Kapitel 53

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Die Wochen vergingen, Rafael ging es zunehmend besser und mittlerweile war er auch wieder Zuhause.
Ich hatte noch nicht mit ihm darüber gesprochen, was passiert war. Irgendwie war bis jetzt noch nicht der richtige Zeitpunkt. Auch wenn ich es mir wünschte, war ich kaum mit ihm alleine. Im Krankenhaus war er irgendwann nicht mehr alleine im Zimmer und als er Zuhause war, schwirrte permanent seine Mom um ihn herum.

Und jetzt saß ich zwischen Carter und Leo im Flugzeug Richtung Italien und würde Rafael vermutlich für weitere drei Wochen nicht sehen. Wir hatten inzwischen kurz vor Weihnachten und seit gestern hatten wir offiziell Ferien.

Es war wirklich seltsam wie schnell die letzten Wochen vergangen waren und das Traurige daran war, dass Rafael und ich nicht die Möglichkeit hatten irgendetwas zu klären. Weder was in der Nacht vor meinem Haus passiert war, noch was die Drohung mir gegenüber sollte und schon gar nicht, was das zwischen uns war.
Ich mochte Rafael und als ich nicht wusste ob ich ihn jemals wieder sehen würde, wurde mir erst so richtig klar wie sehr.

Was zwischen uns im Krankenhaus passiert war, war wunderschön. Es hatte sich so anders angefühlt als mit Sam, es hatte sich einfach gut angefühlt, richtig. Aber trotzdem wusste ich nicht, wie es jetzt weiter gehen sollte.
Mir war mittlerweile klar, dass Rafa tief in der Scheiße steckte und mir war auch klar, dass er mich vermutlich mit rein ziehen würde. Aber was mir wirklich Sorgen bereitete war die Tatsache, dass er mich schon einmal ignoriert hatte um mich zu schützen, oder was auch immer. Wer konnte mir versprechen, dass er das nicht wieder tun würde.
Wenn ich mich jetzt noch weiter auf ihn einlassen würde, würde es mir das Herz brechen, soviel war klar.

Seufzend legte ich meinen Kopf auf die Schulter meines schlafenden Bruders und schloss die Augen.

Scheiß Gefühle.

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"Roxana, mia Bella." "Ciao, Nonna." Keine fünf Sekunden nachdem ich das Haus meiner Großeltern betreten hatte, fand ich mich in einer innigen Umarmung meiner Großmutter wieder. Es war viel zu lange her seitdem ich sie das letzte Mal gesehen hatte. "Hübsch bist du geworden, mein Kind." Sie hielt mich etwas auf Abstand und betrachtete mich genau ehe sie zu meinen Brüdern ging.
"Roxy! Roxy!" Ich wirbelte herum und blickte in die freudigen Gesichter meiner beiden kleinen Cousinen die aus der Küche auf mich zugeraunt kamen und ihre zierlichen Ärmchen um meine Beine schlangen "Wir haben dich vermisst, Roxy." Ich beugte mich leicht zu den beiden runter und zog sie in meine Arme. "Ich euch auch." Die Beiden waren einfach so zuckersüß. Gaya war sieben, Alessia neun und die beiden waren schlichtweg der Innbegriff von kleinen Engeln.

"Wir müssen dir was zeigen!" Die zwei zogen mich aufgeregt an meinen Händen während meine Tante kam lachend hinzu. "Jetzt lasst eure Cousine erst einmal ankommen, sie will sich sicherlich ausruhen. Ihr habt noch genügend Zeit um ihr euer neues Zimmer zu zeigen." Auch ich fing an zu lachen. "Schon in Ordnung. Schlafen kann ich später auch noch." Wie aufs Stichwort zogen mich die beiden aufgedrehten Mädels aus dem Haus und die steinerne Treppe nach oben, die zum Haus meiner Tante führte.

Ich liebte es, wie klein und verschachtelt die Straßen und Gebäude hier waren. Es war alles so eng und alt aber einfach wunderschön. Manchmal beneidete ich meine Cousinen und Cousins dafür hier aufwachsen zu dürfen. Aber auf der anderen Seite war ich eben ein Stadtkind und wirklich daran ändern wollte ich nichts.

Gerade als mich die beiden Mädchen ins Innere des Hauses zogen bekam ich eine Nachricht von Matteo in der stand, dass er in ungefähr einer Stunde vorbeischauen würde. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Ich hatte ihn so vermisst. Das letzte Mal hatte ich ihn vor einem Jahr über die Feiertage gesehen. Zumindest live und in Farbe. Klar hatten wir oft geskypt, aber das war einfach nicht das Selbe.

"Schau, Roxy!" Meine Cousinen präsentierten mir stolz ihr frisch renoviertes Zimmer. "Die Wand da drüben durften wir selber streichen." "Und die Möbel haben wir auch ausgesucht." Lächelnd sah ich mich in dem linken Mädchentraum um. "Es ist wirklich toll geworden. Da werde ich schon neidisch!" Gaya grinste mich an und zeigte so ihre Zahnlücken. "Wir können dein Zimmer auch neu machen!" Alessia nickte begeistert und zwirbelte dabei einen ihrer Zöpfe um die Finger.

Die zwei waren einfach so unglaublich süß.

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"...und dann hat er gesagt, ich wäre eine Zicke und eine Dramaqueen und hat sich verpisst. Kannst du dir das vorstellen?!" "Scheiß auf den Idioten. Der ist es nicht wert." Ich hatte meinen Kopf auf Matteos Bauch gelegt und sah zur Decke, während er mir erneut die Geschichte von seinem Ex-Freund erzählte. Er hatte mit uns zusammen zu Abend gegessen und nach einer ausführlichen Fragerunde meiner Familie hatten wir beide uns auf mein Zimmer verkrümelt.
Es tat so unglaublich gut endlich wieder Zeit mit meinem besten Freund zu verbringen. Ich hatte ihn wirklich vermisst.

"Aber jetzt genug von mir. Was macht dein Liebesleben? Ist dein Schatz wieder von den Toten auferstanden?" Ich sah Matteo scharf an. "Nicht lustig. Ich hatte wirklich Angst um ihn." "Schon okay. Aber hast du schon mit ihm darüber geredet? Oder habt ihr jetzt endlich geklärt was da zwischen euch läuft?" Natürlich wusste Matteo über alles Bescheid. Nachdem die ganze Sache mit Sam ans Licht kam hatte ich auch nach und nach meinem Besten Freund alles Erzählt. Und dann wollte er selbstverständlich über jedes Detail mit Rafael genauestens Bescheid wissen. Und zwar immer.
"Nein, ich hab noch nicht mit ihm darüber geredet. Und geklärt haben wir auch noch nichts." Ein genervtes Stöhnen kam aus seinem Mund. "Dein Liebesleben ist ja noch verkorkster als meins!" Ich lachte leise. "Na das höre ich wirklich gern." "Hey, das kannst du nicht leugnen, Roxy."  "Ja, ja, wie auch immer."

Langsam aber sicher, schlief mein Bein ein, das in einem komischen Winkel auf dem Bett lag. Ich richtete mich auf nur um mich dann in einer anderen Position an Matteo zu kuscheln. Auch wenn kein Gramm Fett zu viel an seinem Körper war, war er alles andere als unbequem. Matteo hatte schon immer großen Wert auf sein Aussehen gelegt und so kam es auch, dass er jede Woche ein paar Mal Sport machte. Ich bewunderte ihn wirklich für seine Konsequenz. Ich wäre viel zu faul dafür.

"Du magst ihn wirklich, oder?" Leicht nickte ich und kuschelte mich weiter an seine Brust. Irgendwie wollte ich gerade nicht so recht darüber nachdenken. Meine Zweifel, dass mich Rafael doch wieder fallen ließ, ließen mich einfach nicht los. "Ach Roxy, das wird schon werden. Ich kenne Rafael nicht persönlich, aber so wie du über ihn redest, und alles was du über ihn erzählst, ich kann dir sagen, dass er dich wirklich gern hat." "Was macht dich da so sicher?" Er lachte leicht und fing an kleine Kreise auf meinen Rücken zu zeichnen. "Auch wenn man es manchmal nicht denkt, ich bin trotz allem ein Junge und ich weiß wie Jungs ticken. Mach dir nicht immer so viele Gedanken über etwas was du nicht beeinflussen kannst und lass es einfach auf dich zu kommen. Du weißt, dass ich es noch nie leicht hatte und am Anfang hab ich mir auch immer viel zu viele Gedanken gemacht. Aber das macht einen auf Dauer kaputt. Du wirst deinen Weg gehen, Roxy. Egal wie lange Rafael ein Teil davon ist. Lass dich einfach auf das ein was dir dein Herz sagt. Dann kann es nicht falsch sein."

Er hatte recht. Mehr konnte ich dazu einfach nicht sagen. Matteo hatte schlicht und ergreifend recht.
Ich sah etwas zu ihm und lächelte ihn an. "Was würde ich nur ohne dich machen?" "Vermutlich in deinem Gefühlschaos versinken. Und außerdem wäre dir ohne mich verdammt langweilig." "Gute Antwort. Ich hab dich echt vermisst. Weißt du das?" "Ich dich auch, Kleine."

Schnell blickte ich auf, als ich bemerkte, dass jemand im Türrahmen stand. Blitzschnell richtete ich mich auf.
Ich hätte wirklich mit allem gerechnet, aber nicht damit.

"Sorry, ich wollte nicht stören."


Yo Potatoes 😊

Hier ein neues Kapitel

Ich sitze gerade in Stuttgart am Flughafen und mir ist Sterbens langweilig, also here you go 😂

Was denkt ihr wer gekommen ist und wie es weiter gehen wird?

Keine Ahnung wieso so viele von euch auf die Idee kommen, dass ich das Buch hier nicht weiter schreiben werde, nur weil ich jetzt diesen Adventskalender mache. Die Kapitel dort habe ich schon vorgeschrieben, deshalb kann ich jeden Tag updaten aber hier bei Rafael brauche ich eben etwas Zeit bis es weiter geht.

Also keine Sorge, Rafael wird fortgesetzt und NICHT eingestellt! ✌️

Love you ♥️

Rafael // ✔️Where stories live. Discover now