Kapitel 55

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Rafael P.O.V.

"Meinst du es ist eine gute Idee jetzt nach New York zu fliegen?" Genervt von meinem Bruder warf ich meine Kippe vor dem Flughafengebäude auf den Boden und schulterte meine Tasche. "Hast du eine andere Lösung?" "Man Rafa! Wir wissen beide, dass wir das auch anders regeln könnten. Du willst das doch nur selbst in die Hand nehmen um möglichst weit weg von Roxy zu sein." Mit einer Laune die gegen Null strebte schüttelte ich den Kopf und macht mich auf die Suche nach dem richtigen Terminal. "Halt einfach deine Fresse, Luca. Wen willst du den bitte sonst dort hin schicken? Klar, Johnny ist da aber der hat doch keine Ahnung vom dem Zeug." Abwehrend hob Luca seine Hände und folgte mir einige Minuten stillschweigend durch die Sicherheitskontrolle.

"Ich hatte mir Weihnachten nur etwas anders vorgestellt." "Meinst du ich nicht? Aber erzähl das mal den Kerlen die ins Büro eingebrochen sind und ganz nebenbei noch drei unserer Männer abgeschlachtet haben. Außerdem hab ich dich nicht gezwungen mitzukommen." "Ach dann meinst du also ich lass dich alleine auf Rachefeldzug gehen?" Kopfschüttelnd ließ ich mich auf einen der Plastikstühle vor dem Gate fallen und sah zu meinem kleinen Bruder, der sich genervt durch die Haare fuhr. "Aber jetzt mal im Ernst, Rafa. Was ist passiert als du bei Roxy warst?" "Was soll den gewesen sein?", murrte ich. "Sag du es mir. So 'ne schlechte Laune kommt nicht von ungefähr. Komm schon Bruder, ich kenn dich."
"Die ist mit irgend so einem Wichser im Bett gelegen als ich reingekommen bin." Mein Bruder seufzte. "Vielleicht nur ein Freund?" "Glaubst du doch selber nicht." "Du weißt, dass ich dich lieb hab, aber du bist wirklich ein ignoranter Vollidiot, Rafa. Hast du es sie wenigstens erklären lassen?" "Wieso sollte ich?" "Weil du auf die Kleine stehst und ihr wenigstens etwas vertrauen solltest. Und wenn du das schon nicht kannst, dann hör dir wenigstens an was sie zu sagen hat. Weißt du, zuhören würde dein Leben um einiges einfacher machen." Ein humorloses Lachen kam auf meinem Mund. "Sagst gerade du." "Rafael, ich meins ernst." Ich sah zu Luca, dessen Blick schon die ganze Zeit auf mir lag.

"Ich auch. Vielleicht sollte ich das mit der Liebe einfach sein lassen. Ist doch eh totale Scheiße."

_ _ _ _ 

"Wurde aus dem Büro was mitgenommen?" Johnny sah mich fragend an während ich genervt die Türe hinter mir ins Schloss warf. "Nein. Da konnten die auch kaum was finden, Dad hat nichts wichtiges hier. Ist halt alles verwüstet. Ich glaub eher, dass das nur als Ablenkung gedacht war. Die lösen hier Alarm aus, knallen ein paar Sicherheitsmänner ab und keiner merkt, was sie eigentlich vorhatten." "Meinst du?" Ich nickte während wir auf den Fahrstuhl warteten. "Sonst wurde nirgends Alarm ausgelöst?" "Wir haben nichts mitbekommen. Es gab einen kleinen Vorfall bei einer Lieferung, aber darum haben sich die Jungs schon gekümmert." Zusammen mit Johnny stieg ich in die Kabine und sah ihn an. "Was genau ist passiert?" "Der Van mit der Lieferung die nach Chinatown sollte wurde heute Nacht überfallen. Soweit ich mitbekommen habe, gab es eine kleine Schießerei und einer von den anderen ist draufgegangen und einen anderen haben wir jetzt im Keller sitzen." Ich sah mich in der verspiegelten Wand des Fahrstuhls an. Ja, ich hatte definitiv schon besser ausgesehen.

"Weißt du aus welchem Lager die Lieferung kam?" "Soweit ich weiß aus der Bronx, wieso?" Schnell drückte auf den Knopf für die Lobby des Wolkenkratzers. "Hol du schonmal das Auto und warte draußen. Ich komm mit Luca dann. Und ruf bei den Jungs in der Bronx an und sag, dass wir kommen." Knapp nickte Johnny während ich mich aus den sich gerade öffnenden Türen drückte.

Ich lief zu meinem Bruder der gerade aus der Tür des Überwachungsraums kam. "Und?" Er schüttelte den Kopf. "Sechs Typen, alle maskiert, am Van war kein Nummernschild. Hast du im Büro was gefunden?" "Nein. Aber Johnny hat erzählt, dass es heute Nacht einen Überfall auf einen Van von uns gab." "Ist ja nichts neues, oder?" "Eigentlich nicht, aber ich hab da so einen Verdacht." 
Ich lief an meinem Bruder vorbei und steuerte den Ausgang an. "Und willst du mir auch sagen was für einen?", rief Luca mir genervt hinterher. "Nachher!"

Ich saß bereits neben Johnny im Auto, als ein sichtlich genervter Luca auf die Rückbank kletterte. "Also, was ist jetzt, Rafa?" "Im Büro lag eine Liste von den Lieferungen. Ich hab mir nichts dabei gedacht, weil das ja offiziell Lieferungen für die Firma sind und keine Drogen. Aber jetzt hab ich die Vermutung, dass die es gezielt auf den Van aus der Bronx abgesehen haben." Ich spürte verwirrte Blicke auf mir und schüttelte darauf hin nur den Kopf. "Kannst du uns bitte an deinen Wirren Gedanken teil lassen haben? Ich blicke nämlich gerade überhaupt nicht durch, Brüderchen." Ich stöhnte. Jetlag und lange Erklärungen waren keine gute Mischung.

"Ich glaube das die Männer von Rodriguez was damit zu tun haben. Er sollte damals rausfinden, wo unsere ganzen Lager sind. Ich schätze mal um entweder alles in die Luft zu jagen oder um uns auszurauben. Aber er hat nichts rausgefunden. Das einzige was er weiß ist, dass unser größtes Lager in der Bronx ist. Was ist wenn sie nur ins Büro eigebrochen sind um rauszufinden, wann eine Lieferung aus der Bronx rausgeht und wo sie hingeht. Und was ist wenn der Überfall nur inszeniert war um..." Ich fuhr mir durch die Haare. "...Um vielleicht einen Peilsender oder sowas am Van anzubringen." Meinem Bruder schien ein Licht aufzugehen. "Ja klar, wenn die wissen wo unser größtes Lager und unser Umschlagplatz ist könnten die dort wirklich alles in die Luft jagen und uns so größtenteils vom Markt drängen."
Leicht nickte ich und schloss meine Augen während ich mir die Schläfen massierte. Verdammt ich hatte so Kopfweh.

Der Flug war lang und geschlafen hatte ich auch nicht im geringsten. Auch wenn ich versuchte Roxy aus meinen Gedanken zu verdrängen, hatte ich immer das Bild von ihr und diesem Spasten vor Augen. Meine Güte, das war doch Bullshit. Ich verstand einfach nicht, was dieses Mädchen mit mir machte. Ich war noch nie so!

Eigentlich könnte es mir doch scheißegal sein, was sie machte und mit wem sie es machte. Wir waren nicht zusammen und wenn das so weiter ging würde daraus auch niemals etwas werden. Vielleicht wäre das auch besser so, dann würde sie wenigstens wieder aus der Schusslinie verschwinden.
Sie hatte so ein Leben nicht verdient. Ihr Dad war nicht ohne guten Grund ausgetreten. Er wollte seine Familie, vor allem seine Kinder, schützen und ich zog seine Tochter wieder in diese beschissene Welt mit rein.

Eine Runde Applaus für Rafael, meine Damen und Herren. 

Roxy lebte in einer anderen Welt als ich, ob ich es mir nun eingestehen wollte oder nicht. Sie lebte in einer Welt in der sie mehr oder weniger sicher war, ganz im Gegensatz zu mir. Wollte ich sie wirklich in meine Welt voller Gefahren ziehen und das nur weil ich so selbstsüchtig war und sie am liebsten 24/7 um mich herum hätte? Weil ich am liebsten jeden Morgen neben ihr aufwachen würde?

War es das wirklich wert? 

Könnte ich ihr das wirklich antun?


Yo Potatoes 😊

Ich hoffe ihr hattet alle schöne Weihnachten 🎄

Hat euch das Kapitel gefallen? 

Was denkt ihr wie es weiter gehen wird? 

Soll ich das nächste Kapitel noch mal aus Rafaels Sicht schreiben? 

Love you ♥️


Rafael // ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt