Kapitel 7 - Tränen

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Seine Lippen berührten meine.

Okey, stop.

Das reicht.

Ich versuchte mich wieder zu fassen und drückte ihn von mir weg.

,,Archie, ich-", mir fehlten die Worte. Ich war Ratlos.

Archie übernahm. ,,Du fühlst nicht das selbe, oder?", stellte er verbittert fest.

Ich nickte. ,,Wir kennen uns vielleicht gerade erstmal eine Woche. Ich muss dich erstmal näher kennenlernen, bevor ich mir irgendwie eine Meinung über dich bilden kann, beziehungsweise bis ich weiß was ich fühle und empfinde."

Archie nickte nur und schaute auf den Boden.
Ich fuhr fort. ,,Aber wir haben ein kleines Problem. Veronica."

Archies Kopf schnellte hoch und er blickte mich fragend an. ,,Veronica?"

Ich seufzte. ,,Ja, sie steht auf dich. Ich sollte eigentlich nur herausfinden ob du auch Gefühle für sie hast."

Er fluchte. ,,Fuck."

,,Das kannst du laut sagen.", sagte ich.

,,Wirst du es Vronnie sagen?", hakte er nach.

Ich hatte keine Ahnung. ,,Keine Ahnung. Wenn ich es ihr sage, kann es sein dass unsere Freundschaft kaputt geht und wenn nicht, habe ich mein ganzes Leben lang ein schlechtes Gewissen."

Archie sah ziemlich überfordert aus.

,,Ich hab eine Idee. Wir beide schlafen erstmal eine Nacht darüber und treffen uns morgen oder ein andermal um das noch einmal zu bereden, was wir tun, beziehungsweise wie das mit uns weiter geht.", riet ich.

,,Ok, dann bis morgen, oder so.", sagte er und verschwand in der Dunkelheit.

Ich blieb wie angewurzelt stehen. Umso länger ich darüber nachdachte, desto mehr wurde mir klar, was ich angerichtet habe. Mir stiegen Tränen in die Augen, welche versuchten, sich einen Weg nach draußen zu Bahnen, doch ich hielt sie zurück. Ich drehte mich um und schlenderte zur Haustür, welche ich aufschloss.
Ich ging in das Wohnzimmer, um meine Eltern zu grüßen, doch es war überall Dunkel.

,,Mom? Dad? Seit ihr da?", rief ich in die Dunkelheit.

Keine Antwort. Ich schaltete das Licht ein und beschloss meinen Dad anzurufen, denn sie waren noch nie so lang weg. Ich schnappte mir mein Handy und wählte die Nummer.

,,Hanna?", erklang es von der anderen Leitung.

,,Dad, wo seid ihr?", fragte ich besorgt.

,,Hör mir zu, - ", begann er den Satz.

Okay, das hört sich nicht gut an. Er benutzt den Satzanfang immer, wenn irgendetwas passiert ist.

,, - wir sind im Krankenhaus."

,,Was? Warum? Ist irgendwas mit Mom?"

,,Ja. Sie hatte einen Rückfall. Der Krebs ist wieder da, aber diesmal viel aggressiver.", versuchte er mir zwischen dem vielen Schluchzen zu erklären.

,,Scheiße.", war das einzigste was ich rausbrachte.

,,Hör zu, deine Mom schläft gerade, sie ist ziemlich fertig. Geh du auch schlafen und wir telefonieren morgen nochmal. Ich werde dich erstmal von der Schule befreien.", sagte er.

,,Ok, bye.", murmelte ich nur und legte auf.

Jetzt war ich vollkommen am Ende. Erst das mit Archie und dann das hier. Meine Tränen bahnten sich nun endgültig einen Weg nach draußen.

Wir sind nach Amerika gekommen, um mit unserer Vergangenheit abzuschließen und nicht, um den Albtraum nochmal zu leben.

Natürlich wussten wir, dass der Krebs jederzeit zurückkommen kann, aber wir hatten uns einfach nicht vorbereitet. Konnte man sich auf so etwas überhaupt vorbereiten? Ich glaube nicht. Wir dachten dass hier alles besser wird, doch es wurde schlimmer, viel schlimmer.

Nicht nur, dass ich jetzt sogar Jungs Probleme hatte, wobei ich immer gehofft hatte, dass ich ihnen aus dem Weg gehen kann, sondern auch dass meine Mom wieder Leukämie hat.

Nun heißt es - kämpfen. Ich, nein wir stehen das durch, auch wenn es gerade nicht so aussieht, aber wir schaffen das. Also, das hoffte ich zumindest.

Nachdem ich den größten Schock überstanden hatte, setzte ich mich wieder auf und taumelte ins Badezimmer. Ich schaute in den Spiegel. Meine müden Augen waren rot vom weinen und meine Mascara war verlaufen.

Ich schminkte mich ab. Mittlerweile war es schon viertel nach 11, Zeit schlafen zu gehen. Doch daran war nicht zu denken.

Ich war hellwach. Ich legte mich in mein Bett und starrte an die Decke. Nachdem ich nach einer halben Stunde immer noch hellwach war, beschloss ich mir ein Buch rauszusuchen und ein wenig zu lesen.

Es soll ja bekanntlich helfen besser einzuschlafen. Nach ein paar Minuten wirkte es auch schon und ich fiel in einen Traumlosen Schlaf.

Am nächsten Morgen, wachte ich auf und sah die Sonnenstrahlen, die meine kleine, spitze Nase kitzelten, durch das Fenster tanzen.
Ich setzte mich auf und ich dachte, mein Kopf würde platzen. Ich ging runter und spülte eine Schmerztablette mit Wasser hinunter. Nachdem ich mich halbwegs fertig gemacht hatte, nahm ich mir mein Handy und rief meinen Dad an.

,,Hey, wie geht's dir? Gut geschlafen?", fragte mich mein Dad gleich nachdem er abgehoben hatte.

,,Naja, wie soll es mir gehen? Gut geschlafen habe ich auch nicht.", gab ich total verschlafen bekannt.

,,Du könntest gleich vorbeikommen. Ich würde dich am Krankenhauseingang abholen, denn das Gebäude ist ziemlich groß.", bot mir mein Dad an.

,,Ja, das wäre gut," stimmte ich zu. ,,ich könnte in einer halben Stunde da sein."

,,Ok, bis gleich .", verabschiedete er sich und legte auf.

Ich schnappte mir meine Tasche und machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Wie immer, stopfte ich mir meine Kopfhörer in die Ohren. Nachdem der Bus vor meiner Nase hielt , stieg ich ein und setzte mich auf einen freien Platz.

Als der Bus nach 20 Minuten um eine Kurve fuhr, sah ich das große Krankenhaus Gebäude. Ich lief zum Eingang, ohne zu wissen, wie sehr mein Leben sich verändern wird, mal wieder.

weird town || RiverdaleWhere stories live. Discover now