Kapitel 14

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"Carlo hat gerade echt Probleme. Er braucht mich." "Als Leo und Carter auf die Welt gekommen sind, hast du mir geschworen, dass du damit nichts mehr zu tun haben willst." Ich hörte wie Dad seufzte. "Ich weiß doch. Aber Carlo hat mir so oft geholfen, jetzt bin ich an der Reihe. Und außerdem kannst du es als normalen Job ansehen. Ich vertrete ihn nur in einem Rechtsstreit. Ich bin Anwalt, damit verdiene ich mein Geld." "Aber wieso du? Er hat doch so viele Anwälte." "Es könnte mit einer Sache zusammenhängen, an der ich damals schon beteiligt war." "Er wird dich wieder mit rein ziehen. Aber wenn du es für richtig hältst." Mom erhob sich vom Sofa. "Aber eines sage ich dir. Wehe die Kinder geraten in Gefahr." Ich beeilte mich wieder in mein Zimmer zu kommen. Das war es dann wohl mit Trinken.

Das Gespräch der beiden ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich war mir relativ sicher, dass sich meine Eltern über Rafaels Vater unterhalten hatten. Als ich bei ihm war hatte ich nicht nur mitbekommen, dass er Carlo hieß, sondern auch dass er in Washington war. Eigentlich war das nichts worüber ich mir Gedanken machen sollte. Carlo Salvatore gehörte ein erfolgreiches Unternehmen in New York und Dad war ein angesehener Rechtsanwalt, der so einige Firmen vertrat. Ber die Tatsache, dass er scheinbar seit 17 Jahren nichts mehr mit Mr. Salvatore zu tun haben wollte und Mom Angst hatte, dass meine Brüder und ich in Gefahr geraten könnten, machte mich mehr als stutzig.

Und dann kamen mir ein paar Gerüchte in den Sinn. Die Gerüchte um den mysteriösen Mafia Boss der seit Jahrzehnten sein Unwesen in New York trieb. Man kannte ihn einzig und allein unter dem Namen Salvatore. Er war ein Phantom. Niemand wusste so genau wie er aussah und die Polizeit steiterte kläglich daran ihn ausfindig zu machen. Auch wenn man ihn nicht kannte war er einer der gefürchtesten Männern New Yorks.

Auch Elly hatte mir schon erzählt, dass das Gerücht umging, dass Salvatore der Vater von Rafael und Luca war, aber irgendwie konnte ich mir das überhaupt nicht vorstellen. Wie gesagt, Carlo Salvatore war ein angesehener Unternehmer, wieso sollte er also ein Doppelleben als skrupelloser Mafia Boss führen?

Kopfschüttelnd legte ich mich in mein Bett. Das war lächerlich.

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Seit zehn Minuten saß ich auf der unbequemen Metallbank und wartete auf meinen Bus. Meine Brüder hatten erst später aus und mussten danach noch zum Training. Ich schlang meine Jacke enger um mich und vergrub mein halbes Gesicht in dem großen Schal den ich um meinen Hals gewickelt hatte. Es war schon relativ kühl, aber trotzdem wärmten die Sonnenstrahlen mein Gesicht. Bis auf den normalen Großstadtlärm war es ruhig. Keine herumschreienden Schüler und keine hupenden Eltern. Die meisten hatten noch mindestens zwei Stunden vor sich, aber da mein Lehrer heute Vater geworden ist und verständlicher Weise bei seiner Frau sein wollte, hatte ich heute schon früher aus.

Meine Freude darüber verschmälerte sich allerdings als ich sah, dass Sam auf mich zu stapfte. Hastig stand ich auf und schulterte meine Tasche. Ich würde garantiert nicht hier warten. Selbst wenn das hieß, dass ich nach Hause laufen musste. "Roxana, bleib stehen! Ich bin sowieso schneller als du!" Dass ich nicht lache. Rafael hatte es sogar hinbekommen, dass Sam humpelte. Sonst war er vielleicht wirklich schneller als ich, aber heute garantiert nicht. "Roxana!" Ich senkte meinen Kopf und bog um die nächste Ecke, als ein Hupen ertönte. Reflexartig sah ich auf und blickte in Rafaels Gesicht. Er hatte das Fenster runtergelassen und sah erst zu mir, dann zu Sam. "Steig ein." Mit einem Blick über die Schulter stellte ich fest, dass Sam tatsächlich ganz schön aufgeholt hatte. Ohne groß zu zögern eilte ich auf die andere Straßenseite und stieg in den Mustang. "Danke." "Schon vergessen? Ich bin dein persönlicher Bodyguard." Er grinste verschmitzt und fuhr los. Ich erhaschte einen Blick auf das wütende Gesicht von Sam, das unter den Blutergüssen kaum zu erkennen war. Dann war er aus meinem Sichtfeld verschwunden.

"Wartet Zuhause jemand auf dich?" Ich musste lachen. "Wird das jetzt zu deiner Standartfrage?" Auch er begann zu lachen. "Möglich. Also?" "Nein auf mich wartet niemand." "Perfekt. Ich habe nämlich hunger und alleine essen ist scheiße. Ich hoffe du hast hunger und magst Burger." Grinsend steuerte er den Wagen durch den New Yorker Verkehr und trommelte nebenher zum Takt der Musik auf dem Lekrad herum. Ich kannte ihn kaum aber trotzdem mochte ich ihn. Irgendwie wunderte mich das wirklich. Seitdem Sam sich so verändert hatte, hatte ich meine Schwierigkeiten mit Leuten, besonders mit denen die ich kaum kannt.

"Hast du mit ihm Schluss gemacht?" "Ich glaube das kann er sich denken." "Du überschätzt seinen IQ. Logisches Denken ist glaube ich nicht so ganz seine Stärke. Und außerdem würde sein Ego dann bestimmt einen ganz schönen Knacks bekommen." "Du sagst das so leicht. Er wird wieder ausrasten und ich kann mich nicht gegen ihn wehren." "Dann sind Luca und ich eben dabei. Du weißt schon Bodyguards und so." Er grinste mich von der Seite aus an.

Rafael verwirrte mich. Nicht negativ, überhaupt nicht. Aber ich wurde einfach nicht schlau aus ihm. "Wieso bist du eigentlich so nett zu mir? Und Luca auch?" "Meinst du wegen diesem BAd Boy Ruf, den wir an der Schule genießen dürfen?" Er lachte. "Ich halte dieses ganze Bad Boy Geschiss für echten Mist. Klar, mein Bruder und ich sich auf keinen Fall die lieben Jungs von neben an. Wir rauchen, trinken, haben Tattoos, schlägern uns und bei den Bullen sind unsere Namen auch nicht unbekannt. Aber dieser ganze Bad Boy Scheiß ist mittlerweile totaler Mainstream. Jede Pickelfresse die hin und wieder gegen einen Lehrer rebelliert, seine Mitschüler beleidigt, sich hin und wieder einen Joint reinpfeift und sich durch die halbe Weltgeschichte vögelt betitelt sich als Bad Boy. Glaub mir, jeder einzelne von denen würde sich vor Angst in die Hose scheißen wenn die mal in eine gefährliche Situation kommen würden." Er parkte in einer freien Lücke. "Klar, Luca und ich haben diesen Ruf aber das heißt noch lange nicht, dass wir jeden hassen müssen, uns gegenüber allen komplett kalt und distanziert verhalten müssen und jeden total fertig machen müssen. Wenn wir jemanden mögen, dann sind wir mit ihm befreundet und wenn wir jemanden nicht leiden können, bekommt der jeniger das auch zu spüren. Aber ist das nicht bei jedem so?"

Ich ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen. Er hatte recht. Es hatte sich ein regelrechter Hype um diese ganze Bad Boy Sache gebildet und alle Jungs dachten sich genau so verhalten zu müssen. Keine Emotionen zeigen und alles und jeden fertig machen. Und wenn ich so darüber nachdachte, war ich wirklich froh darüber, dass Rafael nicht so war. Und ja, nur weil er dieses Image hatte, hieß es noch lange nicht, dass er es auch genau so ausleben musste.

Sein Blick richtete sich auf mich. "Aber es hat auch was Gutes als Bad Boy zu gelten." "Und das wäre?" "Alle haben Respekt vor einem." Er stiegt aus und ich tat es ihm gleich. Über das Autodach hinweg sah er mich an. "Und meistens bekommt man das Mädchen das man will."

Frech grinsend zwinkerte er mir zu.


Lesenacht #4

Das wars ich hoffe es hat euch gefallen :)

Love you

Rafael // ✔️Where stories live. Discover now