Rainbow Veins [boyxboy]

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*Quentin POV*

Als O und ich zwei geschlagene Schulstunden bei der Tesch durchgestanden hatten, verließen wir erleichtert das Klassenzimmer.

"Gott sei Dank! Ich hatte schon fast vergessen wie sich Freiheit anfühlt!", schluchzte Ophelia theatralisch, was ihr ein paar komische Blicke unserer Mitschüler einbrachte. O war in unserer Klasse beliebt, aber das hielt trotzdem niemanden davon ab sie für verrückt zu halten. "Ich würde ja den Boden küssen, aber ich glaube wenn ich das tue musst du mich danach sofort erschießen, damit ich ja keinen langsamen qualvollen Seuchen-Tod sterben muss." Sie schlang die Arme um meine Schultern und ließ sich etwas hängen. Da ich wirklich Angst hatte sie würde sich zu Boden fallen lassen, presste ich sie an mich. Sie drückte ihre Wange gegen meine Schulter und schluchzte weiter- Was für eine Drama-Queen.

"Das könnte sein, aber ich denke das dich der Monster-Herpes vorher kalt machen würde", meinte ich dann, ließ sie aber trotz allem nicht los, auch wenn wir hier mitten im Gang standen, wir uns gegenseitig fast erdrückten und vielen Mitschülern den Weg versperrten.

"Das ist nicht besser! Ich will nicht sterben." Sie ließ mich abrupt los, aber nur um sich direkt vor mich hinzustellen, meine Oberarme fast zu zerquetschen und mir dramatisch ins Gesicht zu starren.

"Musst du auch nicht", sagte ich dann, versuchte mich aus ihrem Griff zu winden, was unmöglich schien. Ich trieb auch keinen richtigen Sport, hatte wenig bis kaum Muskeln, was an sich nichts schlimmes ist, aber wenn dich jemand wie Ophelia, die zu Hause nur Yoga betrieb, festzuhalten vermag, dann wünscht man sich doch das man vielleicht mehr Sport betreibt, oder überhaupt mal Sport an sich. Der dämliche Schulsport zählt nicht, der war eh nur dazu da um uns zu demütigen.

Adam und ich hatten sowieso unsere eigene Theorie das sie mehr als nur Yoga machte, vielleicht richtigen Kraftsport. So richtig in der Mucki-Bude. Gewichte stemmen, Squads und Rudermaschine und was es alles da so gab, kannte mich in der Materie ja nicht so aus, Adam aber auch nicht. Unsere Theorie hatte aber einen Haken, besser gesagt Zwei: Wir kannten ihre Hippi-Eltern und wir kannten O. Ihre Eltern würden sowas nie erlauben und O würde sich eher die Hand abhaken bevor sie in so einen Schuppen ging. Aber konnte diese Kraft nur vom Yoga kommen?

"Danke, Oh Herr!" Sie umfasste mein Gesicht und hier mitten im Schulflur drückte sie mir dann ihre Lippen auf den Mund. Der Kuss dauerte nur kurz, aber er sollte auch gar nicht länger gehen, weil sie dann schon ihren Kopf mit Schwung nach hinten fallen ließ. Und dann ließ sie mich auch endlich los.

"Vielleicht sollten wir mal über Grenzen reden, Ophelia", meinte ich dann, wischte mir mit den Handrücken über die Lippen. Nicht weil ich es ekelig fand, ich wollte ihren Lippenstift nur nicht auf meinen Lippen haben. Lippenstift steht mir einfach nicht, egal welche Farbe.

Das sie überhaupt Make-Up benutzte, wunderte mich schon, bei den Eltern. Aber sie musste ihren Eltern bei jeden neuem Produkt was sie kaufte beweisen das es nicht unter Tierversuchen getestet wurde. Auch bei Kleidung durfte sie nur das kaufen, bei dem einwandfrei bewiesen wurde das es keine Kinder genäht hatten. Oder irgendwer anderes dafür ausgebeutet wurde. Der Aufwand wäre mir eindeutig viel zu anstrengend. Ich kaufe das was passt, was günstig ist. Nicht das ich es unterstütze wenn Kinder Kleidung nähen, keineswegs. Aber meine Mutter arbeitet für einen Hunger-Lohn, unser Vater steuert überhaupt nichts bei, warum auch immer meine Mutter das so wollte, und dann muss sie mich und meine Schwester mit diesem bisschen Geld versorgen. Ich bin schon kräftig bei mir einen Nebenjob zu suchen, aber bisher ist nicht wirklich was herausgekommen.

"Grenzen? Was ist das?" Mittlerweile hat sich der Gang geleert, da alle entweder im nächsten Raum saßen oder draußen eine rauchten. "Etwas was du anscheinend nicht kennst, oder dich einfach nicht interessiert", murrte ich dann. Ich bin nicht sauer auf Ophelia. Der Kuss war nichts, er war ja auch nur kurz und bei Mädchen-Lippen regt sich bei mir ja auch nichts. Aber, um Himmels willen, konnte das Mädchen einmal nicht in meinen privaten Bereich eindringen? Bis jetzt hatten meine Lippen nur Alptraum-Begegnungen, die wissen doch gar nicht wie es sich anfühlt richtig geküsst zu werden und vor allem weiß ich gar nicht wie es ist wenn einem der Kuss gefällt. Ob Phillip richtig gut küssen kann? Bestimmt.

Oh Gott. Nein.

"Alles gut? Du siehst aus als hättest du einen Herzinfarkt." Ophelia nahm meine Hand, ließ ihre Finger zwischen meine gleiten. Ihre Hand fühlte sich weich an und so zierlich. Ganz anders als Phillips, wie wäre es wohl wenn Phillip jetzt meine Hand halten würde, genau so wie Ophelia es jetzt tat ...

Ich muss damit aufhören!

"Ich glaube ich habe einen Herzinfarkt", meinte ich dann, etwas außer Atem. Mein Herz ist verstopft mit Gefühlen und nun kann es nicht mehr richtig arbeiten. "Spinner!" O schlug mir spielerisch mit der freien Hand gegen den Oberarm. "Komm!" Ich hatte mich noch nicht ganz von dem Schmerz erholt, als Ophelia mich durch den Gang zog, die große Treppe herunter und zu unserem nächsten Klassenraum lotste. Der sich gleich neben dem befand in dem Adam und Phillip jetzt waren. Und oh Wunder, die beiden wartete schon vor der Tür auf uns.

Adam grinste und Phillip winkte, was an sich schon niedlich war, aber erst sein Lächeln was er uns zu warf, war einfach zum dahin schmelzen. Ich bin mir sicher das der Herzinfarkt sich gerade wieder zu Wort meldet.

Phillip hörte auf zu winken, lächelte aber weiter, bis er mich und Ophelia genauer betrachtet hatte, in dem Moment erstarb es. Was war los? Warum lächelte er nicht weiter?

"Hey." Adam umarmte Ophelia und mich dann großzügig. Wir hatten ihn heute noch nicht gesehen, weil er die ersten beiden Stunden Ausfall hatte. Ja, was für ein Arsch. Arsch, Riesen-Arsch. Das hieße dann wohl zwangsläufig auch das Phillip ein Arsch ist, aber als ich noch einen weiteren Blick auf ihn warf, kam ich zu dem Schluss das er kein Arsch war, er konnte unmöglich einer sein. Er hat vielleicht einen Arsch. Vielleicht sogar einen süßen Arsch, wer weiß. An dem Jungen war einfach alles süß ...

Hilfe! Herzinfarkt!

Als Adam uns abgefertigt hatte, schlang Ophelia ihre Arme um Phillip, dieser erwiderte die Umarmung etwas zögerlich. Dann drückte sie ihre Lippen auf seine Wange, ich hatte schon Angst sie würde ihn auf den Mund küssen. "Hey, Ophelia", brachte er nervös hervor, seine Wangen hatten einen rötlichen Ton angenommen. Warum? War ihm Ophelia's Offenherzigkeit zu viel? Konnte ich verstehen. Oder vielleicht .. war er nervös weil es Ophelia war und er auf sie stand? Ich warf einen Seitenblick auf Adam, der nur breit grinste.

Dann fiel mein Blick auf Phillip, der mich mit großen Augen ansah. Ich zog eine Augenbraue hoch. "Keine Sorge, ich werde dich nicht umarmen", zischte ich, obwohl ich es gar nicht beabsichtigt hatte. Ich wollte emotionslos klingen, wie ein scheiß Roboter der nicht in jemanden verliebt war, der offensichtlich auf jemanden anderen stand. Aber stattdessen klang ich wie eine Zicke. "Okay ... ", sagte dann Phillip, immer noch in diesem nervösen Tonfall. Seine Hände hatte er ineinander geschlungen und er mied meinen Blick. Ophelia schlug mir hart auf die Brust. "Sei nicht so." Die Luft die sie mir gerade aus den Lungen gepresst hatte, zog ich schnell wieder ein. "Wie denn?", fragte ich. Ophelia beantwortete meine Frage nicht, sondern schlang nur wieder ihre Arme um Phillip. Konnte sie das bitte lassen? "Es tut mir leid, Phillip. Q ist ein Stinkstiefel und ein Idiot. Es fühlt sich gut an dich zu umarmen, richtig herzlich." Ophelia entfernte sich wieder von Phillip, dessen Wangen nun hochrot schimmerten. Ich warf Ophelia einen bösen Blick zu, und Adam kassierte auch noch einen, der die ganze Szene immer noch mit einem fetten Grinsen betrachtete. Hatte er es schon Ophelia gesteckt? Aber hätte er das, dann hätte sie mir das erzählt. Sie erzählt mir alles. Manchmal könnte ich drauf verzichten, aber nun gut.

Wie gerne wüsste ich es wie es sich anfühlt Phillip zu umarmen. Wirklich.

"Wir müssen", sagte ich, wieder zischend, schnappte mir Ophelias Hand und zog sie von Phillip weg und den Klassenraum hinein.