Reue

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Nach dem Essen verzog ich mich mit Florence und Sirius in den Gryffindorgemeindschaftsraum, wo Remus und Peter, die bereits gegessen hatten auf uns warteten. Die Beiden saßen in einer Ecke neben dem Karmin und Remus war dabei Peter das achte Mal, seid sie hoch gegangen waren im Zaubererschach zu schlagen. Ich setzte mich im Schneidersitz vor dem Karmin auf den Boden und beobachtete die beiden eine Weile. Sirius flätzte sich auf das Sofa hinter mir und starrte gelangweilt in das Kaminfeuer.

Nach etwa fünf Minuten meldete sich Florence zu Wort, die sich neben Sirius auf die Couch gequetscht hatte und nun mein Haar zu einem langen französischen Zopf flocht.

„Wo ist eigentlich Darren? Ich hab ihn den ganzen Tag noch nicht gesehen.“ Sie sah sich um und auch ich suchte den Raum mit den Augen ab.

„Er ist heute Morgen nach Hause gefahren.“, entgegnete Remus ohne von dem Schachbrett aufzusehen. „Und Matt.“, fügte er an Peter hinzu, während ein kleiner weißer Läufer auf Peters schwarzen König zu schritt und ihn im hohen Boden von Schachbrett kickte. Frustriert warf sich Peter in seinem Lehnsessel zurück und schmollte.

„Er ist heute noch nach Hause gefahren? Das lohnt sich doch gar nicht. Die Zugfahrt dauert ja schon einen ganzen Tag und morgen beginnt der Unterricht wieder.“, murmelte ich verwirrt. Florence verharrt in der Bewegung und ließ die Hände an meinem Haar auf meine Schultern sinken. Es herrschte eine unbehagliche Stimme und ich sah in die Runde.

„Hab ich was falsches gesagt?“

„Darren ist zur Beerdigung nach Hause gefahren.“, sagte Sirius ruhig, der den Blick starr auf das Kaminfeuer gerichtet hatte. Ich hielt den Atem an.

„Beerdigung? Wessen Beerdigung?“, flüsterte ich. Sirius blinzelte kurz und rekelte sich dann auf der Couch.

„Jason McSinder wurde bei dem Anschlag auf das Oceans Springs getötet. Er war dort, als die Todesser eingetroffen sind. Darren ist auf Jasons Beerdingung.“, brummte er. Ich sah ihn fassungslos an.

„Jason McSinder ist tot?! Aber... warum...“

„Ihm gehörte das Ocean Springs, ihm und seinem Bruder, der noch im St.Mungos liegt.“

Ich nickte und schluckte den Schrecken runter.

„Armer Darren.“, flüsterte Florence. „Er war sein bester Freund.“ Sie schniefte leise. Nachdem der Gemeindschaftraum immer leerer wurde, beschloss ich selbst ins Bett zu gehen. Ich entschied, bei den Gryffindors zu schlafen, da es im Schulsprechergemeindschaftsraum ohne James sehr einsam sein würde. Ich ging mit Florence hoch in die Schlafräume, während Sirius sich von Remus zu einer Runde Zaubererschach überreden ließ.
Mafalda und Valentina saßen bereits auf ihren Betten und unterhielten sich leise. Als wir das Zimmer betraten wurde es augenblicklich still. Ich veruschte die bohrenden Blicke der beiden zu ignorieren und kramte in meinem Koffer nach meinem Nachthemd. Florence ließ sich auf ihr Bett fallen und blätterte in ihrem Flitterer. Ich verschwand mit meinen Sachen im Bad um mich fertig zu machen, als ich den Schlafsaal wieder betrat war von Valentinas Bett ein leises Schnarchen zu hören. Auch Florence war unter ihrem Flitterer eingeschlafen. Ich nahm ihr die Zeitschrift aus der Hand und deckte sie vorsichtig zu. Gerade als ich in mein Bett steigen wollte hörte ich meinen Namen.

„Lily?“,sagte Mafalda leise. Ich drehte mich um und sah sie ausdruckslos an. Sie lag seitlich in ihrem Bett, die Decke bis zum Kinn hochgezogen.

„Es tut mir Leid.“, murmelte sie.

„Was tut dir Leid?“, fragte ich monoton, obwohl ich zugeben musste, dass ich ziemlich überrascht über Mafaldas Ton war.

Mafalda zögerte einen Moment.

„Was dieses Wochenende passiert ist. Ihr wärt fast gestorben... und dann noch James Eltern...“, sagte sie und brach ab. Ich starrte sie reglos an.
„Nur seine Mutter“, flüsterte ich so leise, dass ich meine Worte selbst kaum verstand. Mafalda setzte sich auf.

„Natürlich, tut mir Leid, ich meinte nur-“ Ich nickte und Mafalda schluckte unsicher.

„Warum bist du so nett?“, fragte ich unbeeindruckt und setzte mich auf meine Bettkante. Mafalda runzelte nachdenklich die Stirn und sah fast ein wenig beschämt zu Boden.

„Ich war einfach ein totales Arschloch in den letzten Jahren. Das tut mir wirklich Leid. Ich... ich war immer so neidisch auf dich.“, sagte sie leise und sah langsam wieder zu mir hoch. Ich runzelte die Stirn.

„Du warst was?!“, fragte ich, nicht ganz sicher ob ich mich verhört hatte.

„Ich war neidisch. Du hattest einfach alles. Gute Noten, gute Freunde, du warst bei den Lehrern beliebt-“ Ich lachte humorlos.

„Ich bin ein Schlammblut!“, grollte ich hitzig. Mafalda zuckte zusammen und sah erneut zu Boden.

„Ich wollte dich nicht verletzten... Das heißt... ich wollte es schon irgendwie, aber nur, damit ich mich besser fühlen konnte... irgendwie ebenbürtig.“, murmelte sie verlegen. Ich seufzte und ließ die Schultern sinken.

„Kannst du mir verzeihen, dass ich so ein Biest war?“, fragte sie wehmütig. Ich zuckte mit den Schultern und nickte.

„Jeder hat eine zweite Chance verdient.“, sagte ich leise. Sie lächelte mich dankbar an und wir legten uns schlafen.

The Story of Lily Potter (Harry Potter Prequel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt