Kapitel 15

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Es war Freitag.

Drei Tage waren vergangen.

Drei Tage in denen sich einiges verändert hatte.

Ein Gerücht hatte die Runde gemacht. An sich an einer High School nichts außergewöhnliches. Der Unterschied dieses mal war allerdings, dass das Gerücht wahr war. Es verbreitete sich wie ein Lauffeuer und es hatte nicht lange gedauert, da wusste es die gesamte Schule.

Mein Dad, der angesehene Anwalt, hatte Sam ohne mein Wissen angezeigt. Wegen mehrfacher Körperverletzung und sexueller Belästigung.

Ich hatte keine Ahnung was dann geschehen war, aber irgendwie hatte es zuerst die Runde gemacht das Sam angezeigt wurde und schließlich auch weshalb. Zwar war noch nichts bestätigt und die Schüler bezogen sich nur auf die Gerüchte die sie gehört hatten, aber ganz plötzlich hatte Sam sein ganzes Ansehen verloren. Das Schülerkomitee schloss ihn vorübergehen aus, bis die Sachverhalte geklärt wurden, sämtliche Schüler straften ihn mit abwertenden Blicken und selbst seine angeblich besten Freunde machten einen möglichst großen Bogen um ihn. Auch die Mittagspausen verbrachte er alleine. Von unserem üblichen Tisch aus hatte ich eine gute Sicht auf den Jungen der im Moment wie ein Schatten seiner selbst wirkte. Ich hätte wirklich Mitleid mit ihm habe können, doch dann kam mir wieder in den Sinn warum es so war wie es eben war.

Meine Freunde hatten mich am Freitag nach der Schule dazu überredet mit in den Central Park zu gehen. Während sie sich über unsere Pläne fürs Wochenende unterhielten, dachte ich über die letzten Tage nach. Jeder hatte diesen einen bestimmten Blick aufgesetzt sobald ich an ihnen vorbei lief. Voller Mitleid, aber auch Unverständnis.

Auch die Lehrer bekamen natürlich mit was Sam vorgewurfen wurde und selbst die Schulleitung wurde darüber in Kenntnis gesetzt. Das war im Endeffekt auch der Grund dafür warum sämtliche Lehrer kurzerhand an einem Seminar gegen Gewalt unter Schülern teilnehmen mussten. Uns Schülern kam das gerade recht, da so kurzfristig kein anderer Termin als Montag gefunden werden konnte und wir damit ein verlängertes Wochenende hatten. So kam es dann auch, dass meine Freunde spontan einen kleinen Ausflug planen wollten, der jetzt allerdings in Wasser zu fallen schien. Das Wetter spielte nicht so ganz mit.

"Was sagst du daszu, Roxy?" Mein Blick schreckte zu Brian. Ein braunhaariger Junge der vor ungefähr einem halben Jahr zu unserem Tisch gestoßen war und seitdem jede Mittagspause mit uns verbrachte. "Was? Tut mir leid, ich hab nicht zugehört." Kopfschüttelnd lachte er. "Du bist echt der verpeilteste Mensch den ich kenne. Wir haben überlegt ob wir, anstatt zu diesem See zu fahren, nach Jacksonville fahren. Meine Tante hat da ein kleines Ferienhaus." Zweifelnd blickte ich in die Runde. "Euch ist bewusst, dass das Ferienhaus in North Carolina steht, oder? Wir fahren da fast zehn Stunden. Ich weiß nicht ob sich das wegen drei Tagen lohnt." "Ja, stimmt. So weit haben wir gar nicht gedacht." "Und was wenn wir uns in Boston ein Motel suchen? Dann machen wir eben anstatt einem Campingausflug einen Städtetrip." "Nein!" Alle Blicke legten sich auf Elly. "Mich bringen keine zehn Pferde mehr in ein scheiß Motel! Ihr wisst alle ganz genau was das letzte mal passiert ist!" Oh ja, das war die Geschichte. "Also dann wars das wohl mit unserem spontanen Ausflug, oder?" "Scheint ganz so."

Wir saßen eine ganze Weile auf der Wiese und redeten. Die Sonnenstrahlen wärmten uns trotz der herbstlichen Temperaturen. Ich hatte keine Ahnung wie meine Freund auf die Idee gekommen waren um diese Jahreszeit campen zu gehen. "Okay Roxy, dreh dich jetzt nicht um, aber da hinten kommt dein Romeo." Verwirrt blickte ich zu Tia die mit einem Grinsen an Jason, ihrem Freund, lehnte. Auch wenn er nicht auf unsere Schule ging gehörte er trotzdem irgendwie zu unserem Freundeskreis. Genauso wie Ariel, die Freundin von Marcus. "Rafael läuft nur ein paar Meter von uns entfernt rum." Augenverdrehend blickte ich meine beste Freundin an. Sie konnte es auch echt nich lassen. Tia und Elly warfen sich gegenseitig einen Blick zu und noch bevor ich etwas hätte sagen können, fingen beide gleichzeitig an wild in der Gegend herum zu hampeln und zu schreien. "RAFAEL!" Diese scheiß Kröten! "Uh Roxy, er kommt zu uns." Genervt blickte ich Missy an, die ebenfalls mit uns in den Park gekommen war. "Ach sag bloß. Also wenn ich gerufen werde ignoriere ich das immer." Meine Freunde fingen an zu lachen.

Rafael // ✔️Where stories live. Discover now