XV

6.9K 648 109
                                    

Schnell oder schnell ? :D Ja,  ich war sehr schnell :D Zwar ist dieses Kapitel relativ kurz, aber dafür erwartet euch ein nettes Gespräch zwischen unseren beiden Protagonisten ;) 

Viel Spaß und bis zum nächsten Kapitel ! :) 

-Eure Karo ♥

______________________________________

Fünf Tage hatten sie mich nicht zu ihm gelassen. Ihre Begründung war kurz und einfach: Er musste sich erholen und konnte sich derzeit keinen Besuch von einem solch aufbrausenden Frauenzimmer leisten. Ja, der letzte Teil stammt wortwörtlich aus dem Mund meines Vaters. 

Am heutigen Tag jedoch versuchte niemand mich aufzuhalten, als ich vor der Tür, an der ich bereits gefühlte hundertmal aufgetaucht war, ankam und nach der Klinke griff. Für einen Moment stockte ich sogar in meiner Bewegung aus Überraschung über den fehlenden Widerstand. Vorsichtig guckte ich mich um und sah die Frau, die ich bereits am ersten Tag hier getroffen hatte. Mit einem kleinen Lächeln, dass ihre Mundwinkel umspielte, nickte sie mir zu, drehte sich um und verschwand. Diese kleine Geste ließ mein Herz ein Stückchen höher schlagen. Ich durfte endlich zu ihm. 

Ich wusste nicht, wieso ich es so eilig hatte. Das wichtigste wusste ich immerhin schon: Er hatte überlebt. Vielleicht lag es an dem Drang mich bei ihm zu bedanken. Mich bei ihm zu entschuldigen, dafür, dass er das alles nur wegen mir ertragen musste. 

Langsam drückte ich die Türklinke nach unten und schob die Tür nach einem kleinen Seufzen schließlich auf. 

Das erste was mir auffiel, war, dass der Raum abgedunkelt war. Man konnte zwar noch alles erkennen und sehen, doch es war dennoch deutlich dunkler, als vor der Tür. Das nächste, das meine Aufmerksamkeit auf sich zog, war der Mann, der mich anstarrte. Ich hatte nicht erwartet ihn wach vorzufinden. In meiner Vorstellung war er immer schlafend dran gelegen. Dieser Umstand warf mich für einige Sekunden tatsächlich etwas aus der Bahn. Als ich mich schließlich zusammen riss, und mich räusperte, schnappte ich mir einen der Stühle in dem Raum und setzte mich mit einem nicht sehr großen, aber deutlichen Abstand zum Bett hin. 

Etwas überfordert mit der Situation faltete ich meine Hände zusammen und richtete meinen Blick nach unten. Ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte. Doch gerade, als ich dachte, mein Auftauchen konnte gar nicht peinlicher werden, wurde mein Gedankengang durch eine etwas gedämpfte und kratzige Stimme unterbrochen. 

,,Geht es dir gut?'' Diese Worte brachten mich dazu meinen Kopf ruckartig zu heben. Hatte er mich das gerade allen ernstes gefragt? 

Ein humorloses Lachen verließ meinen Mund. ,,Auf jeden Fall besser als dir.'' Es folgte eine kurze Zeit der Stille, bis ich mich schließlich dazu entschied einfach das zu sagen, weswegen ich seit Tagen hierher wollte. 

,,Hör zu...ich - ich weiß nicht, was ich tun kann, um dir zu zeigen, wie unheimlich dankbar ich dir bin. Ich hoffe du glaubst mir, denn ich meine es so. Ich weiß nicht, wieso du das getan und dein Leben riskiert hast, aber ich weiß es zu schätzen. Und es tut mir leid wenn ich dir jemals Probleme gemacht habe - ich bin mir sicher, dass ich das habe. Ich habe die Situation einfach falsch eingeschätzt. Das war naiv und leichtsinnig von mir. Und damit das nicht mehr vorkommt, werde ich mit meinem Vater reden und dich von deiner Aufgabe befreien. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass niemand eine solche Last-'' 

,,Was hast du gesagt?'', unterbrach er mich und ein Blick in sein Gesicht, dass ich während meiner kleinen Rede absichtlich gemieden hatte, verriet mir, dass er alles andere als begeistert aussah. 

,,Ich will nicht, dass du weiterhin auf mich aufpasst'', fasste ich es zusammen. 

,,Ach, und wer - deiner Meinung nach - sollte es sonst machen?'' Ich war mir nicht sicher, ob der Unterton, der in seiner Stimme mitschwang, gekränkt klang. 

,,Niemand sollte für meine Sicherheit verantwortlich sein, für mein Leben. Denn ich könnte es niemals ertragen, dass jemand meinetwegen stirbt. Glaubst du es hat Spaß gemacht fünf verdammte Tage darauf zu warten, dass sie mich zu dir lassen, damit ich mich selbst überzeugen konnte, dass es dir - den Umständen entsprechend - gut geht? Verflucht, denkst du es ist schön, wenn dich die Schuldgefühle förmlich von innen heraus einnehmen?!'' Ich wusste nicht, wieso ich auf einmal so außer mir war. Vielleicht hatte sich eine ganze Menge über die letzten Tage angestaut und nun war das letzte Tröpfchen, das das Fass zum überlaufen bringt, dazugekommen. 

,,Du gibst dir die Schuld?'', murmelte er und starrte mich mit gerunzelter Stirn an. 

,,Wem soll ich sie sonst geben?", entgegnete ich und konnte die Verbitterung in meiner Stimme nicht einmal annähernd verbergen.

,,Wie wäre es mit diesem Schwein, das dir nach dem Leben getrachtet hat?!'', machte er einen Vorschlag, der natürlich vollkommen Sinn machte. Doch im Moment war Logik nicht zugänglich in meinem Inneren. 

,,Wäre ich nicht dort gewesen, müsstest du jetzt nicht hier liegen.'' Ich wusste, dass er die Aufrichtigkeit in meiner Stimme hören konnte. Doch sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Er war deutlich anderer Meinung als ich. 

,,Ich sage dir jetzt mal was. Als du dort vor mir standest und ich sah, wie er ausholte und das Messer warf, musste ich noch nicht einmal ein zweites Mal darüber nachdenken, was ich tun würde. Ich habe dich gepackt und hinter mich gezogen, mit dem Wissen, dass das Messer stattdessen mich treffen würde. Im ersten Moment habe ich den Schmerz noch nicht gespürt, weswegen ich auch in der Lage gewesen bin mein eigenes Messer zu ziehen und es in seinen verfluchten Schädel zu verfrachten. Und weißt du, was ich gespürt habe, als er auf Boden regungslos zu liegen kam? Ich war erleichtert. Aber nicht, weil er mir nichts mehr anhaben konnte - nein, ich war erleichtert, weil ich wusste, dass er dir nichts mehr anhaben konnte.'' Er machte eine kurze Pause und seufzte. 

,,Liyana - ich hätte es auch getan, wenn es nicht meine Pflicht gewesen wäre. Also wage es bloß nicht, dir die Schuld dafür zu geben.''

,,Warum?'', kam es plötzlich unwillkürlich aus meinem Mund, bevor ich die kleine Träne spürte, die sich einen Weg über meine Wange suchte. 

,,Weil du ein viel zu stures und verwöhntes Frauenzimmer bist.'' Ein leises Lachen, das ich nicht zurückhalten konnte, entschlüpfte mir und zauberte ein Schmunzeln auf meine Lippen. Ich wusste, dass er mir nicht seine wahren Gedanken verriet, doch in diesem Moment verlangte ich es auch nicht. 

In diesem Moment wurde mir nämlich vollends bewusst, warum mein Vater ihn wirklich ausgewählt hatte. Weder seine Stärke, noch seine Fähigkeiten waren der Grund gewesen. 

LiyanaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt