7. Domen - Oberstdorf - Tag des Wettkampfes

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"Wir rudern nicht, wir springen. Also lass diese übertriebene Armbewegung beim Absprung weg. Die lässt dich in der Luft zu unruhig werden, dann musst du korrigieren und nimmst dir die Höhe. Verstanden?", fragte Goran und sah Domen an. Sie saßen in einem kleinen Nebenraum der Turnhalle, in der sie sich auf den Wettkampf vorbereiten konnten. Gerade waren sie dabei, seine Sprünge von gestern noch ein letztes Mal zu analysieren.

„Aye, Sir!", salutierte Domen angesichts des befehlsherrischen Tonfalls seines Coaches, der daraufhin nur mit dem Kopf schütteln konnte. So ein Dickkopf war ihm in seiner Karriere bisher selten untergekommen. Domen schoss da tatsächlich den Vogel ab.

„Wenn du nur in allen Dingen so gut hören würdest. Wenn du das nächste Mal wieder zu spät kommst, dann fahren wir ohne dich", drohte der slowenische Cheftrainer, dessen Geduld am heutigen Tag schon wieder auf eine harte Probe gestellt worden war.
„Verstanden", grinste Domen. Er wusste genau, dass das niemals eintreten würde. Sein Trainer zog finster die Augen zusammen, angesichts so viel Übermütigkeit. Er musste den Jungen im Auge behalten und dafür sorgen, dass er nicht völlig den Boden unter den Füßen verlor. Er verstand, dass es nicht immer einfach für ihn war. Er hatte das angespannte Verhältnis zwischen den Brüdern bemerkt, schließlich war er nicht blöd. Allerdings wusste er nicht genau, ob er sich da wirklich einmischen sollte. Schließlich hatten diese Streitereien bisher keinen Einfluss auf das Team gehabt.

„Sicher hast du das. Und ich flechte mir jeden Morgen einen Zopf. Trotzdem Junge. Mach dir nicht zu viel Stress. Du bist erst 17. Lass es locker angehen", versuchte Goran den Druck auf den Jüngeren etwas zu verringern, der vom Ehrgeiz zerfressen zu sein schien. Irgendwie musste er ihn dazu kriegen wieder etwas entspannter zu werden. So wie noch am Anfang der Saison.

Domens Gesichtszüge verfinsterten sich. „Ich weiß immer noch nicht, was das mit meinem Alter zu tun haben soll. Ich dachte ja immer, es geht um die Sprünge beim Skispringen. So kann man sich täuschen", grollte er beleidigt. Es war doch immer dasselbe!

„Sicher geht es darum. Aber du-", setzte Goran an seinem Athleten zu erklären, was er gemeint hatte, wurde jedoch unterbrochen.

„Dann passt doch alles und wir können mein Alter da raus lassen. Das ist schließlich nicht für meine Sprünge verantwortlich", beendete Domen die Ausführungen seines Coaches vorzeitig und saß nun mit verschränkten Armen vor ihm und starrte ihn trotzig an. „Was zählt ist allein die Technik und das Training, an das ich mich jetzt wieder begeben werde."

„Wirst du nicht", verkündete Goran.

„Doch?!", widersprach Domen fassungslos. Seit wann wollte Goran, dass er nicht trainierte?! Er musste trainieren! Das hatten doch die Sprünge gestern wohl zur Genüge bewiesen. Er wollte den Kopf frei bekommen von all diesem komischen Wirrwarr, das ging nicht, wenn er in einer Ecke saß und Gelegenheit hatte über den Sinn des Lebens zu philosophieren. Mal abgesehen davon, dass sein Sinn des Lebens eindeutig der Sport war. Er musste darüber nicht weiter nachdenken.

„Nein! Du bist viel zu angespannt! Du powerst dich in deinen Trainingseinheiten voll aus. Das hier ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Du musst mit deiner Kraft haushalten", widersprach der Coach entschieden und fuhr sich mit der Hand ungeduldig über seinen Kopf. Ein sicheres Zeichen, dass man ihn nicht weiter reizen sollte.

„Ich bin topfit! Ich bin 17. Ich könnte drei Tage am Stück durchfeiern und wäre danach noch in der Lage Topsprünge abzurufen", wehrte sich der Jüngere entschieden.

„Ach, ich dachte, wir sollen dein Alter da raushalten?", mit hochgezogener Braue grinste Goran seinen Schützling an. Das war dann wohl das, was man ein klassisches Eigentor nannte.

„Aber doch nicht-", fing Domen wütend an zu protestieren. Er mochte es gar nicht, so in die Ecke gedrängt zu werden.

„Jetzt hör mir mal zu, mal mein Lieber. Als ich das letzte Mal auf meine Akkreditierung gesehen habe, war immer noch ich der Cheftrainer und nicht du. Ich dulde keine Widerworte. Deine Impulsivität wird dich irgendwann noch Kopf und Kragen kosten. Vor allem, wenn du dein Verhalten jedes Mal wieder auf deine Sprünge überträgst. Du musst das in den Griff bekommen! Deswegen heute kein Training, zumindest kein körperliches, außer das zum Aufwärmen. Stattdessen wirst du dich intensiv mit Andrej auseinandersetzen", verkündete er und sah wie sich in ein schweres Unwetter über Domen zusammenbraute.

„Mentaltraining?! Das braucht doch kein Mensch!", entsetzt starrte er seinen Coach an und konnte nicht fassen, dass er ihm das antat. Er wusste genau, dass er ihm dann auch gleich jeden Knochen einzeln brechen konnte! Das war Folter!

„Wie war das doch gleich mit deinem Rucksack?", fragte Goran interessiert nach.
„Meine Handschuhe hatten sich verklemmt", rechtfertigte sich Domen ohne rot zu werden. Wieso auch? Stimmte ja schließlich. Dass er bei der Befreiungsaktion dann vielleicht etwas übertrieben hatte, ging niemanden etwas an.

„Komisch. Augenzeugenberichten zufolge war es das reinste Massaker", entgegnete Goran trocken.

„Das ist maßlos übertrieben!" Miese Verräter. Wer auch immer gepetzt hatte, würde noch sein blaues Wunder erleben, denn die hatten ihm das hier eingebrockt. Jetzt würde er den Vormittag damit zubringen, Kräutertee schlürfend sich irgendwelches Gefasel anzuhören und nebenbei an diesen schrecklichen Räucherstäbchen zu ersticken, die angeblich den Geist beflügeln sollten.

„Es bleibt dabei. Du kannst nicht alles mit Gewalt lösen wollen, weder an der Schanze noch im echten Leben und das ist mein letztes Wort, Domen. Ich hab heute auch noch anderes zu tun, als mir dein Geheule anzuhören, wir sind deinetwegen sowieso schon wieder spät dran. Also: Mentaltraining bei Andrej. Jetzt!", beendete Goran unnachgiebig ihr Gespräch.

Geheule? Er heulte nicht rum! Er wollte nur das Recht auf Training einklagen! Immerhin war das die Grundlage seines Erfolges, die sein sogenannter Trainer gerade sabotierte. „Bitte! Wirst schon sehen, was dann passiert", brummte Domen und verließ wütend das kleine Hinterzimmer und stürmte quer durch die Turnhalle, vorbei an seinen Teamkameraden, die alle mit ihrem harten Training beschäftigt waren, während er unterwegs war zu seiner Teestunde inklusive Gehirnwäsche. Vermutlich war er bis zum Nachmittag sogar heiliggesprochen.

Geladen stürmte er in das Zimmer von Andrej, der ihn mit einem freundlichen Lächeln erwartete, dass Domen ihm am liebsten aus dem Gesicht geschlagen hätte. Andrej sollte sich lieber mit seinem Hokuspokus beeilen, er wollte nachher unbedingt noch in den Kraftraum. Es war ihm egal, was Goran sagte. Er musste runterkommen und seine Gedanken vertreiben.

Seit Daniel heute Vormittag bei ihm gewesen war, war irgendetwas anders. Er konnte es nicht benennen und es machte ihn fertig, dass er es nicht einordnen konnte. Stattdessen sah er Daniel vor sich, wie er ihn ansah. Mit seinen dunkelgrünen Augen durchleuchtete. Und an dieses komische irgendwas, das er gefühlt hatte, als sie sich über seine Tasche gebeugt gegenübergestanden hatten, wollte er gar nicht erst denken. Das war alles so lächerlich! Er war vielleicht nervös, wegen der Tournee, aber er brauchte noch lange keine Therapie!

Genervt verdrängte er dieses Bild wieder. Er ließ sich doch von diesem...diesem Norweger nicht beeindrucken! Er wusste gar nicht, was das schon wieder sollte! Wahrscheinlich erinnerte ihn der Norweger einfach daran, dass es bald ans Eingemachte ging. Schließlich war er einer seiner härtesten Konkurrenten.

„Domen! Schön, dass du auch mal wieder den Weg zu mir gefunden hast!", begrüßte Andrej ihn freundlich. Er war ein fünfunddreißig Jähriger Mentaltrainer und verstärkte seit zwei Jahren ihr Team. Seinen Job übte er mit einer Leidenschaft aus, die viele nur bewundern konnten. Er stand mit Leib und Seele, für das was er tat. Dabei war er nie aus der Ruhe zu bringen.

Domen jedoch fand ihn einfach nur anstrengend. Er hielt nicht viel von diesem Psychoquatsch. Im Sommer hatte er, gemeinsam mit dem Team, an einigen Sitzungen teilgenommen, die er allesamt recht nutzlos gefunden hatte. Er wusste einfach nicht, was es ihm bringen sollte, sich einzureden, dass seine Arme schwer wurden oder dass seine Atmung ruhig wurde. Beides empfand er beim Sprung selbst als kontraproduktiv. Es würde mehr Sinn machen, sich leicht zu fühlen und mehr Sauerstoff in den Körper zu bekommen, um seine Leistung zu verbessern. Aber er war ja schließlich auch nur ein Laie, der vom Springen nicht viel Ahnung hatte.

„Andrej", antwortete Domen kurz und sah den Mentaltrainer ungeduldig an. „Sag mir einfach, was ich machen soll. Dann können wir beide wieder unseres Weges gehen. Getrennt."

„Nicht so ungeduldig, junger Mann. Schließlich sind wir nicht auf der Flucht", lachte Andrej über seinen eigenen Witz und zeigte auf einen Stuhl, in dem Domen sich widerwillig fallen ließ und Andrej dabei beobachtete, wie er begann, die Rollos herunterzulassen und die zwei Kerzen, die auf seinem Tisch standen, anzuzünden. Danach setzte er sich hinter seinen Schreibtisch und rückte sich seine Streberbrille zurecht und warf sich den langen karierten Schal über die Schultern, der sich gelöst hatte und Strich sich eine Strähne seines langen braunen Haars aus dem Gesicht.

„Du kennst das ja schon. Also: Schließe die Augen und konzentriere dich. Begib dich eine bequeme Sitzposition. Finde die Ruhe in dir. Blende alle anderen Gefühle aus. Ich bin ganz ruhig. Konzentriere dich auf diese Worte. Lass sie zu deinem Mantra werden. Ich bin ganz ruhig", begann Andrej mit seiner rhythmischen rauchigen Stimme und schloss auch seinerseits die Augen.

Domen, der sich in diesem Folterstuhl alles andere als wohl fühlte, tat widerwillig, was Andrej von ihm verlangte und schloss die Augen. Die Stille umgab ihn und sofort überkam ihn innere Unruhe. Er rutschte auf seinem Stuhl herum und wurde den Gedanken nicht los, was das hier doch für ein Schwachsinn war, zudem Goran ihn verurteilt hatte. Frustriert sah er auf. Er könnte seine Zeit so viel besser nutzen. Seine Sprünge waren gestern schließlich alles andere als perfekt gewesen. Er würde sich jetzt einfach besser fühlen, wenn er trainieren konnte.

„Domen lass einfach los. Hör auf, dich gegen die Ruhe zu wehren. Sie wird dir helfen", unterbrach Andrej seinen Groll, der ihn aus seinem linken geöffnetem Auge anstarrte. Er spürte die Unruhe des jungen Springer mit jeder Faser.

„Beim Sterben vielleicht", grummelte er leise.

„Was hast du gesagt?", fragte Andrej nach, der nur undeutliches Gemurmel gehört hatte.

„Nichts", schloss Domen abermals seine Augen und Andrej begann sein Mantra von neuem. Ich bin ganz ruhig. Ich bin ganz ruhig. Ich bin ganz ruhig. Gleich würde sein gegenüber wirklich ruhig sein, wenn er ihm erst die Kerzen ins Maul gestopft hatte, dachte Domen verbittert. Er wusste wirklich nicht, wie ihm das helfen sollte. Gut vielleicht konnte er so zukünftig seine Gegner einschläfern, aber wo blieb denn da der Ganze Spaß? Schließlich sollten sie ihn fair gewinnen sehen.

Aber vielleicht konnte er ja Peter so ruhigstellen. Ein schlafender Peter, bedeutete schließlich keinen nörgelnder Peter. Irgendwie gefiel ihm der Gedanke so sehr, dass er gar nicht bemerkte, wie er leise begann vor sich hinzukichern, bei der Vorstellung, Peter am Tisch in einen Schlafzustand zu versetzen, sodass er mit dem Gesicht direkt in die Suppe fiel.

„Domen!", missbilligend sah Andrej ihn an. „Du sollst dich konzentrieren."

„Hör mal Andrej, kann ja sein, dass dein komisches ähm... deine Methoden, dem ein oder anderen helfen, aber mir bringt das nichts. Wirklich und das ist nicht böse gemeint", versuchte Domen sein Glück. Klartext reden ersparte einem manchmal viel Ärger und Zeit. Er wollte jetzt endlich in den Kraftraum.

„Meine Methoden sind entwickelt worden, um euch Sportlern zu helfen, wieder runterzukommen und euch selbstständig in einen Zustand der inneren Entspannung zu versetzten, Domen. Einen Zustand, der bei dir in letzter Zeit oft vermisst wurde", entgegnete Andrej unnachgiebig und sah ihn durch seine Brille an.

„Die irren sich. Wirklich. Ich bin absolut tiefenentspannt", versicherte Domen und lehnte sich lässig in seinem Stuhl zurück.

„So wirkst du aber nicht. Du schaffst es nicht mal fünf Minuten still zu sitzen und dich zu konzentrieren, Domen. Im Moment bist du so entspannt wie ein Hamster, der ein Starkstromkabel angeknabbert hat", diagnostizierte der Mentaltrainer und sah seinen Patienten streng an. Ihm konnte man so leicht nichts vormachen.

„Ich brauche eben Bewegung. Das ist es, was mich entspannt und nicht dieses komische Psychogelaber", erwiderte Domen, der einsah, dass er es wohl nicht schaffen würde, Andrej zu überzeugen, dass alles in Ordnung war. „Das macht mich nur aggressiv."

„Und genau das ist dein Problem. Du lässt dich davon bestimmen. Aber du kannst nicht immer mit dem Kopf durch die Wand. Das blockiert dich und du verlierst das Gefühl für das Wesentliche. Für den Flug und den Absprung", versuchte Andrej dem jungen Prevc zu erklären, dem immer noch die Skepsis ins Gesicht geschrieben stand. Es war niemals einfach für den Mentaltrainer, wenn die Sportler an ihm und seinen Methoden zweifelten. Ein effektives Arbeiten war dann kaum möglich.

„Aber ich will auch nicht den Absprung verpennen, nur, weil ich mich im Wachkoma die Schanze runterstürze", antwortete Domen uneinsichtig. Er brauchte keine Ruhe. Er brauchte Kraft.

„Das hat doch nichts mit Wachkoma zutun! Wirklich jetzt! Du sollst einfach nur lernen, dein Empfinden, speziell deine Gelassenheit selbst herbeizuführen und das auch in enormen Stresssituationen, damit du deine Leistungsmöglichkeit besser abrufen kannst", entgegnete Andrej und raufte sich die Haare. Genervt war er aufgestanden und lief nun im Raum vor ihm auf und ab.

Für einen angeblichen Meister der Tiefenentspannung wirkte er gerade nicht sehr überzeugend, wenn ihn so ein paar Zweifel schon aus der Ruhe bringen konnten. Okay, es war nicht das erste Gespräch dieser Art, dass sie miteinander führten. Auch im Sommer war er regelmäßig durch seine Unfähigkeit sich auf diesen Hokuspokus einzulassen aufgefallen.

„Okay, dann-"

„-lassen wir es einfach. Prima Vorschlag", rutschte Domen von seinem Stuhl und lief zur Tür.

„Nicht so schnell. Wir versuchen etwas Anderes", pfiff Andrej ihn zurück und bedachte ihn mit einem strengen Blick.

Augenrollend kam Domen zurück und sah ihn genervt an. Mit verschränkten Armen und ungeduldig vor sich hin wippendem Fuß stand Domen nun vor seinem hoffentlich baldigem Ex-Mentaltrainer. Sollte er doch mitbekommen, dass er keine Lust auf diesen Scheiß hatte.

„Ehrlich jetzt? Ich hatte dich irgendwie für Erwachsener und ehrgeiziger gehalten. Aber wenn du immer so schnell aufgibst", desinteressiert ließ Andrej den jungen Slowenen stehen und setzte sich an seinen Schreibtisch, bevor er begann in irgendwelchen Akten zu kramen.

Kurz vorm explodieren starrte er seinen Trainer in Grund und Boden, der sich davon wenig beeindruckt zeigte. Wie konnte er es nur wagen, ihm zu unterstellen, er hätte keinen Ehrgeiz? Seinen Erfolg hatte er nicht durch Meditation erreicht und auch nicht im Strampelanzug! Was bildete sich dieser Möchtegernarzt eigentlich ein?! „Ich gebe niemals auf!"

„Beweise es", forderte Andrej ohne von seinen Unterlagen aufzusehen. So konnte er sein Grinsen verbergen, dass sich auf sein Gesicht geschlichen hatte. Er wusste, er hatte Domen an der Angel.

„Was soll ich tun?", verlangte Domen zu wissen. Fest entschlossen, sich zu beweisen.

„Wenn du dich zurückziehst, Ruhe brauchst. Wohin gehst du?", wollte Andrej wissen.

„Keine Ahnung. Mein Zimmer, wenn wir unterwegs sind, laufe ich durch den Wald. Gehe joggen. Lass mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Meistens jedoch lande ich in der Kraftkammer", antwortete Domen wahrheitsgemäß. Aus irgendeinem Grund kam ihm Daniel in den Sinn, den er schnell wieder beiseiteschob. Dieder Kerl hatte nichts mit Entspannung zu tun. Höchstens mit Anspannung und Spannungsentladung, wenn sie sich mal wieder ein Wortgefecht lieferten.

„Okay, Wald. Damit kann man doch arbeiten. Dann wird deine erste Aufgabe heute sein, den Wald zu beobachten", verkündete Andrej grinsend und Domen entglitten die Gesichtszüge.

„Aha. Ich beobachte den Wald. Du weißt schon, dass ich kein Jäger werden will?", musste Domen einfach nachfragen. Er sah den Sinn dahinter einfach nicht. Aber wenn er das unbedingt wollte, würde er den Wald von der Kraftkammer aus beobachten gehen. Damit wären dann sich alle glücklich und Andrej hatte ja nicht gesagt, dass er nichts Anderes nebenbei tun durfte.

„Das was du dort tun sollst, nennt sich Visualisierung. Setz dich irgendwohin und präg dir den Ort ein, an dem du Entspannung und Gelassenheit findest. Die Luft, die Geräusche und Farben. Einfach alles, was dir auffällt. In der nächsten Sitzung wirst du dir genau dieses Bild wieder vor Augen holen und dann setzen wir dort mit dem Autogenen Training wieder an", erklärte er und begann in seiner Schublade zu kramen.

„Wenn es weiter nichts ist. Dann Visualisiere ich eben den Wald. Kein Problem", sagte Domen und war schon im Begriff zu gehen, als Andrej ihn ein letztes Mal zurückrief und mit einem komischen schwarzen Armband auf ihn zukam. Noch bevor Domen es realisierte, befand es sich plötzlich um sein Handgelenk.

„Hey, was soll das?!"

„Du kennst das doch: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Dieses kleine Schmuckstück, dass ich normalerweise für Teamcoachings in den Bergen nutze, wird mir verraten, ob du auch wirklich den Wald in der Natur bewunderst und nicht vom Kraftraum aus durch eine Glasscheibe. Außerdem kann es mir sagen, ob du dich bei deinen Beobachtungen körperlich total verausgabst oder Tiefenentspannt in der Sonne sitzt", verkündete Andrej mit einem 1000Watt Grinsen, während Domens Gesichtszüge zu entgleisen drohten.

„Das ist eine Verletzung meiner Privatsphäre", protestierte Domen und versuchte herauszufinden, wie er das Armband wieder loswerden konnte.

„Dann ist es ja gut, dass du nicht Privat unterwegs bist. Außerdem hattest du doch sowieso nicht vor, etwas anderes zu tun, als den Wald zu beobachten oder? Und so kann ich sehen, ob es dich wirklich entspannt und für unsere Zwecke brauchbar ist", unschuldig grinste Andrej ihn an und Domen wusste, dass er verloren hatte.

„Sicher doch", brummte er widerwillig. „Wie lange muss ich das durchziehen?"

„Naja, ich denke eine Stunde für den Anfang. Und bei dem strahlenden Sonnenschein tue ich dir ganz nebenbei noch einen Gefallen. Ist doch nicht so schlecht, oder?", kumpelhaft klopfte er ihm auf die Schulter und bugsierte Domen aus seinem provisorischem Arbeitszimmer.

„Ganz toll", murmelte Domen und machte sich aus dem Staub. Er hatte genug von Andrej. Was bildete er sich eigentlich ein?! Jetzt musste er wirklich den ganzen Mittag und Nachmittag herumsitzen, während die anderen trainierten. Er brauchte das Training!

Finster trat er hinaus ins Sonnenlicht und schlug gezwungenermaßen den Weg in Richtung Wald ein. Er stapfte den Weg entlang, der ihn direkt zu seinem aufgezwungenen Ziel bringen würde. Frustriert kickte er ein paar Steine vor sich hin. Er begegnete einigen Leuten, die ihn neugierig bestaunten, als wäre er ein Elefant, der hier spontan im Allgäu aufgetaucht war. Hatten die nichts Besseres zu tun?

Vor ihm wurden die Bäume immer höher, die noch vor ein paar Minuten so klein gewirkt hatten. Hier war er also. Der Wald, der ihm bei seinem angeblichen Problem helfen sollte. Und aus dem noch viel mehr Menschen strömten, die einfach viel zu gut gelaunt waren. Klar: Das Wetter war schön, eine dünne Schneeschicht bedeckte die Bäume und den Waldboden und hier draußen war außer dem Zwitschern der Vögel nichts zu hören. Es war einfach viel zu harmonisch hier draußen. Ekelhaft!

Domen setzte sich etwas abseits des Weges auf eine Bank, die direkt vor dem Waldeingang stand und ihn durch eine große Tanne gegen neugierige Blicke isolierte. Seufzend sah er sich weiter um. Es gab hier nichts Spannendes! Wie sollte er die nächste Stunde bitte hier zubringen, ohne verrückt zu werden?! Er war einfach nicht der Typ für entspannend in der Sonne sitzen und nichts zu tun! Momentan hätte er sogar lieber diesen Fanbrief von dem Mädchen gelesen, den Daniel ihn vorbeigebracht hatte.

Er fragte sich, warum Daniel sich überhaupt die Mühe gemacht hatte. Es war ihm wichtig gewesen, dass hatte er bemerkt an der Art wie empört er gewesen war, als er ihn aus dem Müll gefischt hatte und an seinem bestimmten Auftreten. Aber irgendwie schien Daniel einfach zu einem von diesen Menschen zu gehören, die immer freundlich und rücksichtsvoll waren. Das hatte er inzwischen schließlich schon ein paar Mal am eigenen Leib erfahren. Schließlich hätte er sich nicht die Mühe machen müssen, ihm seinen Schuh zurückzubringen.

„Hey, nein du Verrückter! Lass den Schnee, wo er ist!" -

„Was denn? Hast du Angst vor so einem bisschen Wasser?"

Vergnügte Rufe drangen zu Domen vor, der sich verwundert umsah, um herauszufinden woher die Stimmen kamen. Er stand auf und lief ein Stück um den dicken Baumstamm herum, der ihm den nötigen Schutz lieferte und entdeckte in einer Entfernung von ungefähr zehn Metern zwei Männer, die sich gegenüberstanden. Einer von ihnen hatte hinter seinem Rücken einen Schneeball versteckt, der andere hielt die Hände abwehrend in die Höhe.

„Ich warne dich! Das wird Konsequenzen haben, Jay", rief der Mann, dessen Aufzug Domen irgendwie an den Weihnachtsmann erinnerte. Er hatte einen langen roten Mantel an, eine dazu passende rote Mütze mit weißer Bommel und schwarze Stiefel.
Der andere im schwarzen Mantel, Jay, wie Domen nun wusste, schien sich von seinem Vorhaben nicht abbringen zu lassen, seinen Kumpel so richtig einzuseifen. Schritt für Schritt näherte er sich seinem Gegenüber, der immer weiter zurückwich. „Jay! Komm schon! Du weißt, ich bin nicht so der Matsch-Mensch."

„Das hier ist ja auch Schnee, du Angsthase und ich bin mir sicher, der wird dir hervorragend zu Gesicht stehen", antwortete er und überwand nun auch den letzten Abstand.

Nur mühsam gelang es Domen sein Kichern zu unterdrücken, während er die beiden Freunde beobachtete. Der Weihnachtsmensch schrie gerade den ganzen Wald zusammen, während er sich ohne Erfolg gegen seine Schneedusche zu wehren versuchte. Das würde Domen nur zu gern einmal mit Daniel machen, der seiner Meinung nach geradezu um solch eine Behandlung bettelte, so oft, wie er ihn immer triezte. Lachend wollte Domen sich abwenden, um sich nicht zu verraten, als Jay den Weihnachtsmenschen unvermittelt gegen den Baum drückte und dessen Arme mit seinen Oberhalb des Kopfes fixierte. Ein leises Flüstern drang zu Domen herüber, das er nicht entziffern konnte. Auch der Gesichtsausdruck des Weihntachtsmenschen ließ sich nur schwer aus dieser Distanz einschätzen. Ein ungutes Gefühl machte sich in Domen breit.

Was sollte das? Wollte er ihn etwa abstechen? Domens Gedanken begannen zu rasen. Was sollte er nur tun? Er hatte nicht einmal sein Handy dabei! Schreckensstarr stand er versteckt hinter seinem Baum und war unfähig sich auch nur einen Millimeter zu rühren oder den Blick abzuwenden. Doch was dann kam, ließ seine Welt für einen Moment aus den Angeln kippen. Jay, der den Weihnachtsmenschen um gute zehn Zentimeter überragte, beugte sich zu seinem Kumpel im roten Mantel hinab und küsste ihn. Der Weihnachtsmensch zog Jay noch ein Stück näher zu sich heran und schlang seine Arme um dessen Nacken.

Erschrocken und peinlich berührt wandte sich Domen ab. Das hatte er nicht kommen sehen. So schnell er konnte, stürzte den Weg wieder zurück. Er benahm sich wie auf der Flucht. Es war ihm furchtbar unangenehm, was er dort gesehen hatte. Er kam sich vor wie ein Spanner und wenn er gewusst hätte, dass er in so eine intime Szene geplatzt war, hätte er sofort nachdem er die beiden entdeckt hatte, den Rückzug angetreten.
Der Anblick zweier sich mit aller Leidenschaft küssender Männer brachte ihn etwas aus der Fassung. Nicht, dass er etwas dagegen hatte, aber er wollte es einfach nicht sehen. Und jetzt bekam er diesen Anblick einfach nicht aus seinem Kopf. Es dürstete ihn nach einer strapaziösen Einheit im Kraftraum. Die Wiesen, die seinen Weg säumten flogen nur so an ihm vorbei. Er nahm überhaupt nichts mehr wahr, außer seinem laut klopfendem Herzen.

Schwer atmend setzte er sich auf eine Parkbank, die direkt vor dem Eingang des Sportzentrums stand. In diesem Zustand konnte er unmöglich wieder zurück zu den anderen. Peter und Cene würden sofort wissen, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Wobei er sich selber gerade nicht im Klaren war, was genau ihn so in Panik versetzt hatte. Was sollte er auch sagen? Meine neue Horrorfantasie beinhaltet zwei küssende Männer, rennt sie kommen näher?! Das war Quatsch! Immerhin lebten sie doch im 21. Jahrhundert. Da war so etwas völlig normal!

„Ich bin ganz ruhig. Ich bin die Ruhe in Person", begann er zu seiner eigenen Überraschung mit dem Mantra, dass ihn vor ein paar Stunden noch so aggressiv gemacht hatte, dass er am liebsten angefangen hätte, Briefbomben zu basteln. Dabei setzte er sich in den Schneidersitz, ließ die Sonne auf sein Gesicht scheinen und lauschte den Hintergundgeräuschen aus Vögeln, entfernt vorbeifahrenden Autos und glücklich kreischenden Kindern. Seine fehlende Trainingseinheit setzte ihm ganz schön zu. Er hatte es ja gesagt: Er war einfach nicht der Typ fürs rumsitzen. Das machte ihn krank! Ließ ihn irrational werden. „Ich bin ganz ruhig. Ich bin die Ruhe in Person. Ich bin-"

„Neue Antiaggressionstherapie, Butterprinzessin?"

„Verdammt! Lahmarsch! Erschrick mich gefälligst nicht so!", giftete Domen, der sich eine Hand vors Gesicht halten musste, um Daniel gegen die Sonne erkennen zu können, nachdem er heftig zusammengezuckt war.

„Seit wann sind wir denn so schreckhaft? Alles okay?", fragte Daniel und beugte sich zu ihm herunter. Irgendwie sah Domen etwas blass im Gesicht aus. Das konnte aber auch die Kellerbräune sein, die allen Prevcgeschwistern zu eigen war. Dabei kam er dem Slowenen ziemlich nah.

Hypnotisiert starrte Domen Daniel an. Erneut tauchten die Bilder der beiden Männer im Wald vor seinem geistigen Auge auf.

„Ich bin nicht schreckhaft!", wehrte sich Domen, verschränkte die Arme und schob das Bild weit von sich in die dunkelste Ecke seines Verstandes.

„Okay, Butterprinzessin auf der Parkbank, wenn du meinst. Aber nur mal so unter uns: Deine neue Antiaggressionstherapie scheint nicht allzu viel zu bringen", zwinkerte Daniel ihm lachend zu und strich sich sein blondes Haar aus dem Gesicht, dass in der Sonne golden glänzte.

„Ich habe dir schon mal gesagt, dass ich besseres zu tun habe, als dein Opfer zu spielen!", zischte Domen und wandte Daniel demonstrativ den Rücken zu, was auf dieser verfluchten Parkbank gar nicht so einfach war. Aber er konnte Daniels Anblick gerade nicht ertragen.

„Nicht aufregen, Butterprinzessin. Erinnere dich an dein Mantra, das du geübt hast", erinnerte Daniel ihn glucksend. Natürlich hatte er das mitbekommen müssen. Er bekam ja immer das mit, was ihn absolut nichts anging.

„Briefbomben sind keine Lösung?"

Lachend setzte sich Daniel auf die Bank, direkt neben ihn. „Das andere, Butterprinzessin. Das andere."

„Du darfst keine Norweger töten?"

„Wow, du hast ganz schön viele. Also, was ist los? Wieso bist du nicht im Kraftraum?", wollte Daniel wissen und beugte sich ein Stück zu dem Slowenen rüber. Schon als er ihn auf der Parkbank entdeckt hatte, hatte er irgendwie so ausgesehen, als hätte ihn irgendetwas aufgeregt.

Stur hielt Domen seinen Blick geradeaus gerichtet, sich nur allzu bewusst, dass er sein Gesicht nur um ein paar Grad drehen musste und Daniel würde ihm direkt in die Augen sehen können. Dafür fühlte er sich gerade nicht bereit. Wieso auch immer. Schließlich war das neben ihm nur Daniel. Ein Springerkollege. Sie kannten sich nicht einmal besonders gut. Er musste jetzt trainieren. Ganz dringend. Er würde dem Drang nicht länger standhalten können und es war ihm egal, was Goran dazu sagen würde. Scheiß aufs Mentaltraining. Er hatte ja gesehen, was es ihm gebracht hatte. Gar nichts! Wäre er doch besser im Kraftraum geblieben!

„Nicht, dass es dich etwas angehen würde, Lahmarsch, aber ich war gerade auf dem Weg dorthin", verkündete Domen, als er sich erneut versteifte. Vermutlich hätte er die beiden inzwischen aus 3km Entfernung mi Starknebel erkannt. Jay und der Weihnachtsmensch liefen Händchenhaltend an der langen Einfahrt zum Sportzentrum Oberstdorf vorbei.

„Butterprinzessin? Hey?! Was findest du denn so faszinierend?", neugierig drehte Daniel sich um. Er konnte nichts Interessantes entdecken. Dort waren nur zwei Männer, die Hand in Hand an der Einfahrt vorbeiliefen. Ihre Stimmen, die undeutlich zu ihnen herüberdrangen, klangen überglücklich.

„Hey", piekte er Domen in die Seite, dessen Blick immer noch von der Einfahrt wie magisch angezogen wurde. „Musst du aus deiner Trance wachgeküsst werden?", witzelte Daniel schwach. Was war nur so interessant an zwei Männern, die-

MOMENT. Die hielten Händchen?!

Domen, der die letzten Worte des Norwegers mitbekommen hatte, drehte sich überrascht zu Daniel. Schockiert starrten sich beide an. Während Daniel gerade das ganze Ausmaß dieser Situation begann zu begreifen, stürzten Domens Gedanken alle gemeinsam auf ihn ein. Zerhackten ihn wie Aasgeier, dass er keinen davon zu fassen bekam.

Stille breitete sich aus und beide wanden sich in ihrem Unbehagen, während sie ihre Blicke nicht voneinander lösen konnten.

„Das... ähm... war ein Scherz", presste Daniel schließlich verkrampft hervor und löste ihre Verbindung. Er hatte genug Panik in den Augen von Domen gesehen. Mehr konnte er nicht ertragen. Er wandte sich ab.

„Klar... ja. Ähm... haha. Ja, aber ich werde dann... ähm mal. Man sieht sich an der Schanze", stotterte Domen, als er ungelenk von der Bank stieg. Beinahe wäre er an der Bank hängen geblieben und gestürzt, wenn Daniel nicht so schnell reagiert hätte und ihn am Arm gepackt hätte.

„Pass doch auf!"

Stumm taxierten sie sich gegenseitig, bis Domens Hirn wieder aufwachte, er sich us Daniel Griff befreite und die Flucht ergriff.

Er rannte durch den Eingang des Sportzentrums, zeigte dem Sicherheitsbeamten seine Akkreditierung und riss die Tür der Sporthalle mit voller Wucht auf. Er würde jetzt trainieren, koste es, was es wolle. Er wollte diese Bilder wieder aus seinem Hirn verbannen. Und nicht weiter nachdenken über diese surreal anmutende Unterhaltung mit dem Norweger. Verdammt war das peinlich gewesen! Daniel würde ihn wahrscheinlich bald einweisen lassen! Wieso hatten die beiden ausgerechnet dort auftauchen müssen. Wobei die richtige Frage wohl war, warum er sich so aus dem Konzept bringen ließ?

Glücklicherweise war der Kraftraum inzwischen leer. So wie es aussah waren wohl alle beim Volleyballspielen in der Halle. Kaum blieb er ungestört.

Domen begann mit ein paar leichten Aufwärmübungen. Rumpfbeugen, Liegestütze, ein bisschen Hanteltraining. Das war ein glückliches Paar gewesen, dachte er. Es sollte egal sein, mit wem man dieses Glück fand. Ihm sollte es egal sein. Er hatte schließlich nichts mit ihnen zu tun, aber er würde sich glücklich schätzen können, wenn auch er eines Tages dasselbe Glück finden würde. Er hatte sich noch nie Gedanken darübergemacht, aber natürlich wollte auch er nicht immer allein bleiben.

Ächzend wagte er sich an die Gewichte. Er stand einfach viel zu stark unter Strom. Fehlendes Krafttraining ließ ihn völlig irrewerden. Die Tournee forderte ihren ersten Tribut von ihm. Vielleicht hatte er den ganzen Trubel doch etwas unterschätzt. Er dachte an den heutigen Wettkampf und hoffte, er würde seine Sprünge wieder auf die Reihe bekommen. Dann wäre er auch wieder relaxter. Er brauchte kein Mentaltraining, sondern Siege um zu entspannen. Und die erreichte er nur durch hartes Training. Einfache Gleichung. Einfache Lösung.

Eigentlich sollten sie nicht allein an die Gewichte, aber das war ihm gerade ziemlich egal. Gerade als er sich auf die Bank legte, kam Peter in den Raum.

„Was tust du da?!"

„Stricken. Wonach... sieht es denn... sonst aus?!", schnaufte er, während er die Gewichte mit den Beinen unter größter Anstrengung von sich drückte.

„Ich dachte, du sollst heute nur Aufwärmtraining machen", misstrauisch beobachtete Peter seinen jüngeren Bruder, der verbissen weiter Gewichte stemmte.

„Weniger denken, würde dir nicht schaden."

„Und dir weniger reden. Konzentrier dich lieber darauf, dass du nicht zerquetscht wirst", antwortete Peter bissig, der Domen besorgt beobachtete und an seine Seite eilte, um im Notfall sofort eingreifen zu können. Er kannte seinen Bruder, so verbissen trainierte er nur, wenn ihn etwas belastete. Und gerade hätte er wetten können, dass er von irgendetwas geradezu erdrückt wurde, mal abgesehen von dem Gewicht, dass sein Bruder sich aufgelegt hatte und das übliche weit überschritt. Und obwohl sie sich erst gestern bis aufs Messer gestritten hatten, konnte Peter nicht vermeiden, dass seine Sorgenglocken zu läuten begannen. Irgendetwas lag hier im Argen. Die Frage war nur: Was?

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