#10. Show me that i'm still alive

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Pov Taehyung

Ein warmer Körper schmiegte sich von hinten an mich und umschlang meinen Körper mit seinen Armen. Ich öffnete daraufhin langsam meine Augen. Kookie kuschelte sich an mich und lehnte mit seiner Stirn gegen meinen Rücken. Ich ließ es wortlos zu und wir blieben still in dieser Position liegen, bis Kookie nach einer Weile das Schweigen unterbrach. "Wir haben Schule TaeTae." ,schmollte er. Ich seufzte daraufhin. Auf Schule konnte ich mich rein gar nicht konzentrieren. Ich wusste nichtmal ob es Sinn machte, noch weiterhin dort hinzugehen. Ein Job wäre in meiner jetzigen Situation vielleicht logischer. Aber darüber wollte ich mir noch gar keine Gedanken machen. Ich rieb mir müde die Augen. "Weißt du was? Lass uns heute einfach den Tag zuhause verbringen. Wir könnten DvDs schauen und uns was zu essen bestellen. Einfach den ganzen Tag lang chillen. Was hältst du davon ?" ,fragte mich Kookie und klang dabei noch ziemlich müde. Die Idee war nicht schlecht und ich stöhnte daraufhin einverstanden. Dann drehte ich mich zu ihm um, sodass wir uns nun gegenüber lagen und uns in die Augen sahen. Er lächelte mich an und drückte mich mit seinen Armen, die immernoch um meinen Körper geschlungen waren, näher zu sich. Er legte seine Stirn auf meine und schloss seine Augen. Er schien wirklich ein Mensch zu sein, der auf viel Körperkontakt aus war, jedoch störte mich das nicht an ihm. Er war wie ein kleines verschmustes Kätzchen und irgendwie erinnerte mich das ein wenig an mich selbst. Zumindest an mein früheres Ich. Ich war ein richtiger Klammeraffe und das ging meiner mutter damals oft auf die Nerven, aber wenn ich sie dann mal zu sehr in Ruhe ließ, vermisste sie es an mir. Wenn ich an meine Mutter dachte, breitete sich ein warmes Gefühl in meinem Herzen aus, doch mit ihm auch ein stechender Schmerz. Ich sehnte mich nach ihrer sanften Stimme und ihr wunderschönes Lächeln, welches mir ein unbeschwertes und sorgloses Gefühl vermittelte. Diese Gedanken schnürten mir die Kehle zu. In mir breitete sich die Einsamkeit aus und diese Empfindung erinnerte mich an meinen Vater, der mich ebenfalls alleine ließ. Ich hätte wieder losheulen und schreien können. Ich bemerkte, dass Kookie wieder eingeschlafen war und ich nutzte diese Gelegenheit, mich von seiner Umarmung zu lösen und ging ins Bad. Ich zog meine Klamotten aus und stellte mich unter die Dusche. Während ich heißes Wasser über meinen gesamten Körper flossen ließ, lehnte ich meine Hände gegen die Wand. Mir lief eine Träne über meine Wange. Ich hasste dieses Gefühl von Schmerz. Es kam jedesmal, nachdem ich Gefühle zuließ und hinterließ nichts anderes, als eine tiefe Leere in mir. Ich hielt das nicht mehr aus. Ich wollte das nicht mehr fühlen.
Nachdem ich fertig war, stieg ich aus der Dusche und legte mir ein Handtuch um. Mein Blick fiel aufeinmal auf eine Nagelschere, die neben dem Waschbecken auf einen kleinen Tisch lag. Ich nahm sie in meine Hand, musterte das scharfe, spitze Ende und legte meinen Kopf leicht schief. Für eine Sekunde wollte ich nichts anderes als mir meine Halsschlagader damit aufzuschneiden. Mich erschreckte dieser Gedanke, aber gleichzeitig verlangte mein Körper immer mehr danach mir in die Haut zu schneiden, um den stechenden Schmerz in meinem Herzen mit körperlichen zu überdecken. Ich legte das spitze Ende auf meinen Arm und strich damit sanft und langsam nach unten, bis ich an meiner Pulsader ankam und plötzlich spielten sich die ganzen Bilder in meinen Kopf ab, die ich vor ein paar Tagen sehen musste. Wie mein Vater im Bad lag, mit aufgeschnittenen Pulsadern, in einer vollen Badewanne und überall war Blut. Mein Körper fing an zu Zittern und mein Atem war unregelmäßig. Da war er wieder. Dieser verdammte unerträgliche Schmerz, der sich durch meinen Körper fraß und alles in mir abtötete. Ich warf mit voller Wucht die Schere gegen die Wand und schreite mir die Seele aus dem Leib. Ich fiel auf die Knie und krallte mich mit beiden Hände in meinen Haaren fest. Ich krümmte mich zusammen , kniff meine Augen zu und fing an zu weinen. Alles kam in mir hoch. Meine ganze Trauer und die ganzen Schmerzen, die ich monatelang verdrängt hatte, platzten nach außen und ich schrie alles aus mir heraus. Plötzlich stürmte Kookie in den Raum, der wegen mir wahrscheinlich aus dem Schlaf gerissen wurde. "Omg. Tae!" Er rannte auf mich zu und nahm mich in den Arm. Er drückte meinen Kopf gegen seine Schulter, woraufhin ich mich an seinem Shirt festkrallte und mich an ihm ausheulte. Er strich mir mit seiner Hand über meinen Hinterkopf und drückte mich fester an sich. "Beruhige dich Tae. Ich bin ja da..." Seine Stimme zitterte aber klang zart und leise.
Wir verweilten eine ganze Weile in dieser Position. Ich weiß nicht wielange ich weinte, aber ich hörte erst auf, nachdem die letzte Träne meinen Körper verließ. Kookie ließ langsam von mir ab und sah mir in meine Augen, die vom heulen schon angeschwollen und rot waren. Sein Blick sprach mehr als tausend Worte. Er war besorgt, verängstigt und überfordert. Er realisierte wie kaputt und entseelt ich war und es zog ihn runter. Ich wollte ihn nicht so sehen und ihn erst recht nicht verstören. Ich ließ meinen Kopf sinken und versuchte glimpflich aufzustehen. Kookie sah mir dabei zu und folgte mir aus dem Bad. Ich schlenderte in sein Zimmer und nahm die schwarze Sportasche, in der Namjoon meine Klamotten reingepackt hatte. Ich legte sie aufs Bett und öffnete sie. Ich nahm mir Boxershorts, eine Jeans und ein Shirt heraus und zog mir die Sachen dann an. Als ich die Tasche wieder schließen wollte, bemerkte ich ein Bild, welches ein Stück herausragte. Ich nahm es in meine Hände und betrachtete es eine Weile. Daraufhin ließ ich mich aufs Bett fallen. Es war ein älteres Bild von mir und meinen Eltern, wo wir noch glücklich, zufrieden und 'lebendig' waren. Kookie trottete langsam auf mich zu und setzte sich zu mir aufs Bett. Er sah das Bild an und legte daraufhin seinen Arm um mich. "Es ist ein schönes Foto." ,sagte Kookie vorsichtig mit einem behutsamen Ton. Genau in diesem Moment spürte ich, wie ich den letzten kleinen Funken Lebenssinn, der noch irgendwo tief in mir vergraben lag, verlor. Ich blickte Jungkook farblos und gleichgültig in seine besorgten Augen. "Es gehört der Vergangenheit an." ,sagte ich trocken und drückte ihm das Bild in die Hand. Dann stand ich auf, nahm meine Jacke und verließ das Haus. Ich hörte noch kurz wie Kookie mir hinterherrief wo ich hinwolle, aber ich ignorierte es. Ich fühlte nichts als leere in mir und mein Körper verlangte nach etwas, was ihm zeigen würde, das ich noch lebte. Noch existierte. Ich wollte diese Leere nicht in mir tragen, aber Gefühle zulassen konnte ich auch nicht mehr. Also wollte ich körperlich daran erinnert werden.

You're my drug~ VKook/VmonWhere stories live. Discover now