Ankunft und Abschied

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Ich schloss die Tür hinter mir. Das Büro war still. Die Gemälde der alten Schulleiter schwiegen. Dumbledore stand hinter seinem Schreibtisch. Er sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. Ich ging auf ihn zu.

„Bereit?“, fragte Dumbledore. Ich nickte starr und legte meine Hand auf seinem ausgestreckten Arm ab. Das Schulleiter-Büro verschwamm und wir drehten uns auf der Stelle ich schloss meine Augen, als mir schwindlig wurde.

„Miss Evans.“, sagte Dumbledore. Ich öffnete die Augen. Wir standen in unserem Wohnzimmer. Es war aufgeräumt und sauber wie immer. Doch im Gegensatz zu sonst schien es verlassen und tot. Ich sah auf zu Dumbledore.

„Danke, Sir.“, sagte ich. Er nickte.

„Schicken sie mir eine Nachricht per Eule.“, sagte er und mit einem Ploppen war er verschwinden. Ich sah auf die Uhr über dem Fernseher. Es war vier Uhr. In einer Stunde ging es los. Ich schlurfte wackelig nach oben in mein Zimmer. Meine Tasche stand auf dem Bett, der Eulenkäfig auf meiner Kommode. Ich öffnete die Tasche mit zitternden Fingern und zog mein Schwarzes Kleid heraus.

Nach einer halben Stunde, in der ich mich geduscht und umgezogen hatte schloss ich die Haustür und lief die Straße runter auf die alte Kirche zu. Der Himmel war grau und mit Wolken bedeckt. Die Straße war leer, ein paar wenige Fenster, der Häuser am Straßenrand waren beleuchtet. Auf dem Friedhof waren die meisten Gäste schon versammelt. Sie standen in einem großen Kreis um zwei geschmückte Särge herum. Ich ging langsam auf sie zu und stellte mich nach vorn in die erste Reihe neben eine dünne Blondine und ihre rundliche Begleitung. Petunia sagte nichts und so schwiegen wir uns während der gesamten Zeremonie an. Der Himmel wurde immer dunkler und die erste Regentropfen fielen vom Himmel. Der Regen wurde stärker und rund um mich herum war das Geräusch aufspannender Regenschirme zu hören. Ebenso verschwanden Petunia und wenigstens die Hälfte von Vernon Dursley im Schatten eines Regenschirms. Ich schloss die Augen und kämpfte gegen meine Tränen, während ich versuchte den durch den Regen undeutlichen Worten des Pfarrers zu folgen. Ich zitterte am ganzen Körper, als mein Kleid vom Regen durchnässt wurde.

„... und auch wenn sie nun von uns gegangen sind werden sie immer in unseren Herzen weiterleben.“, endete der Pfarrer. Ich nahm verschwommen wahr, wie die Särge in ihre Gräber hinab gelassen wurden und wie die Gäste einer nach dem anderen zu den Gräbern vortraten und ein Rose auf die Gräber warfen. Ich konnte mich nicht rühren. Wie das durchnässte Kleid an meinen Hüften klebte, so schienen meine Beine an dem matschigen Friedhofsboden zu kleben. Als Petunia vom Grab zurücktrat, den Regenschirm in der Hand warf sie mir einen tadelnden beinahe verachtenden Blick zu, als wolle sie sagen: „Wie sieht du eigentlich aus? Schämst du dich nicht?“ Die Gräber wurden zu geschaufelt und langsam verließen die Gäste den Friedhof und gingen begleitet von einer dröhnenden Stille, zurück zur Straße.

Eine einsame Träne rollte über meine Wange. Ein gedämpftes Schluchzen drang aus meiner Brust. Ich senkte den Kopf, das nasse Haar klebte an meinen Wangen und der Regen wurde noch stärker. Ein Geräusche wie ein zuschnappendes Tier direkt neben meinem Ohr ließ mich zusammenzucken, doch ich sah nicht auf. Die Tropfen, der zuvor noch auf mein Haar geregnet waren, prasselten nun auf eine unsichtbares Dach über mir. Ein Arm legte sich um meine Hüfte und ich sah erschöpft auf. Der letzte Mensch, den ich nun sehen wollte... Seine Augen sahen mich schmerzerfüllt an. Das schwarze Haar war mit Regentropfen benetzt und noch zerzauster als sonst. Er sagte nichts sondern sah mich nur an. Eine weitere Träne lief mir die Wange hinunter und er strich sie mit dem Daumen weg.

„Was willst du hier?“, fragte ich heiser und voll Verbitterung. Ich ertrug es nicht, ihn zu sehen. Er ließ den Arm an meiner Hüfte sinken und sah zu Boden. Er sah so verletzlich aus.

„Ich kann verstehen, dass du mich nicht sehen willst.“, sagte er so leise, dass ich er kaum verstand. Ich sagte nichts. Immer mehr Tränen rannen über mein Gesicht. Ich war zu erschöpft, um sie aufzuhalten. Ich ließ den Kopf erneut sinken. Ich schluchzte laut und es schüttelte mich, die Tränen vermischten sich mit den Regentropfen auf meiner Haut. Ich schluchzte und weinte in mein Hände als ich auf den matschigen Boden vor den Gräbern sank. Der Regenschirm über mir wurde zusammen gezogen. James ergriff meine Arm und zog mich zurück auf die Beine. Sofort knickte ich wieder ein, doch James hielt mich fest an sich gepresst. Mit einem Arm zog er sein Jackett aus und legte es mir über die Schultern. Es roch nach James. Ein Arm legte sich um meine Beine und er hob mich hoch.

„Lass mich runter, das ist albern.“, schluchzte ich.

Er trug mich vom Friedhof fort und zur Straß. Zielstrebig steuerte er unser Haus an. Ich schluchzte in sein Hemd. Mein Kopf tat höllisch weh. James blieb stehen und murmelte unverständliche Worte. Es gab ein leises Klicken und unsere Haustür schwang auf. Er trug mich durch den Flur, hinter uns fiel die Haustür ins Schloss. Ich hatte aufgehört zu weinen. Nur noch das dumpfe Prasseln des Regens und James' schwerer Atem waren zu hören. Er legte mich auf das Sofa im Wohnzimmer. Ich hielt meine Augen fest geschlossen. Ich hatte Angst in die seinen zu sehen.

„Lily...“

Vorsichtig öffnete ich die Augen. Er kniete vor mir. So dicht... Die haselnuss-braunen Augen bohrten sich in meine und augenblicklich begann ich wieder zu schluchzen. James legte eine Hand an meine Wange.

„Wieso bist du hier?“, fragte ich mühsam. Er seufzte leise.

„Es tut mir alles so Leid. Ich bin so ein Idiot. Ich hab dich im Stich gelassen. Florence hat mir alles erzählt... das mit dem Armortentia. Hätte ich das gewusst.“, sagte er reuevoll. Ich hielt den Atem an, unschlüssig, was ich sagen sollte. James zögerte. Er beugte sich vor und küsste mich zart. Mein Herz blieb stehen und ich schluchzte völlig aufgelöst in den Kuss hinein. James löste sich von mir und küsste die Tränen weg.

The Story of Lily Potter (Harry Potter Prequel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt