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Geschockt und regungslos saßsie auf dieser Bank. Emmanline versuchte noch immer zu verarbeiten,was da eben gerade passiert war. Was war nur geschehen?

Ein weiteres Gefühlschaosüberwältigte sie und ihre Gedanken überschlugen sich immer wiedererneut. Es ging alles so schnell, als sie in der Stille diese Szenezwischen ihm und ihr immer und immer wieder abspulen musste. Wie eineEndlosschleife. Er war so erzürnt gewesen und wie er sie angeschauthatte. Sein Blick war voller Wut und Verachtung gewesen. Ihrgegenüber.

Und da waren noch seine Worte,die sie wirklich zu tiefst getroffen hatten. Wie konnte er ihr so wasnur unterstellen? Was hatte sie denn schlimmes getan?

Er meinte zu ihr, sie wärenicht ehrlich zu ihm gewesen und sie hätte ihn verraten. Sie hätteoffener ihm gegenüber sein sollen. Sie konnte genau nach empfinden,wie er sich im Moment fühlte. Glaubte er etwa, sie wüsste es nicht,wie es war, jemanden wichtiges zu verlieren? Doch sie wusste es zugut und besser. Mehr als das. Ihre Mutter war ihr wichtiger als allesandere gewesen. Auch sie hatte sie in ihrer Vergangenheit verloren.Es war schmerzhaft und unerträglich gewesen, denn dieser Schmerzhaftete immer noch tief in ihr. Wie ein Dorn, der sich verankerthatte und sich einfach nicht lösen ließ.

Innerlich fühlte sie sichverletzt und schwermütig, das sie sich wie eine Statue vor kam.Schmerzhaft krallte sie sich in ihren Oberschenkeln fest. Siebrauchte es jetzt, sie brauchte diesen realen Schmerz. Würde sienichts spüren, würde sie sich nur noch mehr verlieren. Erneutmachte sie einen Schritt nach vorne und kam dem Abgrund näher. DerSog in ihr drinnen wurde stärker und bald bekam sie keinen Haltmehr. Sie verspürte in sich eine unsagbare Kälte, dass sie sichbald nicht mehr dagegen wehren konnte. Sie würde fallen. Eines Tageswar es soweit. Die Zeit würde kommen.

Emmanline musste sich besinnen,in die Realität zurück kehren musste. Sie durfte sich nicht zu vielin sich einkehren, denn es würde sie stets näher in die Dunkelheitziehen, die ihr mehr als vertraut war. Es war für sie wie einzweites Ich geworden. Es fehlte nur ein einziger Schritt.

Sie solle ihm nie wieder unterdie Auge treten, weil er sie nicht wieder sehen wollte. Warum ließer sie dann nicht einfach gehen? Dann müsste er sie nie wiedersehen. Sie würde soweit laufen, dass sie nicht mehr zurück blickenkonnte und er bräuchte sich keine Gedanken machen, ihm zu begegnen.Sinnlos war es, solch ein Gedanke zu hegen, er würde sie gehenlassen, denn das würde er niemals tun. Sie wusste es einfach. DerMann mochte zornig sein, aber er würde sie stets gefangen halten.

Ein weiterer Grund warum sieverspürte, sie wäre hier eine Gefangene. Auch wenn er es zuvorgeschworen hatte, es wäre nicht so. Sowie er geschworen hatte, wenner zu ihr zurück käme, würde er dort aufhören, wo er zuletztaufgehört hatte, weil er ein Anrecht von ihr haben wollte. Gelogenhatte er. Er hatte sie herein gelegt, weil er sie nur milder stimmenwollte und damit sie ihm schweigsam folgte. Ein erneuter Stich einesDornes.

„Hörauf." Ermahnte sie sich selbst. Sie durfte sich nicht von ihmbeeinflussen lassen. Auch wenn er wirklich vieles getan hatte, um ihretwas anderes zu zeigen. Eine gute Seite.

Ihr Gefühl und ihre Blickewurden kälter und gefühlloser, denn sie musste ihre eiserne Mauerwieder errichten, die sie zu vor etwas hatte bröckeln lassen. Wiekonnte das geschehen?

Wütendüber sich selbst stand sie auf und ging zum Schloss zurück. Siemusste sich etwas einfallen lassen, wie sie von hier entkommenkonnte. Sie konnte nicht länger hier bleiben. Nicht bei ihm.

Mitten auf dem Hof blieb siestehen, weil sie einen kleinen Schatten in der Dunkelheit erkennenkonnte. Verzweifelt versuchte sie in der Dunkelheit etwas zuerkennen, aber sie musste sich nicht anstrengen, um zu wissen, werdort stand.

Gebieter des Feuers und der LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt