Erstes Schuljahr in Hogwarts

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Ich lief den Korridor entlang auf dem Weg zu Zauberkunst.

„Lily Evans!“ rief eine Stimme. Ich hätte die Person identifizieren können ohne ihre Stimme zu hören. Das Klacken der Absätze ihrer Schuhe war unverkennbar. Mit einer Schwungvollen Bewegung drehte ich mich um und blieb stehen.

„Mafalda.“ sagte ich geduldig. Mafalda Hopfkirch hing mir seit Anfang des Schuljahres ununterbrochen am Rockzipfel. Ich hatte versucht ihr aus dem Weg zu gehen, doch leider war sie genau wie ich ein Erstklässler Gryffindors und so gestaltete es sich regelrecht unmöglich sie zu meiden. Sie kam mit großen Schritten auf mich zu, die spitze Nase ein wenig 'gen Himmel gereckt wie immer. Ich war bereit an ihr imposantes Auftreten gewöhnt, ebenso wie ihre Angewohnheit, mich bei meinem ganzen Namen zu nennen.

„Lily Evans.“ sagte sie erneut in ihrer hohen gebietenden Stimme.

„Gehst du auch zur Zauberkunst?“ fragte sie. Ich nickte.

„Du hast Glück, da wollte ich auch gerade hin. Ich gehe mit dir.“ sagte sie. Glück? Ich stutze ein wenig, sagte aber nichts. Ich lief schweigend neben ihr her, während sie sich bei mir über die mangelnde Disziplin im Gryffindor-Turm beschwerte. Ich war heilfroh, als wir den Klassenraum erreichten und die Ravenclaws, mit denen wir Unterricht hatten bereits dort waren. Ich lief schnell hinüber zu dem freien Platz neben einer laut schnatternden Brünette.

„Hi Lily!“ rief sie fröhlich.
„Hi June.“ sagte ich. Bevor June mit ihrem üblichen Geplapper beginnen konnte betrat jedoch der kleine Professor Flittwick den Klassenraum und es wurde still.

Wir übten den Wingardium Leviosa, den Schwebezauber. Nach einigen Anläufen gelang es June und mir, die weiße Feder, mit der wir den Zauberspruch übten durch die Klasse fliegen zu lassen. June hatte sich einen Spaß daraus gemacht, Mafalda, die einige Bänke vor uns saß, mit der Feder hinterm Ohr zu kitzeln, bis diese mit einem lauten Wutschrei von der Bank aufsprang und dabei Valentina Dork einen Hieb in die Rippen verpasste. Valentina erschrak dabei so sehr, dass der Schwebezauber, den sie soeben ausgeübt hatte auf den kleinen verwirrten Professor Flittwick traf, der nun vom Boden abhob und über seinen Pult schwebte. Die gesamte Klasse brüllte los, nur Valentina Dork stand mit hochrotem Kopf an ihrem Platz und war höchst konzentriert, ihren Lehrer nicht aus zwei Meter Höhe auf den Boden klatschen zu lassen. Mafalda fand das ganze überhaupt nicht komisch. Mit zusammen zusammengekniffenen Augen funkelte sie June an und schien kurz vor dem Explodieren. Nachdem Professor Flittwick wieder sicher auf dem Boden war, war die Stunde bereits vorbei und er entließ und mit einem peinlichen Genuschel aus dem Unterricht.

June und ich glucksten immer noch, als wir zur großen Halle gingen. Ich winkte June und ging zu den anderen Gryffindors an unserem langen Tisch. Mafalda Hopfkirch und Valentina Dork saßen bereits dort und taten sich von dem Bohnensalat auf. Ich seufzte und setzte mich gegenüber der beiden auf einen freien Platz. Mafalda warf mir einen garstigen Blick zu und verwickelte dann Valentina in ein Gespräch.

„Du weißt doch, was man über Bohnen sagt, oder Mafalda?“ fragte Sirius Black, der mit seinen besten Freunden Remus, James und Peter aufgetaucht war und sich nun neben Valentina setzte.

„Sicherlich nichts, was dich interessieren würde.“ erwiderte sie hochmütig. Sirius überging ihre herablassende Antwort.

„Bohnen verursachen starke Blähungen.“ sagte er. Mafalda warf ihm einen einen kalten Blick zu und betrachtete ihn wie ein Ungeziefer, dann wandte sie sich wieder an Valentina, die inzwischen wieder rot angelaufen war und ihren Teller weggeschoben hatte. Ich ließ das Geplänkel der Jungs und Mafaldas Tratsch über mich ergehen, bis mich eine Hand an der Schulter an tippte. Ich drehte mich um.

„Severus.“ sagte ich erleichtert und stand auf. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie James Potter seinem Freund Peter etwas ins Ohr flüsterte, woraufhin er lauthals anfing zu lachen. Sev und ich gingen aus der großen Halle hinaus auf den Pausenhof und setzten uns unter eine alte Buche in einer Ecke. Manchmal saßen wir hier einfach und beobachteten die vorbei ziehenden Schüler, ohne ein Wort zu sagen. Mit Severus war es immer so einfach.

The Story of Lily Potter (Harry Potter Prequel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt