Kapitel 26: Schulbänke und andere Widrigkeiten

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„Egal, was du gerade tust, brich es ab und sag mir, wo ich dich abholen kann."

„Es ist schön, dass du meinen Terminplan so gut kennst. Ich stehe vor der Saint Clara-of-the-Hills und bin in Begleitung."

„Bitte sag mir, dass du nicht auf Schulmädchen stehst."

„Du hast ja eine wirklich hohe Meinung von mir. Aber ich kann dich beruhigen."

„Dann ist mir egal, wen du mitbringst. Und wenn es der Papst sein sollte. Hauptsache ihr habt Hunger."

„Oh, viel besser. Aber ja, dein Timing ist gut."

„Ich weiß. Ein Wagen ist unterwegs zu euch."

„Alles klar." Klack, aufgelegt.

„Was war das denn gerade?" Els Blick lag irgendwo zwischen Neugier und Verwirrung.

„Unser Termin zum Mittagessen."

„Wir haben einen Termin zum Mittagessen?"

„Anscheinend."

„Und wo geht's hin?"

„Ich habe eine vage Vermutung. Aber ich würde dafür nicht die Hand ins Feuer legen."

„Davon würde ich dir als Schriftsteller sowieso dringend abraten. Du brauchst beide Hände. Auch für die Gitarre."

„Ich habe nicht gesagt, dass ich von meiner Hand spreche."

„Na meine kriegst du nicht!"

„Vielleicht ist die von Brad noch frei."

„Nachdem sein Ego heute schon so gelitten hat?"

„Dann ist es jetzt auch schon egal. Übrigens spitzen Aktion vorhin. Im Mobben von Minderjährigen bist du einsame Klasse."

„Von dir nehme ich das als Kompliment. Aber was hätte ich denn auch sonst tun sollen? Davonkommen lassen durfte ich ihn so auf keinen Fall, sonst lernt er den richtigen Umgang mit Frauen ja nie."

„Oder Kerlen." Ich musste kichern.

„Hast du gesehen, wie rot er geworden ist, als du das noch angefügt hast?"

„Das Leuchten war ja kaum zu übersehen."

„Ich hatte beinahe Mitleid."

„Aber eben nur beinahe."

Die Saint Clara-of-the-Hills war eine staatliche Mittelschule im Süden von Nowhere City, untergebracht in einem hässlichen Betonbunker, der etwas an ein Gefängnis erinnerte. Fehlte eigentlich nur der Stacheldraht auf der Umzäunung. Alles hier schrie förmlich nach Mittelmaß, von der Architektur des Gebäudes bis zur Gestaltung von Aula und Klassenzimmern in Grau- und fahlen Brauntönen. Sogar die Lehrer wirkten zum Großteil farblos und unmotiviert. Alles schien darauf ausgelegt, ja keine geistige Elite hervorzubringen. Ein ziemlich deprimierender Ort für eine Autorenlesung. Aber vielleicht auch gerade deswegen passend. Die junge Lehrerin, die meinen Besuch durchgeboxt hatte, hatte das offenbar ähnlich gesehen. Dieser Ort hatte eindeutig ein wenig Fantasie nötig.

El hatte sich bereiterklärt, mich zu begleiten, worüber ich echt froh war. Im Gegenzug würde ich wieder für irgendein künstlerisches Event herhalten müssen, aber das war mir egal. Schulen waren immer ein Kapitel für sich und gerade an so einem hässlichen Ort war ich ungern über längere Zeit alleine.

Die Sommerferien standen unmittelbar bevor und Band zwei der unglaublichen Abenteuer des Mister Gruffelpuff war kürzlich erschienen. Seit der Veröffentlichung von Unter falscher Flagge war zwar erst ein gutes halbes Jahr vergangen und es verkaufte sich immer noch ganz ordentlich, aber der Verlag wollte den Flow nutzen, der mit dem langsam steigenden Bekanntheitsgrad meines Namens einherging. In den sozialen Medien und bei meinen gut besuchten Lesungen wurde immer wieder nach einer Fortsetzung gefragt und auch bei den großen Suchmaschinen wurde langsam öfter nach meinem Namen gesucht. Sehr erfreuliche Entwicklungen also.

Die unglaublichen Abenteuer des Mister GruffelpuffWhere stories live. Discover now