5. Kapitel

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5. Kapitel


Ob wir bleiben oder gehen, ist keine Entscheidung die wir bewusst selbst treffen. Wir treffen sie unbewusst auf Grund der Menschen die uns umgeben.

-K.M.


Gemeinsam stiegen wir aus dem Wagen. Während ich ihn abschloss, schaute Lilly sich um. Ihr Blick wanderte umher und ruhte letzten Endes auf mir.

„Es ist ziemlich ruhig. Ich glaube nicht, dass schon jemand die Zeitung gelesen hat. Zumindest niemand Wichtiges. Wir sollten besser direkt zu ihm gehen", meinte sie und wandte sich in Richtung Hauptgebäude.

Ich folgte ihr und holte meinen Ausweis hervor sobald wir durch die Türen traten und uns eine Wand aus gekühlter Luft entgegen schlug. Wir wurden auf Waffen abgesucht, mussten unsere elektronischen Geräte abgeben und Lil bekam einen Besucherausweis.

Früher hatte sie einen Eigenen gehabt, doch das war Vergangenheit. Damals war sie noch des Öfteren im Gebäude gewesen. Der Cornell hatte sie als Kind auf dem Stützpunkt entdeckt und gesehen, wie sie eine Simulation durchging. Ich hatte nicht aufgepasst und sie war einfach an einen der Computer gegangen. Sobald er ihre Ergebnisse sah versuchte er sie zu trainieren, damit sie später ebenfalls dem Militär beitrat. Er war schon immer ein zielstrebiger Mann mit hohen Ambitionen, das Militär mit immer besserem Nachwuchs zu stärken.

Major Simons war darüber ebenso wenig erfreut wie ich, doch letzten Endes konnte ich nicht viel tun da Lilly es nicht verstand und als Spaß ansah. Mit der Zeit wurde ihr klar was wirklich vor sich ging und sie zog sich zurück. Aber hin und wieder half sie uns dennoch. Sie verstand das Militär und die Konsequenzen die jede Entscheidung mit sich brachte.

Mit 14 lies ich auf Wunsch ihres Arztes ihren IQ testen. Das Ergebnis überraschte nicht, aber es blieb beeindruckend. Meine kleine Schwester war damit offiziell sehr klug. Sie war versiert im Umgang mit Daten und gut darin sie zu ordnen. Eine Fähigkeit, welche man sich hier gerne zu nutzen machte. Das war die einzige Sache, die ich nicht an diesem Ort mochte: Das sie versuchten meine kleine Schwester zu missbrauchen, um zu bekommen was sie wollten.

„Ja?", ertönte eine dunkle, sehr vertraute Stimme aus dem Büro, sobald ich angeklopft hatte.

Ich öffnete die Tür und lies Lil den Vortritt. Sie setzte sich dem Major gegenüber, während ich vor ihm salutierte und darauf wartete mich rühren zu dürfen.

„Ah, Lilly, Leo. Rühren Soldat. Was kann ich für euch tun? Ich dachte du willst keinen Fuß mehr in dieses Gebäude setzten", begrüßte er uns und wandte sich dann an meine Schwester, deren Abneigung ihm sehr wohl bekannt war.

Schließlich war er damals dabei gewesen, als Lilly dem Cornell sehr deutlich gesagt hatte, was sie von alldem hielt und dass sie es nicht weiter über sich ergehen lassen würde.

„Ich hatte es nicht vor, aber die Zeitung von heute lässt mich eine Ausnahme machen", antwortete sie.

Abwartend schaute sie ihn an. Simons blickte mich fragend an. Ich schob ihm die Zeitung zu, welche ungelesen auf seinem Tisch lag. Er nahm sie in die Hand und überflog als erstes die kleineren Artikel, bis er die Schlagzeile las: Militär kauft Waffen von privat Leuten.

„Wie konnte das passieren?", fragte er aufgebracht, wohl wissend dass wir ihm die Antwort nicht liefern konnten.

„Wieso haben Sie Waffen gekauft?", fragte Lil gerade heraus.

Sie hatte nicht viel dafür übrig um die Dinge herum zu reden. Auch nicht gegenüber höher gestellten Menschen. Sie hatte grundsätzlich Respekt, sprach dennoch aus was sie dachte. Leider nicht wenn es um sie selbst ging. Seit Jahren wurde sie in der Schule fertig gemacht, tat jedoch nichts dagegen. Der Grund war mir schleierhaft, aber ich konnte nichts tun. Sie wollte es nicht und das musste ich leider Gottes einsehen. Lilly würde mir ewig böse sein, wenn ich mich ohne ihre Erlaubnis einmischte.

Forbidden Touch (TNM-#0.5)Where stories live. Discover now