Kapitel 23

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Roxana P.O.V.

Abwartend blickte Rafael auf mich herab. Erst jetzt bemerkte ich wie nah er mir eigentlich war. Tief Luft holend sah ich ihn an. "Sam und sein Vater haben gemeint, dass du Sam erpresst hast. Anscheinend wolltest du, dass er mir das alles antut damit du bei mir gut da stehst oder sowas in der Art." Wie schon die ganzen Male davor als Rafael wütend war, waren seine Augen pechschwarz geworden. Nur dieses Mal konnte ich es genau erkennen. Und es jagte mir einen Schauer über den Rücken.
Jeder Muskel in seinem Körper schien angespannt zu sein und seine Kieferknochen traten ungewöhnlich hervor. Unter der dünnen Haut an seinem Hals stachen seine Adern raus und seine Hände waren zu Fäusten geballt.

"Du glaubst die Scheiße doch nicht, oder?" Fassungslos sah ich ihn an. "Denkst du echt ich bin so dumm? Sam hat mich schon geschlagen lange bevor ich dich überhaupt kannte. Und außerdem würde ich dir sowas niemals zutrauen." Ich schenkte ihm ein kleines Lächeln, das ihn offenbar etwas beruhigte. "Aber wieso denken die dann, dass sie damit durchkommen?" "Weil es für alles was er mir angetan hat keine Zeugen gibt." Kopfschüttelnd sah er zu einem schwarzen Mercedes auf der anderen Straßenseite. "Das diese Arschlöcher sich das überhaupt trauen." Fragend blickte ich ihn an, bekam aber nur eine abwehrende Handbewegung als Antwort. Wieder wanderten seine Augen zum Auto auf der anderen Seite, in dem ein junger Mann saß und aufgeregt in sein Handy redete. "Ich glaube ich muss gehen. Wir sehen uns, Kleine." "Warte!" Fragend sah er mich an. "Ich muss dich etwas fragen. Ich..." "Rafa!" Er blickte mich entschuldigend an. "Ich schreib dir nachher, okay?" Perplex nickte ich und sah Rafael hinterher.

Mein Vater benahm sich komisch seit wir Rafael und seine beiden Freunde in Mr.Millers Büro getroffen hatten. Und ich wollte wissen weshalb. Und ich wollte wissen warum Rafael überhaupt dort war. Hatte es etwas mit der Drohung, die Rafa damals gegenüber Mr.Miller geäußert hatte, zu tun?

Kopfschüttelnd stieg ich Treppe nach oben und betrat das Haus und anschließend unsere Wohnung. Gerade als ich mich in mein Zimmer verkrümeln wollte kam mein Dad um die Ecke und sah mich an. "Du kennst ihn?" "Wen?" Verständnislos sah ich ihn an. "Rafael." Ich nickte. "Und du anscheinend auch, oder?"

"Er ist der Sohn eines alten Freundes von mir."

~~~~

Alle waren schon schlafen gegangen und in der Wohnung war es komplett still. Kurz vor Mitternacht weckte mich mein Handy aus meinem Dämmerzustand.

Rafael.

Ich las die Nachricht durch, stand auf und ging zum Fenster. Tatsache. Er stand auf der anderen Straßenseite und sah zu mir herauf. Schnell warf ich mir eine Strickjacke über und zog ein paar Schuhe an. Leise schlich ich mich nach draußen und lief auf Rafael zu, der mich mit einem Grinsen beobachtete. "Schicke Hose." Ich betrachte meine blau karierte Pyjama Hose und zuckte schließlich die Schultern. "Hauptsache bequem. Also was gibst?" "Du wolltest doch reden, oder? Komm steig ein, ich will dir noch was zeigen." Rafa schloss ein Auto auf und wir stiegen ein. "Was willst du mir zeigen?" "Sei doch nicht so neugierig." Ich schmunzelte und sah aus dem Fenster. New York bei Nacht war faszinierend.

Nach einer Weile fuhr Rafael in die Tiefgarage bei sich zu Hause. "Du willst mir zeigen wo du wohnst? Ich will dich ja nicht enttäuschen aber ich war schon hier wenn du dich erinnerst." Lachend schüttelte er den Kopf. "Ach echt? Schade, ich wollte dir eigentlich mein Bett vorstellen." Ich schlug ihm auf den Oberarm. "Idiot." Mit einem Grinsen auf den Lippen stieg ich aus und wartete darauf, dass Rafael bei mir war.

Mit dem Aufzug fuhren bis ins Penthouse. Rafa legte einen Finger auf die Lippen und schlich dann durch das Apartment auf die Terrassentür zu. Vermutlich schlief seine Familie auch schon.

Auf der Terrasse sah er mich an. "Hast du Höhenangst?" "Eigentlich nicht. Wieso." Ohne mir zu antworten kletterte Rafael eine Feuerleiter nach oben. Ich folgte ihm. Kurz bevor ich oben ankam steckte Rafa mir seine Hand entgegen und half mir dir letzte Hürde, eine kleine Mauer, zu überwinden. Durch den Schwung den ich hatte knallte ich gegen Rafael, der mich von oben herab grinsend ansah, an den Schultern packte und mich umdrehte.

"Wow." Staunend blickte ich auf die vielen Lichter die den Nachthimmel über New York erhellten. "Ich bin oft hier oben." "Es ist unglaublich." Rafa kletterte auf die kleine Mauer die das Dach umrahmte und setzte sich. "Komm her." Zögernd sah ich ihn an. "Keine Sorge, da ist noch ein Vorsprung, du kannst da nicht runterfallen." Also kletterte ich auf die Mauer und setzte mich neben Rafael.

"Also, was wolltest du mich fragen?" "Mein Dad hat sich ziemlich komisch benommen nachdem wir bei Sam waren. Eigentlich wollte ich dich fragen ob du ihn irgendwie kennst, aber er hats mir vorhin von selbst erzählt." "Was hat er dir erzählt?" "Dass du der Sohn von einem alten Freund von ihm bist." "Sonst nichts?" "Nein. Aber ich versteh nicht warum er so komisch drauf war." Rafael schwieg.

Er wusste etwas.

~~~~

Ich hatte meinen Kopf an Rafaels Schulter angelehnt und beobachtete den Himmel, der langsam aber sicher wieder hell wurde. Wir waren die ganze Nacht wach gewesen, hatten geredet oder einfach nur die Lichter der Stadt beobachtet. Selbst mitten in der Nacht waren Dutzende Autos unterwegs und immer mal wieder wurde ein anderes Fenster in einer Wohnung erleuchtet.

"Ich glaube ich sollte nach Hause bevor die anderen merken, dass ich weg war." "Ach was, schreib einfach deinen Brüdern, dass du schon los bist." "Die wissen, dass ich niemals früher aufstehen würde als ich muss." "Lass das mal meine Sorge sein." "Und dann geh ich in meiner Pyjama Hose in die Schule, oder was?" "Cara leiht dir bestimmt was aus, die hat eh genug Sachen im Schrank." "Du lässt nicht locker, oder?" Grinsend schüttelte er den Kopf. Ich seufzte, nickte aber schließlich. "Na gut." "Genau das wollte ich hören. Komm, dann gehen wir rein." Wir kletterten von der Mauer und ich streckte meine steifen Arme und Beine.

Zurück in der Wohnung begegneten wir gleich Rafaels Schwester, die an der Kücheninsel saß. "Kannst du mir einen Gefallen tun?" "Dir auch einen guten Morgen, Brüderchen. Und guten Morgen Roxy, richtig?" Lächelnd nickte ich. "Also, was willst du Rafilein?" Cara bekam einen genervten Blick von ihrem Bruder."Kannst du Roxy was zum anziehen leihen?" Cara sprang auf. "Aber klar doch. Mit der Hose solltest du dich nicht in der Öffentlichkeit blicken lassen." Sie zog mich am Handgelenk hinter sich her. Skeptisch warf ich einen Blick über meine Schultern und sah zu Rafael der nur grinsend die Schultern zuckte.

"Setzt dich auf mein Bett, ich bring dir was." Sie verschwand durch eine Tür während ich mich staunend in ihrem Zimmer umsah. "Also, was läuft da zwischen dir und meinem Bruder?" "Nichts." "Ja genau. Und deshalb habt ihr auch die ganze Nacht gemeinsam auf dem Dach verbracht." Sie kam wieder durch die Tür und streckte mir einen Stapel Klamotten entgegen. "Ich finde ihr würdet ein süßes Paar abgeben. Ich glaube er mag dich auch wirklich." "Wie kommst du darauf?" "Er nimmt Mädchen für gewöhnlich nur über Nacht mit nach Hause wenn es auf das Eine hinaus läuft."

Ich sah mir die Klamotten genauer an und bekam beinahe Schnappatmung. "Cara, das ist nicht dein Ernst, oder?" "Was denn?" "Diese Hose kostet vermutlich mehr als mein gesamter Kleiderschrank." "Stell dich nicht so an und zieh dieses Ding an." "Aber..." "Sei still." Sie verschwand wieder durch die Tür und ließ mich alleine.
Seufzend ergab ich mich und zog die sündhaft teure Jeans an. Auch den Markenpulli zog ich über meinen Kopf. Ich kam mir verkleidet vor. Noch nie im Leben hatte ich dermaßen teure Klamotten an.
"Na siehts du? Steht dir ausgezeichnet."  Wie schon vorhin zog sie mich wieder an der Hand hinter sich her in die Küche, wo wir einen mies gelaunten Rafael vorfanden. "Was ist dir denn über die Leber gelaufen, Brüderchen."

"Viola und ihr Vater kommen nachher."

Yo Potatoes :)

Tut mir leid für die Verwirrung vorhin. Ich habe das Kapitel versehentlich hochgeladen obwohl es nicht fertig war :D

Hats euch gefallen?

Was denkt ihr wie es weiter geht?

Love you ♥️

Rafael // ✔️Where stories live. Discover now