Kapitel 56

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Grinsend zog ich einen Stuhl heran und setzte mich rittlings darauf. Die kleine Ratte mir gegenüber spuckte verächtlich etwas Blut vor mich auf den Boden. "Wieso müssen unsere Gefangenen nur immer so einen Dreck machen?" Kopfschüttelnd sah ich den Jungen an. Ich kannte ihn. Er ging auf unsere Schule und war ein verdammtes Arschloch, jedoch bis jetzt nicht sonderlich von Bedeutung für mich. Die Tatsache dass er aber scheinbar zu Rodriguez und Santos gehörte und zu allem Überfluss auch noch unsere Männer überfallen hatte, änderte so einiges.
Santos war das Oberhaupt eines riesigen Drogenkartells und ihm passte es so ganz und gar nicht, dass wir in seinen Geschäften in New York mitmischten und dabei auch noch immer mehr Einfluss gewannen. Durch uns mussten ihm im Jahr sicherlich einige Millionen flöten gehen.

"So, was hast du mir zu erzählen?" "Wie kommst du darauf, dass ich dir etwas erzähle?" Ein spöttisches Grinsen bildete sich auf meinen Lippen. "Du tust zwar so, als wärst du ein ganz harter Brocken, aber ich seh doch wie dir der Schweiß auf der Stirn steht und du ganz nervös atmest. Sag mir einfach, was ich wissen will und ich lasse dich gehen. Wenn du allerdings weiter so tun willst als hättest du keine Angst vor mir... Naja, sagen wir so, ich kann ein ziemliches Arschloch werden das Spaß daran hat Leuten weh zu tun die es verdient haben." Ich legte meinen Kopf etwas schief. "Dein Chef Rodriguez war bis vor ein paar Tagen auch noch unser Gast. Er war nur ein paar Zimmer weiter." "Was habt ihr mit ihm gemacht?" Belustigt hob ich eine Augenbraue. Er war ja noch so naiv. "Kannst du dir das nicht denken?" Ich sah wie er schwer schluckte.

"Wie lange arbeitest du schon für Santos? Zwei Monate? Vielleicht drei? Du kannst ruhig ehrlich mit mir sein." Noch immer mit einem Grinsen auf den Lippen schnappte ich mir eines der Messer, die vor mir auf dem Tisch lagen und drehte es etwas in den Händen herum. "Zwei Monate." Wusste ich es doch. Absolutes Frischfleisch.
"Okay, hör jetzt genau zu. Du setzt hier gerade dein Leben aufs Spiel für einen Kerl den du nicht im geringsten kennst. Dein nächster Vorgesetzter der deutlich mehr Erfahrung hat als du, ist vor ein paar Tagen bei uns abgekratzt. Denkst du wirklich du kommst hier irgendwie raus wenn du dich weiter so stur stellst? Ich bin mit all dem hier aufgewachsen und könnte dich ohne mit der Wimper zu zucken abstechen. Wir wissen beide, dass ich am längeren Hebel sitze." Langsam stand ich auf und sah auf ihn hinab.

"Überleg es dir bevor ich wieder komme."

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"Wo bist du, Milo?" Skeptisch sah ich auf das Display meines Handys auf dem mir gerade das Gesicht meines Cousins entgegenblickte. "Ich bin bei Roxy." Fassungslos starrte ich ihn an. "Das ist nicht dein verdammter Ernst?!" "Nur weil du dir irgendwelche Probleme einbildest die es gar nicht gibt heißt das noch lange nicht, dass sich Cara und ich von ihr fernhalten werden." "Cara ist auch bei ihr?" Milo zuckte lediglich mit den Schultern.
"Hör mal Kumpel, du solltest wirklich mit Roxy reden und sie vor allem ausreden lassen. Du hast da etwas ein wenig in den falschen Hals bekommen." "Und wenn schon. Ich hab jetzt keine Zeit für den Mist." "Wie du meinst, bei dir redet man sowieso gegen eine Mauer. Wieso hast du mich jetzt eigentlich angerufen?" "Der Kerl bei uns im Keller hat Panik bekommen und hat gesungen wie ein Vogel." "Ist doch gut, oder?" "Eigentlich schon." "Aber?" "Aber scheinbar plant Santos irgendwas gegen uns. Nur die kleine Ratte hat keine Ahnung was und Rodriguez ist abgekratzt. Wir haben also keine Ahnung wann, wie oder was er vorhat." "Das heißt du kommst über die Feiertage nicht mehr zurück?" Ich schüttelte den Kopf.

Einige Minuten später hatte ich das Gespräch mit meinem Cousin beendet und setzte mich wieder zu Luca und Johnny in den Konferenzraum.
Wenn man dem Idioten in unserem Keller glauben konnte, hatte Santos etwas geplant um uns aus seinem Geschäft zu schaffen. Und so wie ich ihn mittlerweile kannte, machte er keinen halben Sachen. Wenn er wirklich einen Anschlag gegen uns planen sollte, würden wir selbst mit all unseren Männern Schwierigkeiten bekommen. Santos hatte eine unzählige Menge an Anhängern. In den Staaten und in Mexico. Rodriguez war in diesem ganzen System nur ein unbedeutender, kleiner Fisch auch wenn er für den Handel in New York eine bedeutende Rolle gespielt hatte.

Rafael // ✔️Where stories live. Discover now