Kapitel 3

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"Also willst du mir immer noch nicht sagen was mit dir los ist?" Leo und ich hatten es uns auf dem Sofa bequem gemacht und sahen fern. Kopfschüttelnd widmete ich meine volle Aufmerksamkeit der Schüssel Eis in meiner Hand. Mein Bruder seufzte frustriert. "Und wieso sagst du mir nichts?" "Weil du es entweder nicht glauben würdest oder es nur noch schlimmer machen würdest. Also verzichte ich lieber auf beides und sage nichts." "Man Roxy!" "Was hat sie jetzt schon wieder ausgefressen?" Carter ließ sich grinsend neben mich auf die Couch plumsen und sah seinen Zwilling interessiert an. "Hast du nicht auch gemerkt, dass sich Roxy in letzter Zeit komisch verhält?" Carter schien zu überlegen während ich mir genervt einen weiteren Löffel Eis in den Mund schob. "Ja, jetzt wo du es sagst. Was ist los, Kleine?" "Sie sagt nichts." Beide hatten ihren Blick fest auf mich gerichtet und ich fühlte mich deshalb leicht unwohl.

"Du weißt, dass du mit uns über alles reden kannst, oder?" Ich nickte. Klar wusste ich das, aber es würde nichts daran ändern, dass ich ihnen nichts von Sam erzählen würde. Sie waren wirklich glücklich gewesen, als ich vor knapp einem Jahr mit ihm zusammen gekommen war. Sie kannten ihn schon eine Weile und waren der Meinung, dass er ein guter Freund für mich sein würde. Dass sie sich so sehr irren würden, hätte ich damals auch noch nicht gedacht.

"Wir machen uns doch nur Sorgen um dich." "Ich weiß, aber das braucht ihr nicht." Die beiden musterten mich skeptisch und sahen sich danach gegenseitig an. "Zwillingsknuddler!" Und schon war ich zwischen den beiden Jungs eingequetscht.

Dafür liebte ich die beiden.

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"Habt ihr schon gehört, dass sich Sam anscheinend mit dem Neuen angelegt haben soll?" Elly sah Tia und mich interessiert an. "Ja, die sollen fast aufeinander losgegangen sein."  Wieso musste dieser Idiot immer gleich übertreiben. Es war nicht das erste Mal, dass er Streit mit anderen Jungs anfing, nur weil sie mit mir geredet hatten. Unglaublich wie eifersüchtig er war, obwohl er selbst derjenige war der mehr als nur ein Mal mit einer Anderen im Bett war. Vermutlich hatte er nur Angst, dass er seinen menschlichen Boxsack verlor. "Aber ich glaube Sam hat davor aufgegeben. Meint ihr er hat Angst vor dem Neuen? Wie heißt der eigentlich?" "Rafael." Meine Freundinnen sahen mich fragend an. "Ich hab gestern kurz mit ihm geredet." "Du hast mit ihm geredet? Das erklärt warum Sam mit ihm gestritten hat." "Hat er euch denn zusammen gesehen?" "Ja, aber ich hab eigentlich gedacht, dass ich das mit ihm geklärt hätte." Tia lachte auf. "Ja genau, etwas mit Sam klären. Du hörst schon was du sagst, oder? Man Roxy, schieß den Spinner in den Wind!" "Das sagst du so leicht." Verständnislos schüttelte Tia sen Kopf.

"Okay, anderes Thema. Gehst du am Samstag auf die Party von Lewis?" Tia sah zu mir. "Ich hab eigentlich gar keine Lust, aber Sam will undbedingt, also ja ich gehe hin." Lewis gehörte zur Oberschicht der Schule und war somit gut mit Sam befreundet. Seine Partys zählten zu den beliebtesten der Schule, allerdings kam man nur mit Einladung oder aber als Anhängsel eines Partygasts rein. Und wie man schon vermuten konnte, wurden nur die Schönen und Beliebten der Schule eingeladen. Tia und Elly verstanden meine Abneigung gegenüber diesen Partys nicht. Sie selbst waren noch nie auf einer und hatten somit keine Ahnung, wie ich mich dort immer fühlte. Auch wenn ich durch meinen Freund eigentlich alle Türen offen hatte um zur High Society der Schule zu gehören, saß ich tagtäglich am gleichen normalen Tisch mit den gleichen normalen Freunden und schleimte mich somit nicht bei den Cheerleadern, Sportlern und möchtegern Bad Boys ein. Ich hatte noch nie vor die Leute die ich gern hatte durch andere auszutauschen. Ohne meine Freunde, ohne mich.
Jedenfalls fühlte ich mich auf Lewis Partys immer fehl am Platz. Von allen Seiten wurde man komisch angesehen und wusste, trotz der lauten Musik, genau, dass gerade über einen gelästert wurde.

"Ich verstehe einfach nicht, was du gegen diese Partys hast. Ich meine okay, du musst mit Sam da hin, aber trotzdem. Du kannst dich ja mit anderen Leuten unterhalten, während dein sogenannter Freund sich mal wieder durch die halbe Weltgeschichte vögelt." Im Gegensatz zu meinen Brüdern hatten meine Freundinnen von Anfang an etwas gegen Sam und wenn ich auf sie gehört hätte, als sie sagten, dass Sam nicht gut für mich war, wäre ich jetzt nicht in dieser Situation. Aber wie sagt man so schön? Liebe macht blind. Und dumm.

Rafael // ✔️Où les histoires vivent. Découvrez maintenant