#1. New Beginning

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Pov Taehyung

Ruckartig rissen meine Augen auf, als ich den Wecker erklingen hörte. Ich drehte mich um und schlug ihn regelrecht aus. Daraufhin zog ich mir meine Decke über den kopf und vergrub mich noch mehr in meinem Bett. Heute war mein erster Schultag an einer neuen Schule und ich hatte jetzt schon keine Lust darauf. Mein Vater hat in Seoul einen neuen Job bekommen und somit zogen wir von Daegu hierher. Nachdem meine Mutter wegen eines Autounfalls auf dem Weg zur Arbeit verstorben war, waren mein Vater und ich auf uns allein gestellt. Er verlor seinen Job, fing an zu trinken und wir wurden letztendlich aus der Wohnung geworfen. Wir mussten uns sowieso verkleinern, da es eine Person weniger im Haushalt gab und mein Vater die große Wohnung alleine nicht mehr bezahlen konnte. Ich brach die Schule ab und habe angefangen zu arbeiten. Ich habe jeglichen Job angenommen, der mir bereit gestellt wurde. Mir war dabei egal wie würdelos er auch sein mag. Ich wollte einfach nur mein Vater unterstützen und helfen. Ich lies dabei keine Trauer zu. Das hätte mich nur mit auf den kalten Boden gezogen. Und das hätte keinen von uns weiter gebracht. Mit dem Geld was ich verdient habe, konnten wir uns nur eine kleine Wohnung in einem abgelegenen Apartment leisten. Wir lebten unter den nahezu ärmlichsten Umständen. Nach einer Weile kam mein Vater irgendwann zur Vernunft und brach vor mir zusammen. Er konnte und wollte nicht länger mit ansehen wie ich, sein eigener Sohn, das Geld ins Haus brachte und ich mich um ihn kümmerte und nicht umgekehrt. Er hatte Schuldgefühle und empfand sich selbst als schlechtes Vorbild und meinte das er als Vater und Ehemann versagt habe. Er gab sich auch oft die Schuld an dem Unfall. Er wollte sie an jenem Tag persönlich zur Arbeit fahren, weil er frei hatte. Doch meine Mutter wollte nicht das er sich so eine Mühe machte. Sie wollte, dass er seinen freien Tag genießt und auch mal nichts tut. Er weinte und lag auf Knien vor mir. Daraufhin nahm ich ihn einfach nur stillschweigend in den Arm. Ich hatte Verständnis für seine Situation. Ich dachte dabei nur an ihn, nicht an mich und meine eigenen Gefühle. Die hab ich lange nach dem Tot meiner Mutter weggesperrt. Ich habe nie richtig um sie getrauert. Eigentlich kaum vorstellbar, da sie der wichtigste Mensch in meinem Leben war. Ich konnte ihr alles anvertrauen, mit ihr über alles reden. Sie nahm mich in den Arm, wenn ich traurig war. Sie hat sofort gemerkt, wenn es mir schlecht ging, egal wie gut ich es auch überspielt habe. Sie war mein Fels in der Brandung. Ich hatte noch nie richtige Freunde. Ich war zwar beliebt und hoch angesehen in der Schule, obwohl ich ein Streber war und mich meistens an einem ruhigen Ort zurückzog um zu lesen. Ich war nie gerne unter Menschen. Sie waren alle falsch für mich. Hatten ein aufgesetztes Lächeln. Sie mochten mich nur wegen meines Aussehens und des Geldes was meine Eltern ins Haus brachten. Wir hatten ein gutes und wohlhabendes Leben. Doch das hatte jetzt ein Ende. Ohne meine Mutter war ich allein. Hatte niemanden. Es passierte alles so schnell. Ich wollte mich nicht in so ein tiefes kaltes Loch mit nichts außer meinem Schmerz um mich fallen lassen. Ich habe einfach nur gehandelt. Ich sah mein Vater immer mehr abstürzen. Ich wollte ihm helfen, ihn nicht enttäuschen.
Seither sind einige Monate vergangen. Mein Vater kam eines Tages, als ich erschöpft und ausdruckslos wie immer von der Arbeit kam zu mir gerannt und fiel mir um den Arm. Er berichtete mir stolz das er ein Jobangebot in einem angesehenen Restaurant in Seoul bekommen hatte. Der Geschäftsführer hatte gute Kontakte zu den damaligen Arbeitskollegen meiner Mutter und als der von unserer Situation erfuhr, wollte er meinem Vater eine Chance geben. Er war sich sicher das dies ein neuer Lebensabschnitt für uns werden könnte. Ein neuer Anfang. Ich könne wieder in die Schule und mein Abschluss nachholen und er fing endlich wieder an zu arbeiten und was aus sich zu machen. Er wollte sich ändern und mir zeigen das ich mein Vater nicht auch noch verloren hab. Die Freude meines Vaters war größer als meine. Klar war ich froh, dass er sich endlich aufraffte und ich ihn hoffentlich nicht mehr so leidend am Boden sehen muss. Doch hohe Erwartungen und Hoffnung auf ein besseres Leben hatte ich schon längst aufgegeben. Ich stellte gar keine Erwartungen mehr an das Leben. Mir wurde oft genug gezeigt wie schnell man wieder abstürzen kann. Dennoch lies ich mich natürlich darauf ein und wir zogen in eine kleine bezahlbare Wohnung in einer ruhigen aber abgelegenen Straße Seoul's. Diese war wenigstens etwas anspruchsvoller als das Loch in dem wir vorher lebten. Das lag daran das das Restaurant, in dem mein Vater nun Vollzeit arbeitete, ihn gut bezahlte. Wir konnten uns zwar trotzdem nicht viel leisten, aber immerhin war es genug um einigermaßen normal zu leben und ich konnte wieder in die Schule gehen.

Das war sie. Meine Geschichte. Die kaputte Vergangenheit von einem kaputten Menschen. Und so lag ich hier. Im Bett, in meinem neuen Zimmer. Überall standen Kartons mit meinen Klamotten, die ich noch nicht ausgepackt habe. Als zum zweiten mal mein Wecker ertönte und mich daran erinnerte aufzustehen zu müssen, raffte ich mich auf. Ich rieb meine müden Augen, stellte den Wecker ab und trottete langsam ins Bad. Ich stellte mich vor dem Spiegel. Ich sah den Jungen auf der anderen Seite ausdruckslos an. Ja genau...ausdruckslos. Kalt. Kein Funken Fröhlichkeit. Nichtmal Hass oder Trauer. Gar nichts. Ich verdrängte jedes Gefühl in mir. Ich war wie ein Roboter, der einfach nur seinen Pflichten nachging, ohne diese zu hinterfragen. Wie ein Roboter, dem alles egal war.
Nachdem ich mir die Zähne geputzt, mein Gesicht gewaschen und mich angezogen hatte, warf ich mir mein Rucksack über die Schulter und ging nach unten in die Küche. Mein Vater saß am Tisch und trank den letzten Schluck Kaffee in seiner Tasse aus. Als er mich sah sprang er hysterisch auf. "Ah, Tae. Guten Morgen. Willst du was essen bevor du gehst ?" Er warf mir einen Erwartungsvollen Blick zu. "Kein Hunger.", kam es monoton aus mir herausgeschossen. Sein Blick senkte sich etwas. Ich wusste das ich ihn mit meiner gleichgültigen Art verletzte. Aber ich konnte nicht anders. Ich bin jetzt nunmal so wie ich bin. Ich machte mich auf dem Weg zur Tür mit einem trockenen "Bis später." Er hielt mich jedoch kurz vorher auf. "Warte mein Sohn! Wenn du willst fahre ich dich an deinem ersten Tag zur Schule. Ich muss heute später arbeiten, also habe ich genug Zeit." Er lächelte mich Hoffnungsvoll an. "Nein. Musst du ni-", ich stoppte als ich sein traurigen Gesichtsausdruck sah. Es erinnerte ihn an damals. Er machte sich nach allem was war die größten Sorgen um mich. Vor allem weil ich der einzige Mensch in seinem Leben war, der ihm noch blieb. Ich seufzte und sprach mit leiser Stimme ohne ihn dabei anzusehen. "Na schön. Danke.." Daraufhin lächelte mein Vater sanft. "Gut ich hol schnell meine Jacke und die Autoschlüssel!", rief er während er schon unterwegs in die Garderobe war um seine Sachen zu holen. Mit einem leisen aber freudigen 'Dann los' seinerseits, gingen wir zusammen aus dem Haus und stiegen ins Auto.

Als wir uns der Schule näherten, betrachtete ich das riesige Gebäude, welches sich vor mir langsam hervorhob. Mein Vater hielt davor an. Wir blieben noch eine kurze Weile still im Auto sitzen. "Weißt du Tae...", fing er vorsichtig an, "ich freue mich das du endlich wieder in die Schule gehen kannst. Wir haben eine harte Zeit hinter uns und es würde mich glücklich machen zusehen, wenn du wieder zuhause lernst so wie früher und mir deine guten Noten stolz präsentierst. Es wäre schön zu sehen, wenn du vielleicht sogar neue Freunde findest, mit denen du was unternehmen kannst." Ich ließ diese Worte über mich ergehen, aber schenkte diese nur wenig Aufmerksamkeit. Ich blickte kurz zu ihm rüber und versuchte ein leichtes Lächeln zu erzwingen um ihn nicht noch mehr mit meiner gleichgültigen Art einzuschüchtern. "Danke das du mich gefahren hast Vater." Er lächelte mir nickend zu und sank seinen Blick daraufhin wieder und ich stieg aus dem Auto. Er hatte wahrscheinlich bemerkt, dass dieses Lächeln nur vorgespielt war, um ihn nicht wieder zu verletzen. Ihm konnte ich auch nur wenig vormachen.
Ich machte mich auf dem Weg ins Schulgebäude und kündigte mich im Sekretariat an.

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Heeey ! ^^
Das ist meine erste Story und ich hoffe es gefällt euch. Bin echt froh wenn das überhaupt jemand liest :D
Das erste Kapitel ist etwas kurz und ehrlich gesagt bin ich nicht gaaanz so zufrieden damit. Aber die nächsten werden besser.
Viel Spaß dabei aufjedenfall ^o^/

You're my drug~ VKook/VmonWhere stories live. Discover now