Kapitel 11: Eröffnungen und kollegialer Neid

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El setzte eine Unschuldsmine auf.

„Wie meinst du das?"

„Na hör mal: Du bewegst dich durch dieses Areal, als würde es dir gehören und niemand scheint dir widersprechen zu wollen. Das war schon bei der Baustelle so. Du kennst hier offensichtlich jeden Winkel, weißt, wo sich welche Geschäfte befinden, wie der Laden hier belüftet ist und wer weiß was noch alles mehr. Alle sind betont freundlich und hören auf deine Anweisungen. Du bist die erste Ausstellerin hier, und das noch vor der offiziellen Eröffnung von The Cave. Und was bitte machen wir um diese Uhrzeit, Stunden vor dem Empfang mit allen wichtigen Persönlichkeiten, dem Bürgermeister und was-weiß-ich-noch-wem, hier?"

„Frühstücken?"

Ich musste lachen.

„Das kommt noch erschwerend hinzu."

Els Lächeln wuchs in die Breite.

„Mein lieber Watson, es besteht ja doch noch Hoffnung darauf, dass du so etwas wie einen kriminalistischen Spürsinn entwickelst."

„Holmes, wenn ich bitten darf."

„Sicher. Als nächstes behauptest du, du wärst Shinichi Kudo, gefangen im Körper eines Grundschülers."

„Wohl eher nicht. Aber ich sehe, du versuchst abzulenken."

„Was offensichtlich nicht besonders gut funktioniert."

„Also?"

„Naja, sagen wir so: Die Idee zu The Cave entstand bei einem feucht fröhlichen Abend mit ein paar befreundeten Künstlern. Zufällig befanden sich ein Baustatiker und ein Architekt unter ihnen. Wir waren uns einig, dass die Auswahl an wirklich guten Ausstellungsflächen in Nowhere City ziemlich klein war. Dass es eigentlich schön wäre, einen Ort zu haben, den man für verschiedenste Zwecke nutzen könnte. Das Ganze am besten noch kombiniert mit einer kulinarischen Auswahl, die über einen Stehempfang vom Catering Service hinausgeht. Also haben wir ein bisschen Brainstorming betrieben, ein paar Berechnungen angestellt und gemerkt, dass die Idee gar nicht so abwegig war. Irgendjemand hat dann diese Halle hier zu einem erstaunlich günstigen Preis gefunden, und et voila – hier stehen wir."

„Und woher kam das Geld für den Spaß?"

„Du bist viel zu neugierig."

„Berufskrankheit."

„Sagen wir so: Pop Art ist nicht unbedingt eine so brotlose Kunst, wie Henrietta McGriffith gerne hätte."

„Also gehört der Laden dir."

„Mehr oder weniger. Wobei ich ja eigentlich nur das Startkapital hingeblättert habe. Die Unterhaltskosten werden durch die Pächter der einzelnen Läden und Veranstaltungen getragen. Außerdem bin ich einigermaßen stolz darauf, sagen zu können, dass alle hier angebotenen Waren aus der Region sind."

Ich sah mich um und bekam neue Ehrfurcht vor El. Ich hatte zwar gewusst, dass sie von ihrer Kunst leben konnte und den Dozenten-Job aus reiner Liebe zur Kunst angenommen hatte, aber es ging hier alles in allem doch um eine ziemliche Menge Geld. Lag es im Bereich des Möglichen, dass sie wirklich schon so viel mit ihrer Kunst verdient hatte? Oder hatte sie eine größere Erbschaft gemacht? El hatte mir nie von ihrer Familie erzählt und jetzt danach zu fragen erschien mir unpassend. Also beließ ich es vorerst dabei und nickte stattdessen anerkennend.

„Nachhaltigkeit, eine gute Ökobilanz und die Schaffung von Arbeitsplätzen? Wenn du so weitermachst wirst du noch zu deinen Lebzeiten Heiliggesprochen."

„Das will ich doch nicht hoffen. Aber ja, diese Kriterien waren mir besonders wichtig."

„Darauf könnte ich glatt trinken."

Die unglaublichen Abenteuer des Mister GruffelpuffWhere stories live. Discover now