Kapitel 28

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Seit Stunden saß ich in meinem Zimmer und wartete auf ein Lebenszeichen von Rafael. Nachdem er die Nachricht gelesen hatte, meinte er er würde sich darum kümmern und duldete keinen Widerspruch meinerseits.

Frustriert vergrub ich meinen Kopf in meinem großen Kissen. Ich hatte Rafael ja wirklich gerne, aber musste er sich wirklich andauernd um meine Probleme kümmern? Im Grunde war es ja echt lieb von ihm, allerdings schien er sich mittlerweile mehr um meine Angelegenheiten zu kümmern als um seine eigenen.

In der Zeit in der ich auf einen Anruf oder zumindest eine Nachricht von Rafael wartete langweilte ich mich zu Tode. Meine Eltern waren wie fast jeden Samstag ausgegangen und die Zwillinge hatten sich zu ein paar Freunden aus ihrem Team verpisst. Und ich saß alleine in meinem Zimmer und wusste nicht wohin mit meinem Leben.
Tia war bei ihrem Freund und Elly war heute in der früh zu ihrer Cousine aufgebrochen. Irgendwie schienen alle ein Leben zu haben, nur ich saß wie der größte Spießer überhaupt an einem Samstagabend alleine Zuhause.

Einige Minuten später gab mein Handy endlich ein Geräusch von sich und auf dem Display war eine Nachricht zu sehen.

'Mach mal die Tür auf.'

Ich sprang auf und sah aus meinem Fenster. Der schwarze Mercedes den ich schon so gut kannte stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Ich sprintete die Treppen nach unten und öffnete die Haustüre. Rafael und Luca standen grinsend davor und drückten sich an mir vorbei sobald die Türe weit genug geöffnet war.

Perplex sah ich ihnen hinterher und schloss dann die Türe. Im Wohnzimmer hatten es sich die beiden bequem gemacht. "Die Sache mit Miller ist erledigt." Erstaunt sah ich die beiden Brüder an. "Wie habt ihr das geschafft? Mr. Miller lässt sich nie so schnell abwimmeln." "Politiker haben immer ziemlich Dreck am Stecken. Man muss nur wissen mit was man drohen muss und schon machen alle das was du willst."
"Will ichs überhaupt wissen?"
Die beiden Brüder schüttelten grinsend ihre Köpfe.

"Nein."

~~~~

"Ich weiß echt nicht, wie ihr es immer wieder schafft, dass ich was mit euch unternehme." Rafael und Luca fingen an zu lachen. "Du magst uns eben." "Und du kannst nicht mehr ohne uns." Grinsend schüttelte ich den Kopf während ich mir eine Weste überzog. "Ihr seid auch überhaupt nicht eingebildet, oder?"

Die beiden Brüder hatten mich zum Paintball geschleift. Ich war ziemlich verwundert, dass die Halle so spät an einem Samstagabend noch auf hatte, aber anscheinend gehörte das ganze Ding einem Kumpel der beiden.
Unterwegs hatten wir noch Cara und Vince eingesammelt und ein paar von Lucas und Rafas Freunden aus der Schule waren auch dabei.

"Also, ich würde sagen Rafa, Roxy, Ash und ich gegen euch vier?" "Vergiss es Luca!" Vince schüttelte energisch den Kopf während Luca ihn verwirrt ansah. "Rafa und du können besser mit Waf..." Noch bevor Vince aussprechen konnte schlug Rafael ihm auf den Hinterkopf. "Fresse, Blondie. Dann tauscht du eben mit Luca und gut ist." Mit einem zufriedenen Lächeln rieb Vince sich den Kopf und zog anschließend seine Maske vors Gesicht.
Kopfschüttelnd wendete sich Rafa zu mir und sah mich von oben herab an.
"Tut mir leid, dass die alle so bekloppt sind. Bist du bereit?" Skeptisch nickte ich. Was wollte Vince sagen?
Noch ehe ich richtig darüber nachdenken konnte zog mir Rafa die Maske vors Gesicht, packte meine Hand und zusammen rannten wir ans andere der großen Halle.

Wir versteckten und hinter einer hüfthohen Mauer, die mit Farbflecken übersät war. Ein paar Meter weiter entdeckte ich Vince, der hinter einem großen Ölfass kauerte. Links von Rafa und mir hatte sich Ash, ein braunhaariger Junge und Freund der beiden Brüder, versteckt.
Die drei Jungs nickten sich zu ehe sie gleichzeitig aufsprangen und die Farbpatronen abfeuerten. Etwas überfordert folgte ich ihrem Beispiel und begab mich aus der sicheren Deckung. Kaum hatte ich mich aufgerichtet und das erste mal abgedrückt machte es einen Knall und ich sah nur noch blau. Ich vernahm Rafas tiefes Lachen neben mir. Er zog mich wieder nach unten und strich mir die Farbe vom Visier. "Alles klar?" Die Belustigung in seiner Stimme war nicht zu überhören. Lachend nickte ich.
Die Jungs hatten vorhin ausgemacht die erste Runde ohne ausscheiden zu machen, was mir natürlich gerade recht kam.

Bei der zweiten Runde sah die Sache allerdings ganz anders aus. Einmal getroffen und man war raus.
Ich hatte mich alleine hinter ein Hindernis gekauert und versuchte einfach noch eine Weile im Spiel zu bleiben. Ich hatte es sogar tatsächlich geschafft Cara zu treffen, die danach beleidigt vom Feld gestampft war.

Vorsichtig richtete ich mich auf und sah mich etwas um. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr und sah in die Richtung. Vince hatte sich gerade hinter einem kleinen Hindernis versteckte.
Ich war kurz abgelenkt und bemerkte erst, dass Luca ganz in meiner Nähe war als ich auf den Boden gerissen wurde.
Ich lag auf dem Rücken, Rafael über mir. Seine dunklen braunen Augen musterten mich durch die Maske hindurch. "Aufpassen ist nicht so deine Stärke, oder?", grinste er mich an. "Deine auch nicht, Brüderchen. Jetzt hab ich euch beide." Luca stand vor uns und verpasste uns beiden einen blauen Farbfleck.
Rafael stand lachend auf und hielt mir seine Hand entgegen. Ich ergriff sie und wurde von ihm hochgezogen. Dicht stand ich vor ihm. Ich musste mein Kopf in den Nacken legen um ihm ins Gesicht schauen zu können.
Rafa schob sowohl seine als auch meine Maske vom Gesicht.
"Jetzt bist du wegen mir auch rausgeflogen."

"Das wars mir wert."

~~~~

Es war zwei Uhr nachts als wir alle gemeinsam in einem Diner in Manhattan saßen.
Max, Ash und Elijah, die drei Freunde von Luca und Rafa, waren auch wirklich schwer in Ordnung. Die drei waren auch auf meiner Schule und gehörten zu den Bad Boys von denen man sich fern halten sollte. Zumindest wenn man allen anderen Glauben schenken wollte. Ich wurde allerdings eines Besseren belehren seit ich die Salvatore-Brüder kannte.

"Kaum zu glauben, dass du mit Miller zusammen warst. Du bist viel zu cool für den Spasten." Ash grinste mich an und Max und Elijah nickten synchron. "Aber immerhin hast du jetzt die Kurve gekriegt und dir den richtigen Freundeskreis zugelegt." "Ja. Und so schlimm wie alle sagen sind wir eigentlich gar nicht." Ich musterte die drei Jungs. "Und wieso unternehmt ihr dann nichts, dass euer Ruf anders wird?" "Bad Boys sind cool, bekommen Respekt und die Mädels fliegen auf einen ohne dass wir großartig was tun müssen." "Für faule Menschen ist das echt ideal. Wir bekommen die Mädchen und müssten dafür theoretisch nicht mal aus dem Bett aufstehen."
Okay, die Jungs waren verrückt. Aber ich mochte sie.

Die Zeit verging wie im Flug und nach gut einer Stunde beschlossen wir alle aufzubrechen. Luca, Cara und Vince wollten schleunigst ins Bett weshalb Max sie mitnahm. Rafael bestand darauf mich nach Hause zu fahren obwohl Ash, wie sich herausstellte, nur wenige Häuser von mir entfernt wohnte.
Die Welt war unglaublich klein.

Als wir das Diner verließen umhüllte uns die eisige Luft. Man merkte deutlich, dass es bereits November war. Nachts lagen die Temperaturen schon im Minusbereich. Ich vergrub mein Gesicht bis zur Nasenspitze in meinem dicken Wollschal und sobald Rafael und ich im Auto saß stellten wir die Sitzheizung auf die höchste Stufe.

Die drei Geschwister wollten mich überreden bei ihnen zu übernachten, aber ich schätze meine Eltern würden es nicht so toll finden, wenn ich den zweiten Morgen in Folge nicht Zuhause war.
Außerdem schien mein Dad nicht ganz so begeistert zu sein, dass ich Rafael kannte. Vielleicht war irgendwas zwischen meinem Dad und Mr. Salvatore vorgefallen.

Rafael bog gerade an einer Ampel ab als er plötzlich ein leichtes Fluchen von sich gab und nervös in den Rückspiegel sah.
"Kannst bitte mal nach Lucas Nummer suchen?" Er deutete kurz auf den im Auto eingebauten Boardcomputer.
Es dauerte ein paar Minuten bis ich Lucas Name ausfindig machen konnte.

"Was?", kam Lucas Stimme genervt aus der Freisprechanlage. Wahrscheinlich war er schon Zuhause und wollte gerade schlafen gehen.
Wieder blickte Rafa in den Rückspiegel. Irgendwas an dem Auto hinter uns schien ihn zu stören, aber ich wusste nicht was.

"Wir haben ein Problem."

Yo Potatoes :)

Hats euch gefallen?

Was denkt ihr wie es weiter geht?

Love you ♥️

Rafael // ✔️Where stories live. Discover now