10. Kapitel

13.1K 622 64
                                    

10. Kapitel

Die Scherben einer Liebe lassen sich nie mehr zusammensetzen.

-Sully Prudhomme

Frauen müssen das letzte Wort behalten - aber leider nicht für sich.

-Hans-Joachim Kulenkampff

Kopf- und gedankenlos fuhr ich auf direktem Wege zu Melinda. Ich wollte es jetzt direkt beenden. Ich musste es jetzt beenden. Es brachte ohnehin nichts es vor mich her zu schieben. Damit würde ich keinem von uns einen Gefallen tun. Im Gegenteil. Es würde nur schwerer und komplizierter werden, desto länger ich damit wartete.

Als ich bei ihr ankam parkte ich direkt vor der Tür, blieb aber noch ein paar Minuten im Wagen sitzen. Nicht weil ich mir überlegte was ich ihr sagen würde, so durchdacht war das Ganze nicht, sondern weil ich nicht reingehen wollte. Solche Dinge waren nie einfach oder angenehm und ich für meinen Teil war für heute eigentlich schon genug bedient, nachdem Lilly mir vorgeworfen hatte dass ich sei schwul. So etwas Absurdes! Und dann auch noch mit Ryan. Es war mir unerklärlich wie sie auf dieses schmale Brett kam. Einen Anlass konnte ich ihr dafür nicht gegeben haben. Weder bewusst noch unbewusst. Er war mein bester Freund nicht mehr, nicht weniger.

Irgendwann konnte ich es nicht länger vor mir herschieben. Ich stieg aus meinem Wagen, die Stufen hoch zu ihrer Wohnung und klingelte mit Bauchweh und schlechter Laune geladen bei Mel.

„Komm rein", meinte diese und hielt mir die Tür auf.

Mit gesenktem Blick schob ich mich an ihr vorbei und lief in Richtung Wohnzimmer. Das wollte ich beim besten Willen nicht im Flur, zwischen Tür und Angel erledigen. Es war gleichgültig wie die Dinge zwischen uns lagen. Den Respekt zu zeigen, so etwas nicht zu klären während sämtliche Nachbarn zuhörten, gehörte sich so. Setzten konnte ich mich dann aber doch nicht. Ratlos fuhr ich mir durch die kurzen Haare und sah meine noch-Freundin an. Diese verschränkte die Arme vor der Brust und presste die Lippen aufeinander, welche zu einer schmalen Linie verschmolzen.

„Ich weiß warum du hier bist", murmelte sie leise.

„Das glaube ich nicht", erwiderte ich und schnaubte leicht.

Sie verzog schmerzhaft das Gesicht, fast als hätte ich sie geschlagen. Vielleicht hatte ich das verbal auch getan. Absicht war es keine gewesen. Das Ganze war ohnehin kein Spaß, da musste ich nicht auch noch ruppig werden. Aber so viel Feingefühl besaß ich in diesem Moment nicht. Mich interessierte nur eins: Die Beziehung zu beenden und schleunigst von hier wegzukommen.

„Du willst dich von mir trennen", fuhr sie fort und blickte mich dabei vorwurfsvoll an.

Sie wusste es also doch. War es so offensichtlich? Stand vielleicht auf meiner Stirn: Verpiss dich aus meinem Leben, du verhältst dich wie ein Irre? Hoffentlich nicht.

„Ja", gab ich zu und schaute fest in ihre Augen.

Diese füllten sich mit Tränen. Doch nicht etwa weil sie Traurig war. Das war für sie kein wirklicher Grund zum Weinen. Sie mochte sich noch so verändert haben, aber ich kannte sie dennoch so weit um zu wissen, dass sie es als eine Schwäche ansah, wenn man aus Traurigkeit weinte. Nein. Melinda war nicht kurz davor weil sie Traurig war, sondern weil sie Wütend war.

„Wieso?! Wieso denn nur du Arsch?! Hab ich dir denn nicht alles gegeben?! Was zur Hölle mache ich denn nur falsch?!", brüllte sie mich an und kam mit langen Schritten auf mich zu.

Als sie vor mir stand, tippte sie mir auf die Brust, was sich anfühlte als würde sie mir einen Nagel durchschlagen wollen. Vielleicht war das sogar Vater des Gedankens: Möglichst viel Schmerz zu verursachen, damit es mir vielleicht so mies geht wie ihr.

Forbidden Touch (TNM-#0.5)Where stories live. Discover now