Drittes Schuljahr in Hogwarts

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Meine Augen waren kurz vorm zufallen, als plötzlich ein margerschütternder Laut durch den Raum hallte. Ich saß kerzengerade auf meinem Stuhl, aus der zweiten Reihe hörte ich Valentina nach Luft schnappen und June stieß vor Schreck beinahe ihren Bücherstapel vom Tisch. Wir drehten uns um und da hörten wir es erneut. Ein ohrenbetäubendes Schnarchen aus der letzten Reihe hallte durch die Klasse. Alle hatten sich zu dem Schnarchenden Schüler umgedreht. Alle bis auf Professor Binns. Der saß immer noch seelenruhig an seinem Pult und zitierte nun die wichtigsten Daten der Koboldaufstände in seiner monotonen einschläfernden Stimme.

Das Schnarchen ertönte abermals und June reckte den Hals um an Florence Leek vorbei einen Blick auf die Schlafmütze zu erhaschen. Braunes fusseliges Haar war auf den Tisch der letzten Reihe ausgebreitet. Den Kopf auf die Tischplatte gelegt schlief er dort. Seine Freunde links von ihm auf den Stühlen versuchten angestrengt das Lachen zu unterdrücken, bis einer von ihnen, beim nächsten Schnarcher, den lauten Juchzer nicht mehr zurückhalten konnte. James Potter prustete los und die Hälfte der Klasse stimmte in sein Lachen ein. Diesmal hörte, welch ein Wunder, auch Professor Binns es. Verwirrt sah er von seinem Buch auf und schwebte durch seinen Pult. Auf die Klasse zu. Alle verstummten. Peter Pettigrew, der durch das laute Lachen seiner Mitschüler aus dem Tiefschlaf erwacht war, sah mies gelaunt umher, bis er Professor Binns erblickte. Seine Hamster-backen liefen rot an und er schob sich das dünne zerzauste Haar aus dem Gesicht und setzte sich aufrecht hin. Verwundert über das unerklärliche loslachen der Klasse entschwand Binns wieder in Richtung Pult. Eine ermüdende weitere halbe Stunde später entließ Professor Binns uns endlich und ich machte mich mit June auf den Weg zur großen Halle. Wie zu jeder Mahlzeit trennten sich hier unsere Wege und setzte mich zu den Griffindors. Vom Tisch der Hufflepuffs sah ich Maggie herüber winken und ich winkte zurück. Es wäre so viel einfacher gewesen, wenn June und Maggie ebenfalls nach Griffindor gekommen wären. Nun musste ich mich mit Mafalda und Valentina herumschlagen und auf Florence aufpassen wie ein Babysitter. Florence war zwar ein herzensgutes und liebes Mädchen, doch sie hatte schon irgendwie ihre Eigenarten und erst eine Woche zuvor wäre sie beinahe von einer Treppe gestürzt, die gerade die Richtung gewechselt hatte. Ich hatte sie an ihrem Umhang zurück zerren müssen. Mafalda und Valentina hatten das natürlich irre komisch gefunden. Sie machten sich immer lustig über Florence.

Nun saßen Mafalda und Valentina schon am Tisch und Florence die mir zeitunglesend gefolgt war setzte sich zu ihnen.

„Hmmm. Frühstück. Ich glaube ich könnte einen ganzen Kobold verdrücken.“ sagte sie verträumt und besah sich der Speisen vor ihr.

„Florence, das ist Abendessen.“ sagte ich leise. Sie sah mich verwundert an.

„Wirklich? Sind wir nicht gerade erst aufgestanden?“ hakte sie unsicher nach. Ich schüttelte den Kopf.

„Komisch, ich hätte schwören können, dass ich bis eben geschlafen hab.“ murmelte sie an sich selbst gerichtet.

„Hast du. Wir hatten Geschichte der Zauberei.“ erläuterte James und setzte sich neben mich. Ich rückte demonstrativ ein Stück von ihm ab.

Ich mochte James und seine Truppe aus Vollidioten nicht sonderlich. Remus Lupin war noch in Ordnung, doch das arrogante getue von James und Sirius war kaum zu ertragen.

Ich tat mir etwas von der Nierenpastete auf meinen Teller und schnappte Gesprächsfetzen von James und Mafalda auf.

„Mein Dad hat erst letztens einem Muggel-Mörder aufgelauert. Der sitzt nun in Askaban. Ja mein Dad ist schon ein sehr erfolgreicher Auror. Darum können wir uns auch unser großes Haus leisten. Mom und Dad verdienen so viel, davon kann der arme Snape nur träumen...“ erzählte James. Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu, doch er bemerkte es nicht.

„Ich bin der Meinung das Zaubereiministerium sollte mal wieder ein Gesetzt zur Verschärfung bei Muggelstämmigen einführen. Meine Mom sagt immer, die sind nur eine Beschmutzung für uns Zauberer und Hexe. Die haben vermutlich ihre magischen Fähigkeiten vor irgendeinem armen Zauberer gestohlen oder sonstiges...“ plapperte Mafalda an Valentina gewandt. Sie nickte hin und wieder zu dem was sie sagte, schien jedoch nicht ganz bei der Sache zu sein, denn immer wieder warf sie einen verstohlenen Blick in Richtung Sirius Black. Ich seufzte und wand mich genervt meinem fast leeren Teller zu. Mir gegenüber saß immer noch schweigend Florence. Sie kaute langsam an ihrem Rosinenbrötchen, während sie verträumt durch die große Halle starrte.

Nachdem ich meinen Teller leergegessen hatte stand ich von meinem Platz auf. Ich sah mich in der großen Halle nach meinen Freunden in den anderen Häusern um. Am Slytherinetisch saßen nur noch wenige Schüler, die meisten aus den höheren Jahrgängen. Severus war nicht dabei. Wahrscheinlich war er schon in den Slytehrine-gemeinsschaftsraum gegangen. Am Ravenclaw-tisch saßen noch die meisten Schüler. Auch June war darunter. Sie unterhielt sich mit mit einem großen muskulösen Jungen mit dunkelblondem perfekt frisiertem Haar. Maggies Bruder Bryce. Bryce hatte große Ähnlichkeit mit Maggie, zumindest was das aussehen anbelange. Er hatte das gleiche wellige Haar und ebenfalls die gleiche Haarfarbe, auch seine Augen sahen denen Maggies sehr ähnlich, dunkelbraun bis bronzen. Von Charakter her schien er eher June zu ähneln. Er war sehr aufgeschlossen, immer in eine Unterhaltung vertieft, in der er häufig das meiste zum besten gab. Sein unverkennbares Lachen hallte beinahe bei jeder Mahlzeit durch die gesamte große Halle. Bei den Mädchen war er sehr beliebt. Er war Jäger der Quidditchmannschaft für Raveclaw und soviel June mir erzählte, und sie erzählte mir viel über ihn, war er sogar ziemlich gut in der Schule. Ich sah wie June auf eine Bemerkung Bryce' laut loslachte. Auch ihre Freundinnen Karen Mitchie und Susan Hammilton, links und rechts neben ihr begannen zu lachen. Ein Blick von June reichte aus und die beiden verstummten und aßen ihr Blätterteigpastete weiter. June unterhielt sich weiter mit Bryce und ich wollte sie nicht stören, sonst würde ich Wahrscheinlich noch so enden wie Karen und Susan. Ich lies meinen Blick weiter zum Hufflepufftisch schweifen und entdeckte Maggie weit am anderen Ende des Tisches mit ihrer Freundin Anna-Louise quatschen. Auch wenn Maggie häufig nur zuhörte und weniger auf erzählen fixiert war, schien sie mit Anna-Louise immer viel zu lachen zu haben. Ich wusste das sie ihre beste Freundin war. Ich seufzte und ging allein zum Griffindor-Turm hoch. June und Maggie hatten wirklich Glück gehabt, was ihre Zimmergenossen anging. Anna-Louise war wirklich nett und freundlich zu Jedermann. Sie war mehr wie Maggie, als wie June (in diesem Kontext ist „als wie“ richtig). Auch Junes Freundinnen waren überaus nett, obwohl ich mir sicher war, dass Susan Hammilton Ähnlichkeit mit der engstirnigen Valentina hatte und dass Karen Mitchie manchmal ziemlich gehässig sein konnte.

Ich ging über die Treppe in Richtung Turm, doch blieb abrupt stehen, als ich das lange goldene geflochtene Haar erkannte. Florence stand am Geländer der Treppe und sah hinunter in die Tiefe. Ich ging zu ihr.

„Florence?“ fragte ich besorgt. „Wann bist du denn aufgestanden? Ich hab gar nicht bemerkt wie du an mir vorbei gegangen bist.“

Erst dachte ich sie hätte mich nicht gehört, doch dann antwortete sich ohne ihren Blick von der Tiefe abzuwenden.

„Glaubst du es würde sehr wehtun hier herunter zu springen.“ sagte sie in ihrem melodischen Stimmchen, das nun etwas bedrohlich klang. Ich sah sie erschrocken an. Ihre Augen sahen schimmerten leicht glasig.

„Na wenn du's überlebst bestimmt.“ sagte ich und versuchte locker zu klingen, och ich machte mir ernsthafte Sorgen.

Florence nickte. Langsam wandte ihre Hand zum Geländer und umklammerte es. Ich zog sie vorsichtig ein Stück weg.

„Florence ist alles in Ordnung?“ fragte ich. Sie nickte.

„Komm wir gehen nach oben. Ich muss noch die Hausaufgaben für Verwandlung machen.“ beendete sie damit das Thema. Wir gingen zusammen hoch in den Gryffindor-Turm und setzten uns an unsere Hausaufgaben.

The Story of Lily Potter (Harry Potter Prequel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt