Kapitel 09: Morgens im Wunderland

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gewidmet @Heyguys77


Ich war tatsächlich ein wenig nervös.

Und gespannt.

Kindliche Vorfreude keimte in mir auf.

Aber das war eigentlich jedes Mal so, wenn einer meiner Artikel in einem der großen Magazine abgedruckt wurde. Nervös war ich, weil ich weder wusste, ob sich der Grafiker an meine Ideen und Vorschläge gehalten hatte, noch, an welcher Stelle im Magazin das Ganze platziert worden war. Und gespannt, weil ich keine Ahnung hatte, wie El der Artikel gefallen würde.

Ich saß in dem Zimmer, das mir für die Nacht zur Verfügung gestellt worden war, auf dem Bett, wartete und sah mich um. Der Raum war ca. fünfundzwanzig Quadratmeter groß und recht behaglich eingerichtet. Außer dem Doppelbett, das wie alles andere nagelneu, ungebraucht und trotzdem sehr bequem war, hatte ich noch eine schwarze Kunstledercouch nebst Couchtisch sowie einen großen Flachbildschirm, der gegenüber von der Couch an der Wand befestigt war, zur Verfügung.

Eine Tür führte in ein angrenzendes Badezimmer, das von jeweils zwei Räumen aus genutzt werden konnte. Man ging einfach rein, verriegelte die Türen von innen, und schon hatte man seine Ruhe. Außer natürlich, man wollte Wasser sparen.

Ich fragte mich gerade, ob im Zimmer nebenan auch irgendjemand geschlafen hatte, als es an meiner Zimmertür klopfte. Ich öffnete und war wenig überrascht, El zu sehen.

„Du solltest aufhören, unter der Dusche zu singen. Sonst ruft wegen deinem Gewimmer noch irgendwann jemand die Polizei oder den Rettungsdienst."

Was die Frage klärte, wer im Zimmer neben mir geschlafen hatte. Und nein: Ich hatte NICHT unter der Dusche gesungen.

El sah noch ein wenig zerknautscht aus, aber ich hatte sie ja schon in deutlich schlimmerer Lage gesehen. Einen Kommentar konnte ich mir dann aber doch nicht verkneifen.

„Ist der Panda-Look dieses Jahr wieder in Mode? Oder wirst du langsam alt?"

„Na bei dem Gesäge von nebenan soll man dann noch schlafen können. Du solltest übrigens mal Anti-Faltencreme benutzen, die wirkt bei Männern deines Alters wahre Wunder."

„Die Expertin spricht."

„Die vor allem sehr hungrige Expertin, die sich dringend nach einer Kanne Kaffee sehnt. Also komm lieber mit, bevor wir dich hier nichtmehr ohne Rollator wegkriegen."

El war definitiv kein Morgenmensch, aber wir hatten schon oft genug zusammen gefrühstückt, um zu wissen, wie wir morgens trotzdem miteinander klar kamen. Zielstrebig lief sie durch den engen Korridor, in dem sich unsere Zimmer befanden und steuerte auf eine Tür direkt vor uns zu. Der Boden war mit dickem rotem Teppich gepolstert, so dass das Geräusch unserer Schritte ziemlich gedämpft wurde. Ich folgte ihr brav und versuchte dabei, nicht dauernd auf ihren Hintern zu starren. Sie blieb an der Tür stehen, drehte sich zu mir um und grinste schelmisch.

„Fertig gestarrt?"

„Können wir den Korridor nochmal zurückgehen? Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig."

Sie lachte.

„Dir fällt auch immer irgendein dummer Spruch ein, oder?"

„Ich lerne von der Besten."

„Und ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dass irgendwas bei dir hängen bleibt."

„Darf ich?"

Die unglaublichen Abenteuer des Mister GruffelpuffWhere stories live. Discover now