Kapitel 18: Karibik-Urlaub in Pink

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„Hey du Schlafmütze, aufwachen!"

Ich öffnete langsam die Augen. Ein Schatten hatte sich vor das künstliche Licht über mir geschoben und tropfte mich an. Halblange, nasse Haare hingen direkt über meinem Gesicht.

„Ich habe nur kurz meine Augenlider auf Dichtheit geprüft. Aber bei dem Ausblick lasse ich sie natürlich lieber offen."

El blickte an sich hinab. Das neongelbe Bikini-Oberteil stand ihr wirklich ausgezeichnet.

„Du bist so ein Spanner!"

„Momentmal, wer beugt sich hier über wen?"

„Aber doch nur, um den feinen Herrn aus seinem missglückten Schönheitsschlaf zu wecken. Komm lieber wieder ins Wasser, die Reihen lichten sich allmählich."

„Na schön, ich komme ja schon."

Ich stand auf und sah mich um. Das Lost Paradise, in dem wir uns gerade befanden, als Schwimmbad zu bezeichnen wäre die Untertreibung des Jahrhunderts gewesen. Irgendjemand hatte es für eine super Idee gehalten, ein Hallenbad mit Sauna- und Wellnessbereichen mit einem Urwald und diversen Attraktionen zu kreuzen. Herausgekommen war ein gigantisches Indoor-Urlaubsparadies. Es gab auch einen großen Außenbereich mit angegliedertem Campingplatz, aber dafür war es draußen nicht mehr warm genug. Mir zumindest. El hatte mich dazu überredet zusammen mit einem Schwung unserer gemeinsamen Freunde hier ein Wochenende zu verbringen. Eine Art Kurzurlaub, um einfach mal abzuschalten. Und tatsächlich, sobald ich den feinen weißen Sand zwischen meinen Zehen gespürt, das Gezwitscher exotischer Vögel (das hoffentlich nur eingespielt wurde) und das Plätschern des kleinen Wasserfalls in der Lagune, in der unsere Hütten standen gehört hatte, befand ich mich seelisch irgendwo ganz weit weg und in Urlaubsstimmung, keinesfalls aber am Stadtrand von Nowhere City. Für mich ging das Konzept des Lost Paradise also voll auf. Und wie mir der tiefenentspannte Ausdruck auf den Gesichtern meiner Freunde zeigte, die sich gerade in der Lagune breit machten war ich damit nicht allein. Gegen Abend wurde der Bereich für Tagesbesucher gesperrt und denjenigen überlassen, die hier übernachteten. Der Spaß war nicht ganz billig, aber die Aussicht, die Lagune ganz für uns alleine zu haben war die Kosten allemal wert. Über das gesamte Gelände waren mehrere solcher Übernachtungsmöglichkeiten verstreut, von der Luxus-Suite in einem kleinen karibischen Dorf bis hin zu einfachen Zelten, die an einem Stück Sandstrand aufgestellt worden waren.

„Nun sieh mal einer an, wer da aus seinem Dornröschenschlaf erwacht ist und uns die Ehre erweist."

Jim Stentson hatte es also auch geschafft, sich von seiner Arbeit loszureißen. Er war bei der Polizei, Abteilung Organisierte Kriminalität, hatte sich allerdings in den Innendienst versetzen lassen. Er war ein paar Jahre älter als ich und erst seit kurzem in unserer Clique, hatte sich aber schon ganz gut eingelebt. Els beste Freundin Jules, die Bass in einer aufstrebenden Fusion-Rock-Band spielte hatte ihn vor einem halben Jahr angeschleppt. Die beiden waren eins von diesen schrecklichen Pärchen, die dauernd am turteln waren und kaum die Finger voneinander lassen konnten, was zwar irgendwie süß war, auf Dauer aber auch anstrengend sein konnte. Naja, vermutlich war das der Ausgleich, den beide zu ihren doch recht unterschiedlichen Berufen brauchten. Im Moment saßen sie jedenfalls mit Cocktails bewaffnet im Wasser und grinsten vor sich hin.

"Ich musste nur ein wenig warten, bis die Medikamente wirken, die mir der Arzt verschrieben hat, damit ich eure Anwesenheit ertrage", feixte ich zurück.

"Hat dir der Arzt auch gleich etwas gegen deine chronische Unsportlichkeit verschrieben?"

"Wenn du dich gern bei einer Runde Volleyball blamieren willst, dann komm und finde es heraus."

Die unglaublichen Abenteuer des Mister GruffelpuffWhere stories live. Discover now