander verkuppeln will. Noch dazu sollte der Ich-Erzähler bitte nicht für beide Personen verwendet werden, wenn doch keine Differenzierung stattfinden, weil beide keinen Charakter haben.

Es rezensierte für Sie und steht für Fragen bereit,

Robe.

Roibens 'Rezi to Go'Where stories live. Discover now