Rafael

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Und im laufe des Abends saß ich irgendwann alleine an der Bar. Jess war irgendwo betrunken auf der Tanzfläche und die Jungs hatte ich in den Stunden seit dem wir hier waren nur einmal gesehen, und das war am Anfang. Aber ich hatte den Barkeeper näher kennen gelernt und herausgefunden, dass er schwul war. Er meinte zwar zu mir, dass der Satz "während meiner Arbeitszeit muss ich hinter dem Tresen bleiben' zweideutig gemeint war...aber ich verstand ehrlich gesagt nicht wie man diesen Satz denn zweideutig deuten sollte. Und er hieß übrigens Matteo. Aber ich mochte Schwule...sogar sehr, ich meine welches Mädchen beziehungsweise welche Frau wünscht sich denn keinen schwulen besten Freund? "Also wie alt bist du?" Und er stellte mir mein drittes Bier auf den Tresen. Ja erst mein drittes....allerdings hatte ich auch schon mindestens fünf Shoots gehabt und hinzu kam, dass ich unter Schmerzmitteln stand. "So etwas verrät eine Frau nicht!" Zwinkerte ich ihm zu. "Gut, dann schätze ich...aber wenn ich dich beleidigen sollte, dann ist es nicht meine Schuld du wolltest mir dein Alter ja nicht verraten." Lachend stimmte ich ihm zu. "23!" "Nö." "Jünger?" Ich schüttelte lachend den Kopf. "Nein leider nicht." "25?" Ich zeigte mit dem Daumen nach oben. "Wow, dafür hast du dich aber gut gehalten." "Hör mal, ich bin noch keine 40." schützend hob er seine Hände. "Holla die Waldfee da kommt aber ein gut aussehender junger Mann auf uns zu." Anzüglich leckte er sich mit seiner Zunge über die Lippen. Ich fing an komisch zu kichern und drehte mich in die Richtung in der Matteo schaute und sofort verstummte ich. Rafael. Mein geliebter Ex-Freund. Unsere Trennung war nicht unbedingt die schönste...um ehrlich zu sein war es ein ziemlicher zicken Krieg und hat mich nervlich bis zum Äußersten getrieben. "Er kommt auf uns zu!" Er fing an zu grinsen. "Ich wette mit dir er ist schwul, er sieht schon so aus." ich schmunzelte und schüttelte den Kopf. "Da muss ich dich leider enttäuschen, dass ist mein Ex Freund." flüsterte ich, da Rafael immer näher kam. "Warum hast du dich denn von so einem unglaublich hübschen Mann getrennt?" Ich schüttelte nur den Kopf ihm würde ich davon sicherlich nicht erzählen. "Maya." unsicher lächelte er mich an. "Rafael." gab ich emotionslos als Antwort zurück. "Jess hatte mich eingeladen und-" Ich nickte und unterbrach ihn gleichzeitig. "Ich weiß, Jess hat mir schon alles erzählt." Er nickte und fing an mit den Ärmel seines Hemdes zu spielen. "Wie geht es dir?" Ich zuckte mit den Schultern. "Gut und wenn du auf die Sache mit dem Fußball anspielen willst kann ich dir sagen, dass es mir trotz des Missgeschicks gut geht." verwirrt schaute er mich an. "Wovon redest du? Ich hab dich doch nur gefragt wie es dir geht?!" "Du wolltest mich nicht darauf ansprechen?" "Worauf sollte ich dich denn ansprechen?" "Hast du das Spiel heute nicht gesehen?" Er schüttelte den Kopf. "Nein...ich musste den ganzen Abend arbeiten. Ich bin nach der Arbeit direkt hier hin gekommen." Ich seufzte erleichtert. Er war der Erste der mich nicht auf den Vorfall mit Marco Reus ansprach und ironischerweise war er mein Ex-Freund, er war die Person bei der mein Interesse nicht besonders groß war, sich mit ihm zu Unterhalten. "Was ist denn passiert, dass du dich so aufregst obwohl ich dich nur gefragt hatte wie es dir geht?" Ich nahm mein Bier in die Hand und trank es auf Ex. "Ich hatte heute mein drittes Länderspiel und Marco Reus hat mich mit einem Ball abgeschossen, und dass so hart, dass ich für zwei Stunden ohnmächtig war." Gott, hörte sich das zweideutig an! Mit großen Augen schaute er mich an, man sah allerdings auch deutlich dass er mit sich kämpfte nicht laut loszulachen. Wäre ich nicht diese Person gewesen, die volle Kanne getroffen wurde, würde ich es wahrscheinlich auch so lustig finden. "Na komm Lach schon." seufzte ich und schaute ihn erwartungsvoll an. Doch er schüttelte den Kopf. Und es sah tatsächlich so aus, als würde er nicht lachen. Wow Respekt auch er war mit einer der Ersten die nicht los lachten. "Nein, ich weiß wie peinlich dir diese Situation ist und ich kann mir auch gut vorstellen, wie viele Nachrichten du schon auf deinem Handy hattest." Ich nickt. Er hatte mit beiden Sachen recht. "Darf ich dir was ausgeben?" fragte er vorsichtig nach und ich schaute ihn skeptisch an. "Mal im Ernst, was soll das hier Rafael?" Er zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht, ich möchte mich nur gerne mit dir unterhalten...also darf ich dir einen ausgeben?" Mein Engelchen auf der rechten Schulter schrie Nein, ich sollte die Jungs oder Jess suchen und bei ihnen den restlichen Abend bleiben. Aber mein Teufelchen auf der linken Schulter schrie Ja, er möchte mir ja nur ein Getränk spendieren und kostenlose Getränke soll man doch nicht einfach so ablehnen. "Also?" Er merkte, dass ich am hin und her überlegen war. Aber letztendlich nickte ich. Ich mein es wäre ja schließlich nur ein Getränke gewesen. "Zwei Caipirinhas."Ja gut...oder halt einen Cocktail. Matteo grinste mich breit an und zwinkerte mir auch noch zu. "Kennst du ihn?" Ich schüttelte den Kopf. "Nicht direkt, ich kenne ihn glaube ich jetzt seit einer halben Stunde." "Der hat ja anscheinend ziemlichen Gefallen an dir gefunden." Ich wusste nicht ganz ob seine Stimme eifersüchtig klang oder desinteressiert aber ich wusste, dass seine Stimme anders  klang als sonst. "Nein, dass glaube ich eher weniger....er ist schwul und hat dich übrigens auch als schwul bezeichnet." grinste ich und fing an zu lachen, als ich an Matteos Satz denken musste. Fassungslos schaute er mich an. Jetzt hatte ich sein männliches Ego zerstört. "Das meinst du doch wohl nicht ernst oder?" Doch ich nickte lachend und er schaute Matteo warnend an, als er die beiden Caipirinhas vor uns stellte. "Sehe ich wirklich so schwul aus?" Mittlerweile liefen mir schon die Tränen hinunter vom ganzen Lachen. "Für ihn anscheinend schon." So ein ruhiges und auch komischerweise nettes Gespräch hatte ich seit Monaten schon nicht mehr mit ihm, selbst nicht als wir noch in einer Beziehung waren und ich fand es ehrlich gesagt auch angenehm...Nach einigen Minuten konnte ich dann endlich aufhören zu lachen und Rafael schaute mich...glücklich an. "Ich hab dich vermisst Maya." und er legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. Hui...das war ja jetzt eine ganz blöde Situation....ich ihn nämlich ehrlich gesagt nicht und seine Hand fühlte sich auf meinen Oberschenkel auch nicht besonders toll an. Ich kratze mich am Hinterkopf und überlegte wie ich dieser Situation jetzt am bestem entfliehen konnte. Aber bevor ich abhauen würde, musste ich noch meinen kostenlosen Cocktail trinken und diesen trank ich auch mit zwei großen Schlücken leer. "MAYA!" Oh Gott danke, meine Rettung kam! Allerdings sah meine Rettung nicht besonders glücklich aus und Rafael sah auch nicht glücklich aus, als er meinen Retter sah.

"Nimm sofort deine Hand  von ihrem Oberschenkel!" drohend ging Nick auf Rafael zu und nur eine Millisekunde später war seine Hand auch schon weg. Rafael hatte innerlich einen riesen Respekt vor Nick, da Nick zum einem doppel so breit war wie Rafael und zum anderen, weil Nick ihm auch schon mal die Nase gebrochen hatte und das mit voller Absicht. Aber wie Männer nun mal so waren, spielte Rafael nach außen den 'Ich-habe-keine-Angst-vor-dir' Rafael. "Wir haben uns lange nicht mehr gesehen!" Knurrte Rafael und Nick lachte verbittert. "Und darüber bin ich auch relativ froh!" "Jungs..." seufzte ich und versuchte Nick von Rafael weg zu ziehen. "Was tust du hier bei dem?" "Können wir das nicht draußen besprechen?" Zischte ich und schaute ihn warnend an. Er sollte jetzt kein Drama abziehen. "Sie kann sich doch wohl selbst entscheiden mit wem sie redet und mit wem nicht oder?" Oh Gott Rafael bitte halt deinen Mund! "Nick bitte mach jetzt nichts falsches!" Flüsterte ich in sein Ohr. Er schüttelte den Kopf und legte seine Hand auf meinen Rücken. "Ich mach nichts falsches keine Sorge. Aber Marco wartete draußen wir haben schon 3 Uhr." "Marco?" Rafael schaute mich verwirrt an. Ich atmete einmal tief ein und wieder aus. Das hatte Nick sowas von absichtlich gesagt! "Ja Marco -" "Nick halt jetzt deine Klappe! Und Rafael es war nett dich mal wieder gesprochen zu haben aber wir müssen jetzt gehen. Tschüss!" Ich zog Nick mit meiner ganzen Kraft mit nach draußen. "Da seid ihr ja endlich!" Jeremy stand schon an Marcos Wagen und winkte uns zu. "Was sollte das verdammt nochmal?" Jeremy schaute uns verwirrt an doch öffnete die Tür und ging nach hinten auf die Rückbank. Eigentlich war ja unsere Abmachung gewesen dass nun Nick vorne sitzen dürfte...er war aber wahrscheinlich im Moment so sauer, dass er es wohl vergaß und sich mit nach hinten setzte. Seufzend ließ ich mich auf den Beifahrersitz fallen und schloss die Türe. "Maya ich hab dir eine verdammte Frage gestellte!" "Oh man Nick ich habe doch nur mit ihm geredet und überhaupt kam er zu mir!" "Und was suchte dann seine verdammte Hand auf deinen Oberschenkel?" Himmel war er wütend. Marco schaute mich verwirrt von der Seite an startete allerdings ohne etwas zu sagen den Wagen worüber ich auch wirklich sehr dankbar war. "Ich wollte ihm gerade sagen, dass er seine Hand da weg nehmen soll! Nur kannst du ja dann wie ein tollwütiger Hund auf uns zu!" "Worum geht es verdammt nochmal?" Nun wurde auch Jeremy leicht wütend, denn er hasste es ausgeschlossen zu werden. "Sie hat mit Rafael geredet und-" "Richtig Nick, ich hab nur mit ihm geredet!" Ich muss gar nicht mach hinten schauen, ich wusste auch so dass Jeremy genau so wütend wie Nick war. "Bist du immer noch so naiv?" Ja, sagte ich doch auch Jeremy war sauer. "Jetzt übertreibt es doch nicht! Ich hab mit ihm geredet, weil er der einzige auf dieser Party war, der nichts davon wusste dass ich von Marco abgeschossen wurde!" "Das ist doch egal, das entschuldigt nicht weshalb du mit ihm geredet hast!" "Ich bring euch um!" Knurrte ich. "Warum? Damit wir dir nicht mehr in weg stehen?" Ok, jetzt hatten sie übertrieben. Ich spielte meine Tränen-Karte aus! Denn was die Jungs, zum Glück, immer noch nicht heraus gefunden hatten, war, dass ich auf Kommando weinen konnte. Ich konzentrierte mich kurz und drehte mich dann mit Tränen in den Augen zu den Jungs um. "Ist das euer Ernst? Ihr steht mir nicht im Weg und falls ihr beiden euch nicht erinnern könnt wart ihr auch ein Grund weshalb ich damals mit ihm Schluss gemacht habe! Ich habe mich damals für euch entschieden und würde es jedes Mal wieder tun und dafür muss ich mir solche Sachen an den Kopf werfen lassen!" Ich drehte mich wieder nach vorne um und setzte ein kleines Sieges Lächeln auf. Vielleicht war das nicht die feine Tour von mir, aber ich hatte wirklich keine Lust mehr mir weiter Kommentare von den Jungs anhören zu müssen. "Ok es tut mir leid!" Seufzte Nick und beugte sich nach vorne um mir einen Kuss auf die Wange zu geben. Ich fing an zu grinsen. Na ging doch. "Aber sobald ich Rafael in deiner Nähe sehe, sehe ich rot! Ich hasse diesen Jungen dafür wie er damals mit dir umgegangen ist." "Ich weiß Nick aber gerade eben habe ich mich wirklich nur mit ihm unterhalten bis dann plötzlich seine Hand auf meinem Oberschenkel lag." "Mir tut es auch Leid Maya." Ich nickte und lies es dabei gut sein. Auch die besten Freunde müssten mal Streit haben und sich anschreien.
Nach einigen Minuten kam wir zu Hause an und Nick und Jeremy bedankten sich beim aussteigen. "Du bist das beste Taxi was ich jemals hatte. Danke ich werde dich glaube ich öfters anrufen." Marco fing an zu schmunzeln. "Danke für das Kompliment." Lachte er. "Ich bedank mich dann auch mal." Grinste ich und quetschte mich aus dem Auto hinaus. "Kein Problem ist ja das mindeste was ich tun konnte. Aber als Gegenleistung könntest du mir beibringen wie man auf Kommando weint." Verwirrt schaute ich ihn an. "Du hast das gemerkt?" Er nickte lachend. "Spätestens nach dem du breit am Grinsen warst." "Die Jungs haben es selbst nach einem Jahr nicht gemerkt also wäre ich dir dankbar wenn du es für dich behältst." "Meine Lippen sind versiegelt." Er zwinkerte mir zu und ich ließ die Beifahrertür zufallen. "Was hast du denn noch mit Reus gequatscht?" Jeremy wackelte mit seinen Augenbrauen doch ich schüttelte nur lachend den Kopf. "Das werdet ihr zwei Vollidioten niemals herausfinden!"

Captain of my lifeWhere stories live. Discover now