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Hallo ihr Lieben! :) Heute ist das Kapitel zwar ein wenig kürzer, als sonst, aber dafür dürft ihr euch über eine Unterhaltung zwischen unseren beiden Protagonisten freuen ;) Und wie bereits am Anfang dieser Geschichte versprochen: Ein offensichtlicher Unterschied zu Zarida und Lysander :D  

Aber nun: Viel Spaß! 

-Eure Karo♥

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Vor ungefähr einer Stunde wurde ich viel zu früh aus dem Bett gerissen, da mein Vater mich sprechen wollte. Mit gerunzelter Stirn und nicht allzu guter Laune lief ich nun zum Thronsaal, um herauszufinden, was so wichtig war, dass man mir zwei wertvolle Stunden genüsslichen Schlaf geraubt hatte.

Ohne anzuklopfen, trat ich ein und blickte auch sofort nach oben zu meinem Vater. Doch nicht er war es, der mich für einen Moment zögern ließ. Nein, es war der Mann neben ihm. Sie hatten ihn also tatsächlich raus gelassen. 

Als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er noch blutbeschmiert gewesen vom Kampf, er hatte ausgesehen, wie ein Krieger. Und auch heute machte er dieser Bezeichnung alle Ehre. Denn auch vollkommen sauber, umgab ihn dennoch eine Aura, die nur darauf wartete, ihre Umgebung einzuschüchtern. 

Meine Unsicherheit überspielend, lief ich weiter, als wäre nichts gewesen und versuchte Neron so wenig wie nur möglich anzusehen. Er sollte bloß nicht denken, dass seine Anwesenheit auch nur irgendeine Wirkung auf mich hatte.

,,Guten Morgen'', begrüßte ich die beiden und schritt die Treppen hinauf. Oben angekommen, stand ich direkt vor meinem Vater, der sich ebenfalls aus seinem Thron erhoben hatte.

,,Wir haben etwas wichtiges zu besprechen, Liyana'', kündigte mein Vater an und ließ seinen Blick daraufhin zu Neron schweifen, dessen Augen sich nicht von mir zu lösen schienen.

,,Und was soll das sein?'', fragte ich und zog interessiert die Augenbrauen hoch.

,,Er'', eine Hand meines Vaters landete auf der Schulter Nerons. ,,Wird für die nächste Zeit nicht von deiner Seite weichen. Neron wird für deine Sicherheit sorgen.''

Als die Worte mich erreicht hatten, konnte ich zunächst noch nicht einmal wirklich reagieren. Denn ehrlich gesagt, hoffte ich, dass ich mich verhört hatte.

,,Er wird was?!''

,,Für deine Sicherheit sorgen. Ich kann nicht riskieren, dass du erneut in eine solche Gefahr gerätst. Also habe ich mir jemanden ausgesucht, der es offensichtlich ausgezeichnet hinbekommt auf dich aufzupassen.''

,,Das kann doch nicht dein Ernst sein? Ich bin doch keine fünf Jahre mehr alt, um einen verdammten Babysitter zu brauchen!'' Ich war fassungslos.

,,Hier geht es nicht darum, wie alt du bist. In der momentanen Situation bist du nicht in der Lage selbst auf dich aufzupassen. Und ich habe auch nicht vor mit dir darüber zu diskutieren. Du wirst dich daran gewöhnen müssen, ihn bei dir zu haben.'' Ich starrte meinen Vater mit geweiteten Augen an. Er meinte es wirklich todernst.

,,Aber-''

,,Kein aber. Ich hoffe ihr werdet gut zurecht kommen. Wenn nicht - dann ist das unschön, aber kein Hindernis'' , schloss mein Vater die Diskussion und setzte sich wieder in seinen Thron. Mit einem letzten Blick, den ich ihm voller Wut zuwarf, machte ich auf dem Absatz kehrt und lief zur Tür, um mich wieder auf den Weg in mein Zimmer zu machen. Es nervte mich. Es nervte mich unheimlich.

Gerade als ich die Treppen nach oben schritt in den ersten Stock, in dem sich auch meine Gemächer befanden, vernahm ich Schritte hinter mir. Ein Blick über meine Schulter verriet mir sofort, wer mein Verfolger war.

Ich blieb stehen und drehte mich mit verschränkten Armen um.

,,Hör zu, du musst das echt nicht tun. Ich könnte meinem Vater einfach jeden Tag Bericht darüber erstatten, was für einen guten Job du machst. Das ist es doch, was wichtig ist, nicht wahr? Hin und wieder lassen wir uns gemeinsam blicken und das war's. Du hast kein Problem und ich auch nicht. Deal?''

Für einen Moment hätte ich schwören können, ein leichtes Zucken seines Mundwinkels vernommen zu haben, doch sofort verwarf ich diesen Gedanken wieder. Er kam mir nicht vor, wie jemand, der viel lachte. Oder überhaupt lächelte.

,,Hör zu, ich muss das tun. Ich könnte deinem Vater einfach jeden Tag Bericht darüber erstatten, wie gut du dich an meine Regeln hältst. Das ist es doch, was wichtig ist, nicht wahr? Wir lassen uns ständig zusammen blicken und das war's. Du hast kein Problem und ich auch nicht. Deal?''

Während er sprach, war meine Kinnlade immer weiter nach unten gewandert. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Mit zusammengekniffenen Augen lief ich die wenigen Stufen, die mich von ihm trennten runter und blieb direkt vor ihm stehen.

,,Jetzt pass mal auf.'' Mein Zeigefinger bohrte sich in seine Brust, während ich meinen Kopf in den Nacken legen musste, um in seine grünen Augen sehen zu können. Er war ein ganzes Stück größer als ich. ,,Erstens kannst du dir deine Regeln sofort abschminken. Du kannst dir sicher sein, dass ich sie nämlich sowas von nicht beachten werde. Zweitens bin ich dir echt dankbar dafür, dass du mir mein Leben gerettet hast, aber ich brauche niemanden, der auf mich aufpasst. Ich kann das sehr gut alleine. Und drittens: Hör auf mir nachzulaufen.''

Ohne auf eine Reaktion seinerseits zu warten, drehte ich mich wieder um und setzte meinen Weg fort. Doch wie sollte es auch anders sein - er machte mir einen Strich durch die Rechnung, als sich seine Hand um meinen Arm schloss und mich aufhielt.

,,Was willst du?!'', fauchte ich. Doch als ich seinem Blick begegnete, wusste ich nicht, ob das eine so gute Idee war. Er sah alles andere als erfreut aus.

,,Regel Nummer eins: Ich befolge deine Regeln nicht.'' Seine auch so schon wirklich tiefe Stimme, hatte in diesem Moment einen düsteren Unterton angenommen, der mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Doch ich würde ihm ganz bestimmt nicht zeigen, dass er in der Lage war mich einzuschüchtern.

Mit einem Ruck entriss ich ihm meinen Arm. Ich versuchte dem keine Aufmerksamkeit zu schenken, doch ich hatte sehr wohl gemerkt, dass er mich bestimmt, aber unfassbar sanft, festgehalten hatte. Er wollte mir nicht wehtun.

,,Ich wusste von Anfang an, dass du ein stures Frauenzimmer bist, das viel zu verwöhnt aufgewachsen ist'', kam es plötzlich aus seinem Mund und schürte die Wut in meinem Inneren nur noch mehr.

,,Lieber bin ich stur, als jemand, der offensichtlich Vorurteile gegenüber Menschen hegt, die er nicht mal annähernd kennt.'' Mit diesen abschließenden Worten ließ ich ihn stehen. Erst einige Sekunden später, vernahm ich wieder seine Schritte hinter mir, doch dieses Mal schenkte ich dem so wenig Aufmerksamkeit wie möglich.

Wenn er glaubte, ich würde mich von ihm jeden Tag verfolgen lassen, dann hatte er sich gewaltig geschnitten. 

LiyanaWhere stories live. Discover now