XXI

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Weiter geht's ;) 

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Lysander betrat vorsichtig, leise, das Zimmer und schloss die Tür langsam hinter sich. Sein Blick war auf die Schönheit am Fenster gerichtet. Ihre langen, blonden Locken, sahen genau so faszinierend aus, wie am ersten Tag. Und als er schließlich hinter sie trat und seine starken Arme um ihre Taille schlang und sie überrascht mit ihren blauen Augen anguckte, konnte er es sich nicht verkneifen, dass ein Schmunzeln auf seinen Lippen erschien. Er war der glücklichste Mann auf dieser Welt mit dieser Frau, die ihm eine genau so wundervolle Tochter geschenkt hatte.

,,Weißt du, man kann auch anklopfen'', neckte Zarida ihn und hob herausfordernd die Augenbraue.

,,Das können die anderen gerne machen", entgegnete er und gab ihr einen sanften Kuss auf die Schläfe. Mit einem Lächeln schloss sie für einen kurzen Moment die Augen, bevor sie ihren Blick wieder nach draußen richtete.

,,Woran denkst du, Prinzessin?'' Seinen Spitznamen für sie hatte er all die Jahre beibehalten, selbst als sie schon lange keine Prinzessin mehr war, sondern zur Königin Kiralis wurde.

Ein leises Seufzen entwich Zarida, bevor sie mit leiser Stimme antwortete. ,,Ich musste an Johnathan denken. Und an Macan. Und Jarus. Es sind bald neun Jahre, dass er nicht mehr da ist.'' An manchen Tagen ließen sie dir Gedanken an den Tod der Menschen, die ihr vieles bedeutet hatten, die aber auch unheimlich viel Chaos in ihr Leben gebracht hatten, einfach nicht los. In solchen Momenten spielten sich immer wieder Johnathans letzten Atemzüge vor ihrem inneren Auge ab. Denn als er ging, nahm er ein Stück ihres Herzens mit sich.

,,Ich bin mir sicher, dass sie gerade zu uns runtergucken. Und ich weiß ganz genau, dass jeder von ihnen unheimlich stolz auf dich ist. Denn Kiralis könnte sich keine bessere Königin vorstellen. Und ich könnte mir keine wundervollere Frau wünschen.''

,,Ich liebe dich, Zarida.'' Mit diesen Worten legte er seine Lippen auf die ihren. Er würde niemals genug von dieser Frau kriegen, das wusste er.

,,Wenn du möchtest, können wir demnächst die Gräber besuchen. Jarus, Macan und Johnathan'', machte Lysander schließlich einen Vorschlag und bekam ein zustimmendes Nicken von seiner Frau.

,,Liebend gerne. Es ist schon eine Weile her, dass ich dort war.'' Nach Jarus' Tod hatten die beiden die Herrschaft über ganz Kiralis übernommen. Und damit auch einen Haufen an Verantwortung hinzu erhalten. Doch dafür, dass sie eine solch große Masse von Menschen regieren mussten, machten sie ihre Sache mehr als nur gut. Auch wenn es noch immer viele Probleme gab, wie die Armenviertel. Doch Zarida war sich sicher, dass auch diese Dinge mit der Zeit bewältigt werden würden.

Denn das war es, was sie und Lysander taten. Sie gingen zusammen durch's Leben und bewältigten alle Schwierigkeiten.

,,Außerdem mache ich mir wirklich große Sorgen um Liyana. Ich verstehe einfach nicht, was vorgeht'', sagte Zarida schließlich und seufzte.

,,Meine Männer kümmern sich bereits darum. Ich werde es nicht zulassen, dass ihr etwas zustößt.'' Die Sicherheit, die in Lysanders Worten mitschwang, ging an Zarida nicht spurlos vorbei. Sie zweifelte auch gar nicht an ihrem Mann. Im Gegenteil: Er war der einzige Mensch, bei dem sie wusste, dass sie sich jeder Zeit auf ihn verlassen konnte.

,,Deine Männer?''

,,Neron, Adan, Dajan und Enan.''

Ein kleines, unscheinbares Lächeln erschien auf Zaridas Gesicht.

,,Ich wusste von Anfang an, dass du etwas für die vier übrig hattest. Du mochtest sie schon vom ersten Tag an, obwohl sie das Eingangstor gesprengt und ein solches Chaos veranstaltet haben.''

,,Das hat überhaupt nichts damit zu tun. Sie sind einfach die besten Kämpfer. Außerdem hat Neron sein Können auf Liyana aufzupassen, bereits beim Arenakampf unter Beweis gestellt.'' Sein Ton war neutral.

Doch Zarida wusste es besser. Sie sah es in seinen Augen.

Er mochte sie. Mehr als er wohl je zugeben würde.

***

,,Was denkst du, was du da tust?!'', keifte Dajan mich an, als ich mich auf ein Pferd schwang und nach den Zügeln greifen wollte. Doch bevor ich die Möglichkeit dazu bekam, schnappte er sie sich und gab mir somit nicht die Möglichkeit zu verschwinden.

,,Du hörst mir jetzt genau zu, Liyana. Ich mache keine Witze mehr, denn das ist gerade verdammt ernst. Du bleibst hier. Ob du willst oder nicht. Ich habe eine Aufgabe und diese impliziert nicht, dich in Gefahr zu bringen! Also tue mir den Gefallen und steig verdammt nochmal von diesem verfluchten Pferd!'', zum Ende hin wurde er immer laute und zeigte somit die Panik, die sich langsam aber doch wohl in seinem Inneren breit zu machen schien.

,,Dajan, ich muss dort hin. Ohne dich oder mit dir. Aber ich muss dort hin!''

,,Wieso?! Glaubst du sie sind nicht in der Lage auf sich aufzupassen?''

,,Nein, das ist es nicht! Aber wenn sie ihr Leben für mich riskieren, dann möchte ich wenigstens dabei sein! Es macht mich fertig nicht zu wissen, was vorgeht!'', versuchte ich ihm meinen Standpunkt klarzumachen. Doch um ehrlich zu sein, fiel es selbst mir schwer zu verstehen, was in mir vorging.

,,Verdammt, Liyana! Das Armenviertel ist kein Spielplatz!''

,,Das ist mir klar und genau deswegen mache ich mich jetzt auf den Weg! Und nein, du wirst mich ganz bestimmt nicht aufhalten - komm mit mir oder bleib.''

,,Neron wird außer sich sein, wenn er sieht, dass du dort bist! Er wird mich hassen!''

,,Er wird dich nicht hassen, denn es ist meine Entscheidung. Mein Leben - meine Entscheidungen. Und daran kann selbst Neron nichts ändern, egal wie sehr er es vielleicht wollen würde.'' Mit einem Ruck entzog ich Dajan die Zügel und nahm sie fest in die Hände. Nach einem intensivem Blick, der mehr sagte als tausend Worte, schnaubte Dajan wütend, bevor er sich ebenfalls auf eins der Pferde schwang.

,,Ich hätte dich einfach packen und nach oben schleppen sollen'', murmelte er vor sich hin.

,,Sieh es positiv: Das ist fast wie ein romantischer Spaziergang.'' 

LiyanaWhere stories live. Discover now