Kapitel 00: Ganz am Anfang

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Ich stand mitten in der Mall. Überall um mich herum lachende Kinder. Ein kleiner Junge, dessen Augen beim Anblick der vielen Spielsachen strahlten, die hier aufgestellt waren, einzig zu dem Zweck, ihn in eins der Spielwarengeschäfte zu locken. Mit ihm natürlich die zahlungskräftigen Eltern. Spielwaren gingen immer. Darum hatte ich mir auch ausgerechnet DIESE Mall ausgesucht. Und DIESEN Tag. Es war Dienstag. Erster Tag der Spielwarenmesse. Das musste natürlich gebührend gefeiert werden. Bedächtig sah ich mich um. So viele Möglichkeiten. Es war berauschend. Mein Blick blieb an einem etwa 10jährigen Mädchen haften. Ihr Lächeln, ihre Fröhlichkeit, ihre ganze Art widerte mich an. Ich spürte den kalten Stahl in meiner Tasche. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich mein erstes Ziel gefunden hatte. Wie es sich wohl anfühlen würde, zu sehen, wie dieses Lächeln erlosch? Es war an der Zeit, das herauszufinden. Und niemand würde mich aufhalten können. Weil niemand mit mir rechnete. 


Mike Pearson schluckte, bevor er von dem Manuskript aufsah. Er war ein bisschen bleich um die Nase geworden. Unsicher erhob er seinen Blick, um mir direkt in die Augen zu sehen. Plötzlich fing er an, schallend zu lachen.

„Oh man, ganz ehrlich? Du hättest mich fast drangekriegt. Für einen Moment habe ich echt geglaubt, du willst einen verdammten Psycho-Thriller schreiben. Und dann auch noch ein Blutbad ganz am Anfang, bei dem ein Duzend Kinder sterben? Man man man..."

Er schüttelte den Kopf, während er weiter vor sich hin kicherte. Ich grinste, obwohl mir nicht wirklich danach war.

„Du weißt doch, wie sehr ich Kinder hasse."

„Ich hasse die Drecksbälger doch auch."

„Du hast zwei heranwachsende Töchter."

„Das ist egal. Sie stehen auf deine Bücher, und das ist gut fürs Geschäft. Hör mal, ich kann ja verstehen, dass du mir noch nichts über dein neuestes Werk verraten willst, aber mich mit SO einer Story auf die falsche Fährte locken wollen? Das ist Folter. Ich hätte mir fast in die Hosen gemacht."

„Dagegen gibt es Einlagen."

„Arschloch."

Er lachte wieder. Ja, Mike war ein verdammt guter Agent. Aber er nahm mich einfach nicht ernst.

Aber halt – Ich glaube, ich sollte erstmal ganz von vorne anfangen.

Mein Name ist Timothy Daniels. Ich bin Kinderbuchautor. Meine Reihe „Die Unglaublichen Abenteuer des Mister Gruffelpuff" hat sich mehrere Millionen mal verkauft und nicht nur mich, sondern auch den Verlag, bei dem ich angeheuert habe, um ein gutes Stück reicher gemacht. Mittlerweile gibt es jede Menge Fanartikel zu Mr. Gruffelpuff – vom Klopapier bis zum Schlafanzug. Egal, mit was für einer abgefahrenen Idee wir um die Ecke kommen: Die Leute reißen sich darum.

Dabei ist es noch nicht einmal schwer, diesen ganzen belanglosen, hohlen Kinderbuchkram zu schreiben. Man versucht einfach, vorher so viele Gehirnzellen, wie nur irgend möglich abzuschalten, und tippt dann wild drauf los. Einfach fließen lassen.

Alkohol hilft mir dabei ungemein.

Ich muss an dieser Stelle wohl beichten, dass ich sämtliche Abenteuer von Mr. Gruffelpuff stockbesoffen verfasst habe. Und es war noch nicht mal besonders guter oder exklusiver Stoff. Einfach ein günstiger Whiskey, den ich gekauft habe, weil ein Satz Gläser dabei war. Und mir der Name gefallen hat. „Writer's Tears". Irgendwie passend, wie ich finde. 

Weil Autoren nicht einfach nur zum Genuss trinken. Sondern oft auch einfach aus Frust.

Mein Grund, zu trinken? Es gibt nichts, das ich mehr hasse, als Kinder. Oder Kinderbücher. Verrückt, nicht? Beinahe schon erheiternd. Oder aber ein bitterböser Scherz, den das Universum mit mir treibt. Ich weiß es nicht. Aber eben jenes Paradoxon finanziert meinen Lebensstil.

Sicher, ich habe auch sehr viel kostspieligere Destillate in meiner Sammlung. Und mittlerweile könnte ich es mir auch leisten, mich mit ihnen abzufüllen. Der Punkt ist: Die Geschichten sind mir nicht mehr wert, als eine günstige Flasche. So sehr verachte ich sie. Und der Erfolg gibt mir auch noch Recht dabei.

Dabei wollte ich doch nie etwas anderes, als ein ernst genommener Schriftsteller zu sein. Die Stimme meiner Generation. Ich wollte etwas vollbringen, das für die Ewigkeit bleibt. Einen Klassiker. Ein Werk, das man auch in 100 Jahren noch im Unterricht bespricht. Das man gerne immer wieder liest, bis der Einband total zerfleddert ist und die Seiten ausgeblichen sind. 

Aber sicher kein Kinderbuch. Ich meine EIN VERDAMMTES KINDERBUCH! 

Wie einfach es ist, mich bei diesem Thema in Rage zu schreiben. Wo ich doch ansonsten ein so sanftmütiger Mensch bin. Es will wohl einfach nicht in meinen Schädel rein. Dabei hat alles so harmlos angefangen. Vor etwa dreieinhalb Jahren...


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Ahoi und herzlich Willkommen zu den Unglaublichen Abenteuern des Mister Gruffelpuff. Wer nach einem Kinderbuch sucht, ist hier ziemlich an der falschen Stelle. Aber ich glaube, das dürfte nach dem Intro einigermaßen klar sein. Krimi wird das ganze wohl eher auch keiner werden, auch wenn das Ganze Spuren eines solchen enthalten könnte (vielleicht taucht ja auch die eine oder andere Person, die man schon kennen könnte, aber nicht zwangsweise muss, wieder als Nebenfigur auf). Das hat hoffentlich keinerlei Auswirkungen auf den Unterhaltungswert. Aber das werden wir ja sehen... Nachdem die Geschichte noch ziemlich am Anfang steht (und die Inspiration sich noch ein bisschen bitten lässt), wird es wohl ein wenig dauern, bis weitere Updates folgen (Aber sie werden kommen, das steht fest ^^). Das hier ist nur mal wieder ein Lebenszeichen von meiner Seite. Und ein Teaser. Das Cover ist auch nur temporär. So, das muss erstmal reichen. Schönen Tag euch und viel Spaß beim Lesen ;) Cr1ssC4stle

Die unglaublichen Abenteuer des Mister GruffelpuffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt