11. Domen - Garmisch-Partenkrichen - Tag der Qualifikation

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„Shit, das wars einfach nicht. Ich muss die Hüfte höher halten", unzufrieden sah Domen zu Nejc, einem der Assistenztrainer von Goran. Mit ihm stand er im Springerlager und machte Imitationsübungen, die letzten vor der Qualifikation, die für Domen in ungefähr einer Stunde beginnen würde.

Gerade hatte Nejc den unzufriedenen Slowenen wieder auf den Boden gesetzt. Jetzt verdrehte der Trainer nur die Augen. Domen war nie ganz zufrieden mit seinen Übungen. Irgendetwas passte immer nicht, in letzter Zeit jedoch, hatte es merklich überhand genommen.

„Los, noch einmal. Ich hab das Gefühl, ich stehe-"

„Nein, vergiss es, Domen. Du hast doch gehört, was Goran dir vor einer halben Stunde gesagt hat, oder?", schüttelte Nejc mit dem Kopf. Er bewunderte den Jungen für seinen Ehrgeiz, aber momentan schien er sich damit selbst ein Bein zu stellen.

„Ich war dabei, klar hab ich das gehört. Aber-", wollte Domen protestieren, als er erneut von Nejc unterbrochen wurde.

„Andere Frage: Warst du nur physisch dabei oder tatsächlich auch psychisch?", fragte Nejc und betete, dass das hier keine längere Diskussion werden würde. Der junge Prevc konnte, wenn er seinen beratungsresistenten Tag hatte, ziemlich anstrengend werden.

„Domen, du musst den Dingen auch mal ihren Lauf lassen. Deine ersten Sprünge waren gut, jetzt vertrau deinen Fähigkeiten und bau langsam drauf auf, dann hast du auch wieder Chancen aufs Podium, Junge", imitierte Domen seinen Coach mit tiefer rauer Stimme und zog damit einige belustigte Blicke in ihrer Umgebung auf sich.

„Ähm, okay, dann hast du sicherlich verstanden, dass du nichts erzwingen sollst?" Die Hände in die Hüften gestemmt beobachtete Nejc das Mienenspiel des Slowenen, der jetzt nicht nur genervt die Augen verdrehte, sondern auch noch uneinsichtig mit dem Kopf schüttelte.

„Wie soll ich bitte besser werden, wenn ich meine Fehler nicht durch Training ausmerze? Und wieso sollte ich den Sprung so springen, wie vorhin, wenn ich dann doch wieder nur die Top 10 erreiche? Ich dachte, ihr wollt Siegspringer?", uneinsichtig verschränkte Domen die Arme. Er hatte schon immer das Gefühl gehabt, dass sein Ehrgeiz nicht genügend gewürdigt wurde. Und wenn Peter stundenlang über seine Sprünge grübelte, hatte auch niemand etwas dagegen. Hauptsache er hielt die Füße still, schon klar. Wo war da bitte die Logik?

„Du wirst aber kein Siegspringer mit deiner Brechstange im Arm. Die ist zu schwer und zieht dich runter", antwortete Nejc altklug und Domen hätte seine Brechstange gern hervorgezogen und ihm gezeigt, wie schwer so ein Teil wirklich war. Und wie schmerzhaft. „Pass auf, mach noch ein paar Lockerungsübungen, geh joggen und dann wird das schon."

„Es ist wirklich bewundernswert, wie leicht du die Sache nimmst, aber weißt du, ich wollte das ganze irgendwie eine Spur professioneller gestalten, also würdest du dich dann erbarmen und mir weiter-"

„Vorsicht!" – „Achtung!" – „Scheiße!" – „Ball!"

Aufgeregte Stimmen drangen zu ihnen herüber und bevor Domen realisierte, was sie ihnen mitteilen wollten, wurde er von einem Ball getroffen, der nur knapp sein Gesicht verfehlte und seinen Hinterkopf streifte.

„Au!", rief er empört und rieb sich den Hals. Suchend nach dem Verursacher, drehte er sich um und sah Andreas Wellinger, der auf ihn zugelaufen kam.

„Entschuldige, wollte dich nicht zur Zielscheibe machen, die Sonne hat geblendet... naja, dann habe ich den Ball wohl nicht richtig getroffen", stammelte der junge Deutsche außer Atmen.

„Ach, das macht doch nichts. Domens Dickschädel bringt so schnell nichts um", nahm Nejc die Entschuldigung für Domen an und einträchtig begannen Andreas und der slowenische Assistenztrainer zu lachen.

„Deine Sorge ist wirklich rührend", grummelte er, wollte aber wegen des Kommentars keinen Aufstand machen. Nicht vor all den Leuten. Das würde für ihn nur wieder in einer Katastrophe enden, die ihn wieder in die jetzt-sei-doch-kein-Kind-Schiene drängen würde. Daniel hatte ihm deutlich vor Augen geführt, wie schnell das ging.

„Hey, willst du vielleicht mitspielen? Wir sind noch einer zu wenig", fragte Andreas freundlich und gerade als Domen dankend ablehnen wollte, kam Nejc ihm zuvor.
„Das ist eine prima Idee! Wir waren eh gerade fertig." -

„Was?! Nein, waren wir nicht! Ich wollte doch noch-"

„Ach quatsch. Das können wir auch morgen noch machen. Los, geh spielen", grinste Nejc fies. Er hatte einen Weg gefunden, Domen elegant zu vermitteln, dass ihr Training damit beendet war.

„Los, komm! Trainieren kannst du auch morgen wieder. Du kannst unser Team verstärken", plapperte Andreas drauf los und zog den Slowenen mit sich, der noch einen letzten finsteren Blick zu Nejc zurückwarf.

„Wow, Zuwachs. Cool. Herzlich willkommen im Siegerteam", hielt Markus ihm die Hand zum Abklatschen hoch.

„Ja, sie sind immer das erste Siegerteam von hinten. Nett, dass du ihnen Hoffnung machen willst, aber gegen uns, hast du keine Chance", rief Richard Freitag fröhlich von der anderen Seite und klatschte sich mit Severin und Karl ab.

„Wollt ihr nur quatschen oder auch spielen?", rief Domen, dessen Ehrgeiz ihn gegen seinen Willen gepackt hatte, zur anderen Spielfeldseite, klatschte Markus und Andreas ab und machte sich bereit. Er ließ nicht gern provozieren und als Verlierer abstempeln.
„Der Mann gefällt mir", nickte Andreas ihm zu und schlug den ersten Ball auf die andere Seite.

Es wurde ein flottes Match und bald schon stellte sich heraus, dass sie sich spieltechnisch auf einer Ebene befanden. Der Spielstand, der natürlich nur inoffiziell gezählt wurde, war ein Kopf an Kopf Rennen. Domen begann tatsächlich Spaß an der Sache zu entwickeln. Er hatte sich schon ewig nicht mehr mit Freunden einfach nur so zum Spaß getroffen. Um das Spielfeld herum, begannen sich immer mehr Leute zu versammeln, die gespannt das Match verfolgten. Und dabei waren nicht nur Zuschauer, sondern auch Athleten, die nebenbei ihre Dehnungsübungen durchführten.

„Domen, kleiner Tipp: Das ist kein Fußball, der Ball muss übers Netz, nicht ins Netz", kommentierte Jurij grinsend, der sich unter den Zuschauern befand und kassierte einige Lacher.

„Ach, lass ihn doch. Wir finden das gar nicht so schlimm, oder Sevi?", lachte Richard, der über sein Lachen, seinen Einsatz verpasste und den Ball, den Domen geschossen hatte, knapp verfehlte. „Das war nur Glück!"

„Du meintest wohl Können?", unschuldig sah Domen zu Jurij, bevor er sich mit Markus und Andreas abklatschte und dann wieder in Lauerstellung ging. Die Retourkutsche würde wohl nicht lang auf sich warten lassen und dann wollte er bereit sein. Denn schlecht waren Severin, Richard und Karl definitiv nicht im Volleyball. Im Hintergrund sah Domen wie sich die Tür eines Containers öffnete und Daniel und Robert nach draußen kamen.

Da waren also die Norweger untergebracht. Er hatte sich schon gefragt, wo die abgeblieben waren. Jetzt wusste er es: am anderen Ende des-

„Domen, spielen nicht träumen", rief Anders Fannemel mit einem breiten Grinsen, während Markus ihm einen Klapps auf den Hinterkopf gab: „Konzentration, jetzt!", forderte dieser.

„Sorry", murmelte er und spürte, wie er rot anlief, als er den Ball nahm, der direkt vor seinen Füßen gelandet war und ihn mit aller Kraft auf die Gegenseite schoss. Aus den Augenwinkeln registrierte er, wie Daniel sich neben Anders unter die Zuschauer stellte. Der ältere Norweger flüsterte Daniel grinsend etwas ins Ohr.

Stirnrunzelnd sah Domen immer wieder zu den beiden Norwegern. Irgendetwas schienen sie auszuhecken. Würde Domen nicht wundern, immerhin hatte er Daniel heute Vormittag ziemlich leiden lassen. Wahrscheinlich sollte er in nächster Zeit gut auf den Norweger achtgeben. Dass er seine Mutter ausgequetscht hatte, würde er sicherlich nicht ungestraft lassen. Nicht, nachdem was Mrs. Tande ihm heute erzählt hatte.

Irgendwie kam dieser Daniel dem jungen Slowenen immer noch seltsam vor. Aber sie hatte es ihm selbst gesagt, dass er sich verändert hatte. Dabei wirkte er immer ausgeglichen und fröhlich. Zumindest schien es dem Norweger immer eine große Freude zu sein, wenn er ihm verbal mal wieder eins reindrücken konnte.

Gerade noch rechtzeitig richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Spielfeld. Der nächste Ball kam genau auf ihn zugeflogen. Domen sprang hoch und parierte ihn geradezu meisterhaft knapp vor das Netz der Gegenseite. Severin, der vorn am Netz stand, hatte keine Chance. Damit stand es einmal mehr unentschieden.

„Ja!", schrie er und grinste ohne nachzudenken in Richtung Daniel, der ihm lachend ein Daumenhoch-Zeichen entgegenstreckte. Stirnrunzelnd fragte Domen sich, was seine Mutter wohl gemeint hatte. Immerhin sah Daniel gerade nicht unbedingt traurig aus und eigentlich war er das auch sonst nicht unbedingt. Vielleicht nachdenklich, aber schwermütig? Oder unglücklich?

Da ertönte ein schriller Pfiff durch die Menge. Werner Schuster stand vor dem Deutschen Lager und zeigte auf seine Uhr. Stöhnend nahm Markus den Ball herunter, den er eigentlich gerade hatte abfeuern wollen. Auch die anderen schienen etwas enttäuscht. „Tja, die Entscheidung müssen wir wohl vertagen", stieß Markus bedauernd aus.

„Ja, wir haben jetzt Besprechung", klärte Karl Domen auf, der sie fragend angeschaut hatte.

„Wirklich Schade, ich hätte euch gern verlieren gesehen", lief Richard lachend an ihm vorbei.

„Senilität kann wirklich eine dankbare Krankheit sein, kaum ist man nicht niedergeschlagen, wenn man Gewinner und Verlierer verwechselt", antwortete der Slowene dem Deutschen lachend und sah zu, wie sie in ihrem Container verschwanden.

Auch die Menschenmenge um sie herum begann sich aufzulösen. Domen sah auf seine Uhr. Höchste Zeit, sich ein wenig effektiver aufzuwärmen, befand er und stellte sich in die Sonne, als er mit einem leichten Hüftkreisen begann. Dabei hatte er gute Sicht auf das norwegische Lager, das seinen Blick immer mal wieder anzog. Genauer genommen Daniel. Domen versuchte sich einen Reim auf Mrs. Tandes Aussage zu machen.

„Er hat sich seitdem sehr verändert, weißt du? Ich möchte dir danken, dass du meinen Sohn wieder zum Lachen gebracht hast. Ich habe ihn schon lange nicht mehr so unbeschwert gesehen", hatte sie zu ihm gesagt und es war ihm furchtbar unangenehm gewesen. Er hatte gar nichts gemacht. Irgendetwas hatte sie falsch interpretiert, aber unabhängig davon, wollte Domen wissen, was hinter ihrer Aussage steckte.

Er beobachtete wie Daniel zum Joggen in den kleinen Wald verschwand. Sollte er ihm folgen? Er konnte es nicht bestreiten, dass es ihn irgendwie schon interessierte, was mit dem blonden Norweger war. Auch wenn ihn das natürlich nichts anging. Seit sie zur Schanze gefahren waren, kreisten seine Gedanken immer wieder um diese Worte und versuchten sie, mit seinem Bild von Daniel in Einklang zu bringen.

„Sieh mal einer an, er verschwindet wieder zu einer Schmusestunde oder was immer die da auch treiben", drang Stjernens Stimme an sein Ohr. Überrascht drehte Domen sich zu der kleinen Gruppe Norweger um, die hinter ihm aufgetaucht war und ihrerseits kopfschüttelnd Daniels Weg in den Wald verfolgten. So wie es aussah, wussten seine Freunde genau, was Daniel umhertrieb.

„Schmusestunde?", fragte Domen und gesellte sich zu der kleinen Gruppe bestehend aus Andreas, Robert und Tom.

„Das ist noch nichts für kleine Jungs", erwiderte Tom frech und blitzte den kleinen Slowenen an, der sich zur Überraschung aller zu ihnen gestellt hatte. Normalerweise blieb Domen immer eher für sich.

„Erklärs mir, biiiitttte Onkel", quengelte Domen und ließ sich auf den Spaß ein. Natürlich nur in der Hoffnung, er würde so an brauchbare Informationen gelangen, sonst hätte er Tom schon längst gezeigt, wo er sich seine Babystimme hinstecken konnte.

„Also das ist, wenn ein mysteriöses Waldmädchen und ein geheimniskrämerischer Skispringer sich im Wald treffen und äh...", hilfesuchend sah Tom sich zu seinen Freunden um.

„Ein Feuer entfachen. Der Liebe, des Hasses... wer weiß das schon so genau", sprang Andreas hilfsbereit ein.

„Des Hasses?", verwirrt sah Domen die Norweger an. Irgendwie war er jetzt bei ihrer Erklärung ausgestiegen.

„Naja, so oft wie der schlecht gelaunt wieder zurückkommt", kommentierte Robert achselzuckend, während er weiter mit den Schultern kreiste.

„Hey, Jungs, ich dachte, ihr macht euch warm und haltet kein Kaffeekränzchen", kam Anders zu ihnen rüber gelaufen und konnte sich einen neugierigen Blick auf den Slowenen nicht verkneifen. „Was machst du denn hier?"

„Aufklärungsunterricht", gab Domen schlagfertig zurück und dachte über das nach, was er soeben gehört hatte. Hatte Daniel wirklich eine Freundin? Und wieso kannte sie keiner? Nicht einmal seine Freunde. Konnte ja kein besonders sympathischer Mensch sein. Außerdem sollte er sich mal besser auf den Sport kozentrieren. Immerhin hatte er noch Chancen, die Tournee zu gewinnen.

„Ja, wir haben uns gerade über Daniels Waldmädchen unterhalten", setzte Robert seinen Teamkollegen ins Bilde, der seine Aufmerksamkeit erstaunt auf den Slowenen richtete.

„Das scheint dich ja brennend zu interessieren", stellte er halb fragend fest. Domen wich dem Röntgenblick des Norwegers aus und wandte sich ab. Wieso sah der Norweger ihn schon wieder so an? Auch am Vormittag hatte er das Gefühl gehabt, Anders würde über jede seiner Bewegungen ausführlich Protokoll führen. Dabei benahm er sich fast so schlimm wie Peter.

„Was? Nein! Gar nicht, ich meine, ich stand ja nur zufällig daneben... und jetzt ähm... gehe ich auch wieder", verabschiedete sich Domen hastig. Nichts wie weg hier. Im Zentrum von Anders' Aufmerksamkeit zu stehen, zählte nicht unbedingt zu den Dingen, die er mochte.

Blind für seine Umgebung lief er durch das Springerdorf, um von den Norwegern weg zu kommen, als er eine neongrüne Jacke wahrnahm, die direkt auf ihn zugelaufen kam. Peter. Wenn man vom Teufel sprach... oder zumindest dachte... Auf jeden Fall sollte er es demnächst vermeiden, dass Böse mit seinen Gedanken heraufzubeschwören, denn der hatte ihm gerade noch gefehlt. Domen legte noch einen Zahn in Richtung der Joggingstrecke für Springer zu und tat einfach mal so, als hätte er seinen Bruder nicht bemerkt.

„Domen, ich weiß, dass du mich gesehen hast", rief er ihm jedoch hinterher.

„Dann streng mal dein Hirn an und bringe diese Information in Zusammenhang mit dem Weiterlaufen meinerseits", drehte er sich genervt um. Doch statt etwas auf seinen Kommentar zu geben und abzuzischen, schloss Peter die Lücke.

„Deine Sprünge waren schon wieder besser heute. Goran war sicher zufrieden, oder?", neugierig beobachtete Peter seinen Bruder von der Seite und stieg gar nicht erst auf seinen Kommentar ein. Er wollte es dieses Mal anders machen. Cene hatte ihm gesagt, dass er Domen nicht erreichen würde, wenn er ihn immer nur belehrte. Peter war zwar immer noch der Meinung, dass Domen mehr Dankbarkeit für seine Versuche zeigen könnte, aber Cene hatte schließlich an sein Alter und seine Vernunft appelliert. Beides Argumente, die er nicht so einfach hatte von der Hand weisen können. Und er hatte nicht ganz unrecht, wie Peter widerwillig festgestellt hatte. Immerhin war er der Ältere von ihnen beiden. Und eigentlich wollte er sich ja auch nicht ständig mit Domen streiten.

„Unglaublich zufrieden. Hätte nie gedacht, dass er sich mit Mittelmaß zufriedengibt", pampte Domen uneinsichtig. Er wollte jetzt gern in Ruhe seine Aufwärmübungen machen. Er hatte sich heute schon einmal zu oft beobachtet gefühlt.

„Wieso das denn? Goran ist nie mit Mittelmaß zufrieden. Er geht nur einen Schritt nach dem anderen. Du solltest mehr Vertrauen in seine Fähigkeiten als Trainer haben", klebte Peter weiter an der Seite seines Bruders und schaffte es nicht, den letzten tadelnden Unterton aus seiner Stimme zu verbannen.

„Sicher, deswegen soll ich auch weiter mit Andrej arbeiten, statt für die Wettkämpfe angemessen zu trainieren", brummte Domen und legte einen kleinen Zahn zu. Vielleicht ließ Peter sich ja doch irgendwie abschütteln.

„Was macht Andrej denn mit dir, dass du so wenig begeistert bist?", wollte Peter wissen. Er hatte die gestrige Szene im Kraftraum noch nicht vergessen. Es ließ ihn einfach nicht los. Er machte sich Sorgen, um seinen jüngeren Bruder. Dass es durch die Niederlage in Oberstdorf nicht einfacher für ihn geworden war, dass wusste er. Trotzdem wirkte Domen seit dem Mittag verändert. Grüblerischer.

„Mit den Räucherstäbchen wedeln und meditieren. Du kennst doch Andrej, was soll er schon groß machen?", gab Domen patzig zurück. Warum interessierte Peter das so brennend?

„Naja, wenn du so an die Sache herangehst, kann das ja nichts werden", tadelte Peter, als er einer Pfütze auswich, in die Domen seinen Bruder am liebsten gestoßen hätte.

„Wenn ich belehrt werden will, geh ich zu Goran", informierte er Peter knapp und richtete seinen Blick wieder nach vorn auf die Bäume, die sich sanft im Wind hin und her wiegten. Es war so klar gewesen, dass er kein anständiges Gespräch mit ihm würde führen können.

„Schon gut", abwehrend hob sein Bruder die Hände und lief stumm neben ihm her. Während Domen einfach nur froh war, dass Peter aufgehört hatte zu reden, überlegte dieser fieberhaft wie er den Jüngeren auf den gestrigen Mittag im Kraftraum ansprechen könnte. Und zwar nach Möglichkeit so, dass er nicht gleich wieder dichtmachte.

Domen, der diese lange Stille nun doch irgendwie untypisch für seinen Bruder fand, linste unauffällig zur Seite. Er sah, dass Peter seinen Grübelblick aufgesetzt hatte. Peter hatte sich also nicht einfach so an seine Fersen geheftet. Er hatte es ja geahnt.

Angespannt wartete er, was da jetzt kommen würde und wann sein Bruder endlich mit der Sprache rausrückte. Doch als nach fünf Minuten immer noch nichts kam, hielt er es nicht mehr aus.

„Jetzt spuck es schon aus", seufzte er und hielt an. Nach Atem ringend stütze er seine Hände auf die Knie. Er wollte sich endlich in Ruhe auf die Qualifikation vorbereiten, doch mit Peter in diesem Zustand neben ihm, ging das schlichtweg nicht.

„Was meinst du?", fragte ihn sein Bruder. Domen bemerkte die Unsicherheit, die Peter zu verstecken versuchte, indem er seine Frage mehr an den Boden richtete, als an Domen selbst.

„Ehrlich? Peter muss ich dich daran erinnern, dass wir uns schon ziemlich lang kennen und das gezwungenermaßen inzwischen dann doch ganz gut?" Abwartend sah er ihn an. Besser sie brachten es hinter sich.

„Was war gestern im Kraftraum los mit dir?"

„Nichts", viel zu schnell wandte Domen sich ab. Irgendwie hatte er von Anfang an gewusst, dass das noch ein Nachspiel haben würde. Er hatte es selbst gesagt: Sie kannten sich inzwischen dann doch recht gut.

„Verarsch mich nicht. Irgendwas hat dich aus der Bahn geworfen und dazu braucht es unter normalen Umständen mindestens das Ausmaß einer nuklearen Katastrophe", stirnrunzelnd beobachtete Peter seinen Bruder, der einfach mit seinen Aufwärmübungen weitermachte, was ihn tierisch auf die Palme brachte.

Was sollte er Peter auch erzählen? Dass er die Atombombe gern genommen hätte, wenn er dann nicht dem schwulen Pärchen begegnet wäre? Sicher nicht. Außerdem hatte er das längst überwunden. Es war, wie er Daniel gesagt hatte: Er war nicht homophob. Eigentlich störte ihn das nicht. Er hatte es verdaut. Was Daniel wohl zu verdauen hatte?

„Hallo? Domen, ich rede mit dir?", schnappte Peter sich einen Arm seines Bruders und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen. „Was ist los? Du weißt, dass du mit mir reden kannst, oder?"

„Weiß ich. Will ich aber nicht, weil es da nichts gibt. Ehrlich, du bist wirklich paranoid, was meine Person angeht. Schon mal drüber nachgedacht, dass du deine Unzulänglichkeiten vielleicht nur auf mich projizierst?", herausfordernd sah Domen seinen Bruder an.

Schlagartig wurde ihm klar, dass er so einen ähnlichen Blick heute schon einmal gesehen hatte. Nur nicht ganz so aufdringlich. Aus irgendeinem Grund war seine Antwort wichtig gewesen. Daniel hatte so ähnlich ausgesehen wie Peter jetzt. So besorgt, aber irgendwie doch anders. Er konnte es nicht richtig benennen, doch jetzt, wo er darüber nachdachte, erkannte er, dass da... was eigentlich? Wieso kümmerte ihn das überhaupt. Die Sache war geklärt. Abgehakt. Daniel war jetzt wieder damit beschäftigt sich mit diesem... Er war wieder damit beschäftigt sich zu vergnügen.

„Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Aber unabhängig davon, weiß ich, was ich gesehen hab", blieb Peter widererwartend kühl und holte Domen wieder aus seinen Gedanken zurück. Domen hatte eigentlich damit gerechnet, dass Peter verärgert das Weite suchen würde. Scheinbar war sein Bruder doch nicht so berechenbar, wie er immer dachte. Oder er hatte inzwischen dazugelernt, so unwahrscheinlich ihm diese Tatsache auch vorkam. Wenn das so war, musste er sich auf jeden Fall eine neue Taktik zulegen, um Peter künftig wieder loszuwerden.

„Dann besorg dir ne Brille", riet Domen ihm, machte sich von seinem Bruder los. Wütend blitzten die beiden Sturköpfe sich an. Sie hatten sich schon so oft in der Wolle gehabt, aber hier ging es um etwas viel Grundsätzlicheres, als um einen geschwisterlichen Wettstreit um das letzte Stück Schokolade.

„Das ist doch bescheuert! Warum müssen wir eigentlich immer streiten?", durchbrach Peter nach einer Weile die Stille und warf halb verzweifelt die Arme in die Luft. Dabei hatte es doch dieses Mal anders laufen sollen.

„Mir würden da so einige Sachen einfallen", brummte Domen ohne nachzudenken.
Zu seiner Überraschung schnaubte Peter belustigt und sah ihn an. „Stell dir vor: mir auch. Aber das war doch früher nicht so, oder? Ich meine, es gab mal eine Zeit, da haben wir wenigstens normal miteinander reden können."

„Da haben wir uns auch nur gefühlt drei Mal im Jahr gesehen", gab Domen zu bedenken, während im Hintergrund nur der Schrei eines Vogels zu hören war.
„Ich weiß. Da waren wir noch nicht... ich weiß nicht, wie ich es sagen soll...", druckste Peter und sah ihn verlegen Lächelnd an.

„Du meinst da waren wir noch nicht die Vorzeigefamilie und Sensation des Skisprungzirkus?", half Domen seinem Bruder aus und brachte es auf den Punkt. Warum sollten sie auch um den heißen Brei herumreden? Sie wussten beide, was Sache war.

„Ja, irgendwie schon. Ich meine, versteh mich nicht falsch, es ist toll, dass ihr beide erfolgreich seid, aber irgendwie... man wird immer nur reduziert auf...ähm...", rang Peter um Worte. Er wollte seinen Bruder nicht schon wieder verärgern.

„Einen Prevc. Also um genau zu sein, auf dich", brummte Domen und kickte einen Stein davon.

„Ähm... naja, eigentlich nicht. Zur Zeit bist du der maßgebende Faktor", widersprach Peter nachdenklich.

„Das wüsste ich aber. Thiessen mag den perfekten Peter mal in jedem Fall lieber und da steht er nicht allein da", antwortete Domen verbittert und schoss einen weiteren Stein hinterher. Peter brauchte ihm kein Honig ums Maul schmieren, um ihn zu besänftigen. Er wusste, was Sache war und konnte damit umgehen. Schließlich hatten sich seine letzten Interviews mehr um seinen Bruder gedreht, als um ihn. Er wollte doch nur ein wenig Anerkennung für seine Leistungen. Ein bisschen Individualität. Was war daran bitte zu viel verlangt?

„Perfekter Peter? Nett", schmunzelte Peter. Sein Spitzname überrascht ihn irgendwie nicht wirklich. Nur, dass er eben nicht perfekt war. Sonst würde er besser mit allem klarkommen.

„Was denn? Hast du was Anderes erwartet? Du findest immer die richtigen Worte, die richtigen Gesten, bist immer fair, beherrscht... Meine Güte, selbst Gott persönlich würde neben dir wie ein ungezogener Junge aussehen", stieß Domen frustriert aus und kickte wie ein wildgewordener alles aus dem Weg, was ihm vor die Füße kam.

„Hör auf damit, du könntest jemanden treffen", protestierte Peter und hielt seinen Bruder fest. Wieder sah er ihn mit diesem vorwurfsvollen enttäuschten Blick an.
„Siehst du? Das ist genau das, was ich meine. Du tust es schon wieder", fassungslos starrte Domen seinen Bruder an. Nie würde er für seinen Bruder gut genug sein.

„Was? Ich mach doch gar nichts! Du benimmst dich wie ein Wahnsinniger!"

„Ja, sicher. Ich bin wieder der doofe, der neben dir fehl am Platz ist", unterbrach ihn Domen, und schüttelte den Griff seines Bruders ab. Er hatte es so satt sich ständig gefangen zu fühlen.

„Glaubst du, mit dir ist es einfach!? Ständig muss ich mir anhören, wie waghalsig dein Stil ist. Wie spektakulär alles ist, was du tust. Als ob ich mich nicht von den gleichen Schanzen stürzen würde. Du bist wortkarg und unhöflich, trotzdem mögen die Menschen dich oder sind zumindest fasziniert. Der Name Prevc stand mal für etwas, dass ich mir aufgebaut habe. Jetzt bestimmst du diesen Namen und-", erwiderte Peter mindestens ebenso frustriert. Wie er diesen ganzen Mist hasste. Wie gern er sein Privatleben vom Sport trennen würde, aber so war das einfach unmöglich.

„Ich hab mir das nicht ausgesucht", fauchte Domen, drehte sich um und lief davon. Weiter in den Wald. Weg von seinem Bruder.

„Domen, nein, ich wollte doch nur-", hörte er Peter hinter ihm herrufen, blieb aber nicht stehen.

Er würde es sich nicht weiter anhören, wie sehr er Peter doch zur Last fiel. Auf ihn nahm schließlich auch keiner Rücksicht. Was dachte er sich eigentlich dabei? Glaubte er, nur ihm ging es so? Auch Domen würde es in den meisten Momenten seines Lebens lieber sehen, wenn sein Bruder nicht gerade Peter Prevc wäre. Aber seine Familie konnte man sich ja bekanntlich leider nicht aussuchen. Und jetzt würde ihm nichts weiter übrigbleiben, als allen zu zeigen, dass er nicht nur wegen seines Namens oder seiner Gene Erfolg hatte. Peter hatte schließlich nicht mit ihm trainiert. Diese Siege hatte er ganz allein errungen und es wurde Zeit, dass die Welt das auch erkannte, dachte Domen grimmig, als er beinahe mit etwas Blauem zusammengestoßen wäre, als er um die Ecke des Weges bog.

„Wow, Butterprinzessin! Augen auf im Straßenverkehr und Vorfahrtsregeln beachten", rief Daniel überrascht der ihren Zusammenprall gerade noch hatte verhindern können und Domen an den Schultern gepackt hatte, die wie Daniel erstaunt feststellte, zitterten. Besorgt sah er sich den jungen Slowenen genauer an. Er war aufgeregt und damit meinte er nicht die gute Sorte Aufregung.

„Lass mich los", forderte Domen und sah Daniel an, der mal wieder zu einem unmöglichen Zeitpunkt vor ihm aufgetaucht war.

„Butterprinzessin, lachen, die Sonne scheint. Es ist super Sprungwetter", versuchte der Norweger ihn aufzuheitern und löste seinen Griff. Dann war das eben doch die Stimme des Slowenen gewesen, die lieblich durch den Wald geschallt war.

„Hast du keine eigenen Probleme?", wandte Domen sich ab und erinnerte sich an die Worte der Teamkameraden von Daniel.

„Doch, sicher. Ich hab ne redselige Mutter, aber das weißt du ja bereits. Und bei dir so?", versuchte Daniel die Stimmung ein wenig aufzulockern, konnte es aber nicht verhindern den Jüngeren besorgt zu mustern. Er wollte nicht wissen, was passieren würde, wenn Domen sich in dieser Stimmung die Schanze herunterstürzen würde.

„Menschen", antwortete Domen. Er hatte die Frage nach seinem Befinden definitiv einmal zu oft gehört.

„Wow, doch so... äh... begrenzt...", bemerkte Daniel nach einem kurzen Moment der Stille trocken und stellte sich direkt vor den kleinen Slowenen. „Also, was machst du hier? Normalerweise machst du doch so kurz vor einem Wettkampf lieber deine Dehnungsübungen", fragte Daniel, nachdem von Domen nichts als schwerwiegende Stille kam.

Stumm richtete Domen seinen Blick zum Himmel und beobachtete die Wolken, die schnell über sie hinweg zogen, bevor er sich wieder Daniel zuwandte, der ihn mit seinen besorgten dunkelgrünen Augen unverzüglich in den Wahnsinn trieb. „Was ist dein Problem?", fragte dieser und sorgte damit unwissentlich für Domens Ausbruch.

„Ich habe kein Problem! Wieso glauben das immer alle? Ich hatte einen schlechten Wettkampf! Einen! Und plötzlich drehen alle durch und meinen, sie müssten Händchenhalten oder mir mit schlauen Tipps zur Seite stehen. Ehrlich, ich kann auf mich selbst aufpassen", brachte Domen aufgebracht heraus.

„Das sagt doch auch keiner-"

„Aber sie denken es! Peter würde mir, wenn er es könnte, am liebsten noch den Arsch abwischen. Domen mach dies, Domen mach das. Domen, du musst das wirklich ernster nehmen, jetzt schrei hier nicht rum", äffte er Peter frustriert nach. Wieso wollte ihn keiner verstehen? Er wollte seinen eigenen Weg finden.

„Er macht sich eben Sorgen und will-"

„Ich will keine Hilfe! Wie oft denn noch? Ich brauche niemanden, der mit mir Händchen hält", schmetterte Domen Daniel entgegen, der den jüngeren kopfschüttelnd musterte. „Was?! Los, sag schon, was dir auf der Zunge liegt."

Tief atmete der Norweger durch. Er wusste nicht so Recht, wie er es dem Slowenen begreiflich machen sollte. „Du sollest dich glücklich schätzen, Menschen um dich zu haben, die sich Sorgen machen. Allein kann die Welt ziemlich furchteinflößend sein", erwiderte der Norweger ruhig, fast flüsternd.

Erstaunt starrte Domen Daniel an. Ich habe ihn schon lang nicht mehr so unbeschwert gesehen. Die Worte schwebten über Domen und plötzlich war er sich sicher, dass es tatsächlich etwas gab, dass Daniel belastete. Und er verspürte den unbändigen Drang, Daniel helfen zu wollen. Ihm zu sagen, dass, egal was es war, es wieder besser werden würde.

„Daniel, ist alles okay bei dir? Ich kotz mich hier aus und- Auch wenn ich echt schlecht in solchen Sachen bin, du kannst mit mir reden, weißt du?", setzte Domen an und zu seiner Überraschung stieß der Norweger ein leises Lachen aus.

„Danke, Butterprinzessin. Ich weiß das Angebot zu schätzen, aber es ist schon okay, so wie es ist", erwiderte er, doch seine Augen verrieten Domen, dass irgendetwas überhaupt nicht okay war. Wenn das einer erkannte, dann ja wohl er.

„Du bist genauso schlecht im Lügen wie ich, wollte ich nur mal anmerken. Und scheinbar weißt du es nicht zu schätzen, sonst würdest du es nämlich annehmen", schnaubte Domen, trat noch einen Schritt näher zu Daniel und piekte ihm mit seinem Zeigefinger in die Brust.

„Um es mit deinen Worten zu sagen, Butterprinzessin: Ich brauche niemanden, der mit mir Händchen hält", sagte Daniel mit rauer Stimme und schnappte sich dessen Hand. Die Nähe des Slowenen traf ihn unvorbereitet. Sie schlug ein wie ein Blitz und ließ ihn erstarren. Die Welt hätte untergehen können und Daniel wäre nicht in der Lage gewesen, sich von der Stelle zu rühren.

„Du solltest dich glücklich schätzen, Menschen um dich zu haben", erwiderte Domen und verfing sich im dunklen geheimnisvollen Tannenwald in Daniels Augen, die erstaunt auf ihn herabsahen.

„Touché, aber ernsthaft, es geht mir gut, Domen", kämpfte Daniel sich aus seiner Starre wieder zurück in die Realität. Was tat er da eigentlich? Er musste das jetzt beenden, bevor er einen Fehler beging, den er nicht wieder rückgängig machen konnte.

„Sicher und Peter und ich flechten uns gegenseitig Freundschaftsbändchen. Hast du Probleme mit dem Team?"; ließ Domen nicht locker. Er wollte wissen, was den Norweger beschäftigte.

„Butterprinzessin, ich hab kein Problem", erwiderte Daniel kurz angebunden und schob Domen ein Stück von sich. „Komm, lass uns wieder zurück, die Quali wird bald losgehen."

„Was ist mit deiner Mutter? Gibt es da ein Problem?", schloss Domen zu Daniel auf, der vorausgelaufen war und beobachtete jede seiner Reaktionen genau. „Vielleicht die Trainer? Mhh? Nein? Auch nicht."

„Hör schon auf damit, Domen", stieß Daniel verärgert aus. Seit wann hatte Domen es sich zur Aufgabe gemacht, sich um andere Sorgen zu machen?

„Okay, dann ähm...was ist mit deiner heimlichen Flamme?", überlegte der Slowene laut, als Daniel über seine Füße stolperte. „Hab ich Recht?", neugierig sah Domen den Norweger von der Seite an. Er war eindeutig besser, als er gedacht hatte. „Also, was hat sie verbrochen, dein mysteriöses Waldmädchen?", fragte er finster und knackte mit den Knöcheln. Es passte ihm gar nicht, dass sie der Grund für Daniels Problem war.

„Ich sage es gern auch dir noch einmal: Es gibt kein Waldmädchen", giftete Daniel und Domen spürte einfach, dass er nah dran war. Daniels gesamte Körperhaltung hatte auf Abwehr geschalten.

„Aber es gibt was im Wald?"

„Domen, jetzt lass es einfach gut sein!", rief Daniel panisch aus und Domen sah sich in seinem Verdacht bestätigt. Er fragte sich, was so schlimm sein konnte, dass es den Norweger so dermaßen aus der Fassung bringen konnte.

„Weißt du, ich versteh dich nicht: Mir hältst du Vorträge, dass zu zweit alles leichter ist, aber für dich gelten Sonderregeln, oder wie?", fuhr Domen ihn beleidigt an. Seit wann legte der Norweger zweierlei Maß an?

„Das hat damit nichts zu tun. Das ist was ganz Anderes", antwortete Daniel und unwirsch wünschte sich, dieses Gespräch nie begonnen zu haben und es musste jetzt sofort enden, bevor es dort hinführte, wo Daniel es nicht haben wollte. „Ist frustrierend, wenn man gegen eine Wand redet, oder?"

„Wie bitte?"
„Naja, ich glaube so wie du dich gerade fühlst, muss Peter sich auch immer fühlen, wenn er mit dir spricht. Zum Verzweifeln, oder?", abweisend sah Daniel Domen an, in dessen Gesicht sich langsam Unglauben ausbreitete.

„Willst du mich verarschen?", fassungslos starrte er den Norweger an der ihm gerade einen verbalen Haken verpasst hatte. „Hier geht es aber gerade nicht um mich! Sondern um dich!", rief Domen finster, dem es gar nicht passte, dass Daniel ihn auf diese Weise belehrte und ihn versuchte, zurückzuweisen. Dass er nebenbei noch Recht hatte, machte die Sache nicht besser. Plötzlich begann er zu begreifen, wie Peter sich jedes Mal fühlen musste und er konnte das Gespräch mit Peter in einem völlig neuen Blickwinkel betrachten.

„Doch, Domen. Hier geht es um dich. Nur um dich", kurz betrachtete Daniel Domen der sprachlos vor ihm stand. „Ich sagte dir doch schon, dass ich kein Problem habe im Gegensatz zu dir", zwinkerte er Domen zu und hob den Arm zu einem Winken. „Hey, Andreas! Warte!", rief er seinem Kameraden zu, der aus dem Wald auftauchte. „Wir sehen uns später, Butterprinzessin. War mir eine Ehre, dir behilflich zu sein" Und mit einem letzten Lächeln, ließ Daniel Domen einfach im Wald stehen.

„Und ich sage es dir auch gern noch einmal, Lahmarsch: Ich glaube dir kein Wort", sagte Domen leise zu sich selbst, als er Daniel auf seiner Flucht verwirrt hinterher sah. Daniel hatte ihn mit seinen eigenen Waffen geschlagen, doch sie waren noch lange nicht fertig miteinander. Er würde schon noch hinter Daniels Geheimnis kommen. Er wusste, dass es existierte.

Hello HurricaneWhere stories live. Discover now