Kapitel 10: Kritische Blicke und andere Unabwägbarkeiten

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Bob Ross grinste mir in seiner Banksy-Version entgegen.

„Titelstory: Die heißeste Kunstausstellung des Jahres."

The Joy of Fainting hatte es auf die Titelseite geschafft. Mein Unterkiefer klappte nach unten und ich schnappte hörbar nach Luft. El fing an zu kichern.

„Hattest du damit etwa nicht gerechnet?"

„Bei allem Vertrauen in meine journalistischen Fähigkeiten: Nein, nicht wirklich."

„Die Bescheidenheit sieht dir gar nicht ähnlich. Steht dir aber."

„Danke. Ich wollte mal was Neues probieren."

Meine Hände zitterten leicht, als ich zu dem Artikel blätterte. El grinste mich an und beobachtete einfach. Das Ganze schien ihr wirklich Spaß zu machen. Und tatsächlich: Mein Artikel war genau so übernommen worden, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Bilder waren an den richtigen Stellen und erzählten dem Leser von der Entstehung der Ausstellung. Auch am Text hatte offensichtlich niemand rumgepfuscht. Der erste Absatz war nach wie vor:

„Ich sitze laut singend in einem Citroen 2CV auf der Beifahrerseite. „I win, you loose..." Neben mir, am Steuer dieses leicht in die Jahre gekommenen Vehikels sitzt Elena Carter und stimmt mit ihrer glockenklaren Stimme in den Gesang ein. Wir sind auf dem Weg zu dem Ort, der in wenigen Wochen ihren neuesten künstlerischen Streich beheimaten wird: Eine alte, leerstehende Lagerhalle, die einmal The Cave heißen wird. Noch habe ich absolut keine Ahnung davon, was mich erwarten wird."

Ich überflog die einzelnen Absätze, die den Leser mit auf eine Reise durch die letzten paar Wochen nahmen. Den Abschluss des Artikels bildeten ein Foto von der Außenseite der Birthday Box und die letzten beiden Sätze: „Welche Überraschung hält das Kernstück der Ausstellung für den geneigten Kunstinteressenten parat? Nun, das muss jeder selbst für sich herausfinden." Doch, ich war zufrieden. Ein Blick in Els Gesicht verriet mir, dass sie es auch war.

„Dein Artikel gefällt mir. Du hast dich damit echt selbst übertroffen. Aber untersteh dich und sag das irgendjemandem. Ich werde alles abstreiten."

Ihr lächeln verriet mir, dass die letzten Worte nicht ganz ernst gemeint waren.

„Keine Sorge. Das würde mir wohl eh niemand glauben."

In diesem Moment kam unser Kellner mit unserer, äh..., Frühstücksauswahl.

„Haben wir das alles wirklich bestellt?"

„Sieht fast so aus."

„Wer soll bitteschön so viel essen?"

„Naja, wir haben ja noch ein wenig Zeit vor der Eröffnung."

„Und wie kommen wir dann von hier weg? Kommt jemand vorbei, um uns wegzurollen?"

„Das will ich ganz schwer hoffen. Selbstständig laufen werden wir wohl nichtmehr können."

Wir hatten vielleicht wirklich ein klein wenig übertrieben. Aber alles hatte so lecker und verführerisch geklungen. Und BACON. Und Pfannkuchen. Und frisches Obst. Und der ganze restliche Kram. El seufzte.

„Naja, irgendwer musste sich ja opfern und alles durchprobieren, bevor die ersten Gäste kommen."

„Also ist diese Frühstücksorgie unser Beitrag für die Gesellschaft?"

„Ein Opfer, das sie hoffentlich zu würdigen weiß."

„Na dann: Für die Menschheit."

***

Die unglaublichen Abenteuer des Mister GruffelpuffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt