Kapitel 05: Höhlenforschung

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Tuckernd kam die Ente an der Rückseite eines alten, ausrangierten Fabrikgebäudes in Hafennähe zum Stehen.

„Willst du mich hier etwa in aller Stille ums Eck räumen?"

„Wenn du so weitermachst, verpasse ich dir vielleicht wirklich noch Betonschuhe."

„Danke, aber auf die Aussicht auf das Hafenbecken von unten kann ich verzichten."

„Dann hör auf zu lästern und lass dich lieber überraschen."

„Ich gebe mein Bestes."

„Na ob dabei irgendetwas Brauchbares herauskommt?"

„Das werden wir ja recht bald sehen."

Ich folgte Elena, die sich zielstrebig um die in die Jahre gekommene Fabrikhalle herumbewegte. Kaum hatten wir das Gebäude umrundet, als es auch schon mit der Ruhe vorbei war. Das Eingangstor stand weit offen und es herrschte geschäftiges Treiben. Eine ganze Schar Leute wuselte mit Bauhelmen auf dem Kopf und irgendwelchem Baukram in den Händen herum, ohne dabei jedoch chaotisch zu wirken; das Ganze hatte fast schon etwas von einer Choreographie.

„Die Location ist noch gar nicht fertig?"

„Wie klug du doch bist. Woran hast du das gemerkt?"

Ich zeigte auf das Eingangstor.

„Kein Schild."

El musste lachen.

„Scharfsinnig kombiniert, Watson."

„Holmes, bitte sehr."

„In deinen Träumen."

Ich wollte gerade zu einer fiesen Antwort ansetzen, als der offensichtliche Bauleiter auf uns zu gewieselt kam. Er hatte einen Stiernacken, war deutlich übergewichtig und schwitzte in den viel zu engen Klamotten (altes Karohemd zu blauer Latzhose und in die Jahre gekommenen Sicherheitsschuhen), die seine Figur eher unvorteilhaft in Szene setzten. Er wirkte leicht gestresst und nicht besonders erfreut über die Störung in seinem Arbeitsablauf. Ich konnte mir den Vortrag, den er gleich ablassen würde, darüber, dass wir hier als Unbefugte keinen Zutritt hatten und so, schon recht gut vorstellen; als er El erkannte, blieb ihm sein Spruch allerdings im Hals stecken. Mit seinem Gesicht passierte etwas Sonderbares: Seine Mundwinkel wanderten in dem Versuch, ein Lächeln zu faken, nach oben, wo sie aber offensichtlich nicht hinwollten. Der Rest seines Gesichts versuchte, das irgendwie zu kaschieren, und versagte dabei grandios.

„Wo haben sie DEN denn ausgegraben?"

„Ich habe keine Ahnung."

Er trat an uns heran und deutete vor El einen Knicks an. Ich wollte kotzen gehen. Ging wohl aber gerade nicht.

„Oh, Miss Carter, bitte entschuldigen Sie, ich hätte Sie beinahe nicht erkannt."

„Wär mir kaum aufgefallen. Wie geht der Umbau voran?"

„Alles läuft nach Zeitplan. Schon in ein, zwei Wochen werden Sie die Halle hier nicht wiedererkennen."

„Das will ich doch auch ganz schwer hoffen. Ich muss langsam mit dem Aufbau der Ausstellung beginnen."

„Selbstverständlich. Meine Männer sind bereits dabei, das Innere der Halle nach Ihren Wünschen umzugestalten."

„Sehr schön. Können mein Begleiter und ich einen Blick nach drinnen werfen?"

„Aber..."

Er starrte auf Elenas Kleid. Genauer gesagt: Auf ihren Ausschnitt. Es schien fast so, als würde er noch mehr zu schwitzen beginnen. Falls das möglich war. El fuchtelte mit ihren Händen vor seinem Gesicht rum. Als sie seine Aufmerksamkeit wieder hatte, deutete sie wortlos auf ihre Stiefel.

Die unglaublichen Abenteuer des Mister GruffelpuffWhere stories live. Discover now