Kapitel 12: Ungeduld ist (k)eine Tugend

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Meine Haustür war noch gar nicht richtig zu, als ich schon meinen Laptop hochfahren ließ. Es war zwar gerade einmal zwei Tage her, dass ich die Leseprobe an die Verlage geschickt hatte und damit höchst unwahrscheinlich, dass sich schon irgendjemand diesbezüglich bei mir gemeldet hatte, aber man durfte ja noch hoffen, oder?

Während der Laptop noch hochfuhr (irgendwie war er seit dem letzten Update des Betriebssystems erstaunlich langsam geworden) schnappte ich mir mein Telefon. 63 neue Nachrichten. Ich atmete kurz durch, schaltete auf Lautsprecher und hörte die Nachrichten ab.

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Es gab keinen logischen Grund, warum ich enttäuscht hätte sein sollen. Es konnte mehrere Monate dauern, bis sich die Herren und Damen aus dem Verlagswesen dazu hinreißen ließen, eingesendete Manuskripte zu begutachten. Aber verdammt, keine einzige der Sprachnachrichten hatte sich auf Mister Gruffelpuff bezogen. Stattdessen hatte ich mich durch eine Mischung aus „Hey Alter, gratuliere zu dem Artikel", zwei oder drei Anfragen für neue Aufträge (was ja grundsätzlich ganz in Ordnung war, wenn ich nicht verhungern wollte), ein paar Werbeanrufen und eine Sprachnachricht von meiner Mutter gehört, die gefragt hatte, ob ich denn mal wieder zum Essen vorbeischauen würde. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich mich schon so lange nicht mehr bei ihr und meinem Vater gemeldet hatte. Dabei wohnten sie nur eine knappe halbe Stunde von mir weg. Ich nahm mir vor, sie sofort zurückzurufen, sobald ich mit den anderen Nachrichten durch war, vergaß dieses Vorhaben jedoch schon innerhalb der nächsten fünf Minuten wieder. Darin war ich wirklich gut.

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Die folgenden Wochen zehrten sehr an meiner Geduld. Ich versuchte mich durch diverse Aufträge abzulenken. Vor lauter Langeweile las ich ein paar Artikel und ein Sachbuch Korrektur, schrieb ein paar kleinere Artikel für eine Tageszeitung und ein Online-Journal und diversen anderen Kleinkram. Zwei- oder dreimal traf ich mich mit El und ein paar unserer Freunde im Pub. Und jedes Mal, wenn ich nachhause kam, das gleiche Spiel: Keine neuen Nachrichten zu Mister Gruffelpuff. Zunehmend gefrustet fing ich an, an einem zweiten Band zu schreiben, wobei ich natürlich strengstens darauf achtete, die Schreibmethode vom ersten Band beizubehalten. Meine Leber war begeistert.

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Wieder ein paar Wochen (und mittlerweile tatsächlich ein oder zwei Absagen) später befand ich mich gerade mitten im Schreibprozess und auf halbem Weg durch meine vorletzte Flasche Writer's Tears, als ich das vertraute ‚Ping'-Geräusch meiner Mailbox vernahm. Ohne große Hoffnung (und vielleicht ein ganz klein wenig angetrunken) checkte ich die neue Nachricht. Ich verschluckte mich derart an dem Whiskey, dass ich Tränen in den Augen hatte und einen ordentlichen Schluck davon auf den Bildschirm meines Laptops spuckte. Na toll. Ich stürzte in meine Küche, um einen Lappen, ein Stück Küchenrolle oder etwas Ähnliches zu finden, bevor die ganze Soße in die Tastatur laufen konnte, stolperte über die Kante bei der Küchentür und hätte mich beinahe voll auf die Fresse gelegt. Ich atmete kurz durch und hielt mich an meiner Arbeitsplatte fest, während ich darauf wartete, dass die Welt aufhörte, sich zu drehen. Vielleicht hatte ich doch eher ordentlich einen sitzen.

Erst später, als ich die Schweinerei schließlich aufgewischt hatte, fiel mir die Ironie mit den Tränen auf. Ich bekam einen Lachflash und hätte beinahe vergessen, die Mail zu Ende zu lesen, diesmal aber ohne etwas zu trinken im Mund. Ich verstand nur etwa die Hälfte; die Buchstaben hatten offenbar keine große Lust, an Ort und Stelle zu verweilen. Also musste ich wohl oder übel bis zum nächsten Tag warten um zu wissen, ob ich mich wirklich nicht verlesen hatte.

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Ach ja, die Sache mit der Geduld immer... Hand aufs Herz: Wie geduldig seid ihr? ;) Wer vergisst auch gern mal, zurückzurufen? xD Und die vielleicht wichtigste Frage: WAS STEHT IN DER MAIL??? 

Außerdem: Mister Gruffelpuff hat die 3000 Reads geknackt! Das musste natürlich mit einem Kapitel belohnt werden (auch wenn es nur ein kurzes ist, aber mehr bringe ich im Moment beim besten Willen nicht zustande. Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem ^^).

Die unglaublichen Abenteuer des Mister GruffelpuffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt