4. Kapitel

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4. Kapitel


Das Schlimmste an der Liebe ist die Angst davor Verlassen zu werden.

-K.M.


Eine ganze Weile fuhren wir Schweigend zum Stützpunkt. Ich dachte darüber nach, ob der Major wohl schon die heutige Zeitung gelesen hatte und falls ja, wie miserabel sein Gemütszustand war. Er war ein guter Mann, doch niemand wollte ihn erleben wenn er wütend wurde. Ein Teil von mir glaubte dass Lilly dieselben Gedanken hegte, bis ich eines besseren belehrt wurde:

„Weiß Melinda dass du sie als Ausrede benutzt?"

„Wie bitte?", fragte ich erstaunt nach.

„Ich dachte du wolltest euch eine wirkliche Chance geben", fuhr sie fort und spielte mit ihrer Drachenkette.

Ich konnte nicht mehr mit Sicherheit sagen woher sie sie hatte, aber ich glaubte sie war ein Geschenk von Hanna als sie ein Weihnachten mit uns verbracht hatte. Ihr Vater war damals auf einem Einsatz gewesen und da Lilly nicht wollte, das ihre beste Freundin über die Feiertage alleine war, hatte sie sie zu uns eingeladen.

„Das tue ich. Aber es ist einfach ... seltsam wenn ich mit ihr zusammen bin. Ich mag sie, aber von Liebe kann da nicht die Rede sein. Außerdem: Du hast doch behauptet ich würde mich mit ihr treffen", konterte ich.

„Nur weil ich wusste, dass du das ohnehin behaupten würdest. Genau wie beim letzten Mal!", rief sie empört und sah aus dem Fenster.

„Beim letzten Mal?", fragte ich verständnislos.

Ich hatte keine Ahnung wovon sie sprach. Ich hatte Melinda noch nie als Ausrede benutzt. Sie war mir wichtig und ich selbst fände es nicht gut, wenn man mich für so etwas missbrauchen würde. Genau wie Lilly, weshalb ich es seltsam gefunden hatte als sie beim Frühstück meinte ich würde sie sehen, doch ich hatte es mir verkniffen danach zufragen. Jetzt überdachte ich diese Entscheidung. Mir war klar dass es bloß eine Tarnung gewesen war, aber verwirrt hatte es mich trotzdem. Meine Schwester gehörte normalerweise nicht zu den Menschen, die Andere wissentlich oder unwissentlich missbrauchten.

Als sie mir nicht antwortete, fragte ich erneut nach:

„Lilly? Was meinst du?"

Stur wie sie war, biss sie sich auf die Unterlippe und schaute weiter aus dem Fenster. Mir reichte es. Ich wollte mich nicht mit ihr streiten und da sich die Sache nicht von alleine erledigen würde, fuhr ich rechts ran, löste meinen Gurt und drehte mich in ihre Richtung.

„Lilly? Ich will das du mir sagt wovon du sprichst", sagte ich mit eindringlicher Stimme.

Es verstrichen einige Minuten, ehe sie begriff dass ich nicht weiter fahren würde bevor sie mit mir gesprochen hatte. Sie drehte ihr Gesicht in meine Richtung und fauchte mich an:

„Vor drei Wochen hast du behauptet du könntest mich nicht treffen, weil du zu Melinda gehst. Aber ich habe dich gesehen, als ich in der Stadt unterwegs war. Und da war weit und breit keine Melinda zusehen."

Okay, es war nicht ganz die Wahrheit als ich behauptet hatte, dass ich Melinda noch nie als Ausrede benutzt hatte. Aber das war doch ganz Anders gewesen!

Mit einer Träne im Auge wandte Lilly sich wieder von mir ab. Mir war bewusst, wie wichtig ich ihr als Bruder war. Kein Wunder dass sie sauer war als sie entdeckte, dass ich ausgerechnet sie belogen hatte. Seufzend fuhr ich mir übers Gesicht.

„Lilly, hey, sieh mich an", forderte ich sie auch und umfasste ihr Kinn, als sie nicht reagierte.

Trotzig schaute sie mir in die Augen. Wild und ungestüm wie eh und je.

Forbidden Touch (TNM-#0.5)Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora