Kapitel 25: Unmoralische Angebote und ein (fast) vergessener Pakt

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Ich öffnete meine Augen.

Oder versuchte es zumindest.

Meine Fresse.

Ich schloss sie wieder, bis die Welt um mich herum aufhörte, sich zu drehen.

Ok, dann Schritt für Schritt.

Erste Frage: Welcher Tag war heute?

Wo zum Henker war ich?

Und wie war ich hierhergekommen?

Offensichtlich hatte ich einen totalen Filmriss.

Vorsichtshalber tastete ich meinen Bauchraum ab. Keine frischen Operationsnarben? Gut.

Dann konzentrierte ich mich auf mein Gehör. Alles ruhig. Irgendwo in der Ferne das gedämpfte Trommeln von Regentropfen auf eine große Fensterscheibe. Regen? Hatte es die letzten Tage nicht geschneit?

Die Unterlage, auf der ich geschlafen hatte fühlte sich definitiv nicht wie mein Bett an, roch aber trotzdem vage vertraut.

In meinem Kopf setzte sich ein Bild zusammen.

Els Couch.

Dass ein Tag so enden konnte fühlte sich logisch an.

Aber was war zuvor passiert?

Solange ich meinen Koffein-Spiegel nicht auffüllte würde sich die Lücke wohl nicht schließen.

Aber dazu musste ich immernoch aufstehen.

Na gut. Ich versuchte erneut meine Augen zu öffnen, diesmal langsam und bedächtig.

Das Bild war leicht verschwommen, aber ich hatte Recht gehabt. Das war eindeutig Els Loft.

Wie auf Kommando setzten die Kopfschmerzen ein, gefolgt von ihrem treuen Weggefährten Übelkeit. Ich schloss meine Augen erneut, versuchte ruhig und flach zu atmen, ließ die Welle einfach über mich hereinbrechen und konzentrierte mich darauf, die Couch nicht vollzukotzen.

Als das Schlimmste vorbei war, öffnete ich die Augen wieder, setzte mich langsam auf und starrte auf den Boden, um ihn daran zu hindern, sich wieder zu drehen.

Leise tappsende Schritte näherten sich von irgendwo hinter mir. Die Abstände zwischen den einzelnen Schritten ließen darauf schließen, dass auch El eine harte Nacht hinter sich hatte.

Ein paar Füße schob sich in meinen Sichtbereich. Langsam bewegte sich mein Blick nach oben, bis ich ihr Gesicht sah. Sie sah so erbärmlich aus, wie ich mich fühlte.

Ich musste laut losprusten und bereute es sofort.

„Dir auch einen guten Morgen, Tim. Und nur zu deiner Information: Du siehst auch nicht besser aus."

„Habe ich beinahe befürchtet. Hast du noch irgendeine Erinnerung an den gestrigen Abend?"

„Ich hätte jetzt jedes Recht dazu, beleidigt zu sein, aber bei einem Mann deines Alters muss man wohl hin und wieder Gedächtnislücken in Kauf nehmen. Ein kleiner Tipp: Schau mal auf deinen rechten Ringfinger. Fällt dir etwas auf?"

Mein Blick wanderte zu meiner rechten Hand und schlagartig war ich hellwach. Wieso war mir das zusätzliche Gewicht nicht sofort aufgefallen? An meinem rechten Ringfinger steckte ein Ring, mattschwarz. Meine Kinnlade klappte nach unten. Bitte WAS?

„Wa...wa... hää?"

El lachte heiser.

„Du hast wirklich einen totalen Filmriss, oder?"

Ich konnte nur ungläubig nicken.

„Ich gehe jetzt duschen. Bis ich fertig bin kannst du dich sicher wieder an das eine oder andere erinnern."

Die unglaublichen Abenteuer des Mister GruffelpuffWhere stories live. Discover now