Kapitel 18

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"Gott, Luca! Was machst du hier?" Er richtete seine braunen Augen auf mich. "Ich muss mit Rafa reden." "Und da reicht es dir nicht ihn einfach anzurufen?" "Kann ich ja nichts dafür wenn er nicht an sein Handy geht." Ich blickte zum Nachttisch, auf dem Rafaels iPhone lag. "Wo ist er?" "Er müsste gleich kommen. Aber was um alles in der Welt ist so wichtig, dass du extra von New York hier her fährst?" Luca erhob sich vom Bett und stellte sich vor mich. "Glaub mir, das willst du gar nicht wissen. Kannst du meinem Bruder sagen er soll in Dads Arbeitszimmer kommen?" Ich nickte und sah anschließend Luca hinterher als er das Zimmer verließ. Er war anders als die letzten Tage. Er verhielt sich so wie ich ihn schon seit Jahren kannte. Kalt, distanziert.

Seufzend ließ ich mich auf dem großen Bett nieder und sah auf mein Handy, auf dem etliche Nachrichten meiner Brüder prangten. Seit der Sache mit Sam waren die beiden noch fürsorglicher als sonst. Ich kannte die beiden gut genug um zu wissen, dass sie sich Vorwürfe machten. Sie gaben sich selbst die Schuld, dass sie nichts gemerkt hatten und Sam nicht aufgehalten hatten.

Erschrocken blickte ich auf als die Tür aufgestoßen wurde und sowohl Rafael als auch Vince vor mir standen. "Rafa, du sollst ins Arbeitszimmer von deinem Vater." Verwirrt sah mich der große Junge an. "Luca ist hier." "Was? Wieso das denn?" Schulterzuckend richtete ich mich auf. "Er meinte es wäre wichtig." Nickend drehte Rafael sich um und verließ den Raum.

Vince ließ sich auf das Bett fallen und starrte die Decke an. "Fährst du mit Rafa mit?" "Was?" Sein Blick wanderte zu mir. "Wenn Luca hier ist, ist es vermutlich was echt wichtiges. Ich schätze mal Rafa wird noch heute seine Sachen packen und gehen." "Wenn es wirklich so ist denke ich, ich bleibe hier und fahr mit den anderen am Montag heim. Der Abstand von New York tut mir glaub ich ganz gut." "Da war was mit deinem Ex, oder? Rafa hat da was erwähnt." Ich nickte nur. Ich wollte nicht an Sam denken. Der Vorfall gestern Abend hatte mir schon gereicht. Ich wusste, dass die ganze Sache mit ihm noch lange nicht vorbei war. Es würde noch eine ganze Menge auf mich zu kommen.

Erneut wurde die Türe aufgestoßen und die beiden Brüder standen im Raum. Von der guten Laune die Rafa vorhin noch hatte, war nichts mehr zu sehen. Seine Miene war eiskalt und undurchschaubar. Seine sonst braunen Augen waren so gut wie schwarz und jagten mir einen Schauer über den Rücken. So hatte ich noch nie gesehen. Wenn ich den Jungen vor mir nicht kennen würde, hätte ich wirklich Angst vor ihm.

Rafael zog seine Tasche unter dem Bett hervor und schmiss seine Sachen rein. "Wie lange haben wir noch Zeit?" Luca sah auf sein Handy. "Knapp fünf Stunden. Wir brauchen ungefähr vier um nach New York zu kommen." "Die anderen sind schon da?" Luca ging ein paar Schritte und schaute aus der Fensterfront. "Ja, sie warten unten."

Ohne ein Wort des Abschieds zog Rafael seine Lederjacke an, schulterte seine Tasche und verließ gefolgt von Luca das Zimmer. Geschockt sah ich auf die Stelle wo er gerade noch stand. "Was war das?" "Wenn du dich weiterhin mit ihm abgibst wirst du dich daran gewöhnen müssen." Ich ging zum Fenster. Das schwache Licht das aus den Fenstern des Hauses fiel, erlaubte mir das Geschehen vor dem Haus zu verfolgen. Rafael redete mit ein paar Männern, die kurz darauf nickten und in zwei schwarze Geländewägen stiegen. Rafael ging ebenfalls zu seinem Auto und öffnete die Tür. Kurz hob er seinen Kopf und richtete seinen Blick auf mich, eher er einstieg und kurz darauf davon fuhr.

"Nimm es Rafa bitte nicht all zu übel. Ich weiß nicht, was du alles über ihn weißt aber er hat es nicht immer leicht. Auch wenn man das nicht von ihm denkt. Rafael ist ein herzensguter Mensch aber wenn es sein muss kann er auch genau das Gegenteil sein." "Weißt du was das gerade sollte?" Leicht nickte er. "Ich hab da so eine Ahnung."

"Du wirst es mir nicht sagen, oder?"

"Tut mir leid."

~~~~

Die ganze restliche Woche war weder Rafael noch Luca in der Schule. Keiner wusste so genau wo die beiden waren. Auch wenn wieder jede Menge Gerüchte über die Abwesenheit der Brüder die Runde machten, wusste ich, dass nichts davon stimmte.

Und da die beiden nicht da waren, dachte Sam nicht im geringsten daran mich in Ruhe zu lassen. Allerdings machten Leo und Carter ihm jedes Mal aufs Neue einen Strich durch die Rechnung. Gott sei dank.

Ich würde lügen wenn ich sagen würde, dass ich mir keine Sorgen um Rafa und Luca machte. Auch wenn ich die beiden noch nicht wirklich lange kannte, hatte ich sie wirklich gern.

"Hey Roxy, alles in Ordnung?" Tia hatte mir an die Wange gestupst und mich somit aus meinen Tagträumen gerissen. "Ja, alles bestens." Es war Montag und ich saß zusammen mit meinen Freunden in der Cafeteria und stocherte in meinem Essen herum. "Jetzt mal im Ernst. Seit Rafael letzte Woche Hals über Kopf abgehauen ist bist du total abwesend. Was ist eigentlich passiert?" "Familiennotfall oder so?" "Genau und darum schaust du auch wie sieben Tage Regenwetter. Weißt du was? Wir können ihn auch fragen, da hinten ist er." Ich drehte mich in die Richtung in die Elly schaute. Luca und Rafael saßen zusammen an einem Tisch und hatten die Köpfe zusammen gestreckt.

Ohne lange darüber nachzudenken stand ich auf und lief auf den Tisch der beiden zu. Als ich mich auf einen der Stühle setzte lag augenblicklich die Aufmerksamkeit der beiden Brüder auf mir. "Wenn du wissen willst wo wir die letzte Woche waren, muss ich dich enttäuschen." Ich schüttelte lediglich den Kopf. Mir war bewusst, dass die beiden nichts sagen würden. "Ihr wisst, dass mein Dad Sam angezeigt hat, oder?" Beide nickten. "Die Ermittlungen wurden aufgenommen. Ich will nur nicht, dass ihr euch wundert wenn plötzlich eine Vorladung zum Verhör bei der euch im Briefkasten liegt. Ihr seid anscheinend als Zeugen aufgeführt." Wieder nickten beide. "Hat er irgendwas gemacht als wir nicht da waren." "Nein, meine Brüder haben eure Rolle als Bodyguards ziemlich gut übernommen." "Aber wehe wir werden jetzt ersetzt." Rafael grinste zwar, aber irgendwie erreichte es seine Augen nicht. Egal was die letzten Tage passiert war, es war nichts gutes.

"Sag mal, gehst du auch auf die Halloween Party am Freitag?" Ich nickte. "Auch wenn ich nicht so viel Lust habe." "Wieso nicht?" Noch ehe ich Rafael antworten konnte, kam mir Luca zuvor. "Die Partys hier an der Schule sind echt verdammt langweilig." Rafa fing an zu grinsen. "Wir wollten danach noch ins 1OAK. Da steigt auch eine Halloween Party. Lust mitzukommen?" Ich machte große Augen. "Das ist nicht dein Ernst, oder?" Das 1OAK war einer der exklusivsten Clubs in ganz New York City. Alle Reichen und Schönen und die die sich dafür hielten gingen dort hin um zu feiern und ließen gut und gerne mehrere 1000 $ dort liegen. "Wir kommen da doch gar nicht rein." "Der Club gehört einem, äh, Freund von Dad. Wir kommen da immer rein. Also bist du dabei?" Ohne groß zu überlegen nickte ich. Das hörte sich auf jeden Fall nach Spaß an. "Als was verkleidest du dich?" Schulterzuckend klaute ich mir eine Pommes von Rafael. "Wahrscheinlich schminke ich mich irgendwie und gut ist." "Kannst du das gut? Also Leute schminken?" "Mehr oder weniger, wieso?" "Dann musst du uns beiden helfen." Grinsend sahen die beiden sich an. Ich fragte mich ob ich Angst bekommen sollte.

Quietschend schob ich meinen Stuhl zurück und stand auf. "Na dann. Ich sollte mal wieder zu den ander..." Geschockt weiteten sich meine Augen als mein Blick an Rafaels Shirt hängen blieb. "Rafael." Er sah mich an.

"Du blutest."

Yo Potatoes :)

Wie gehts euch?

Hats euch gefallen?

Was denkt ihr wie es weiter geht?

Habt ihr nächste Woche Lust auf eine kleine Lesenacht?

Love you ♥️

Rafael // ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt