Gar nicht so selbstverständlich! (Das Sehen)

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Vertiefung über das Sehen

Vertiefung über das Sehen

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(C: Zapfen, R: Stäbchen)

Ein Physiologe oder eine Physiologin könnte dir genau erklären, wie das mit dem Farbsehen funktioniert. Einiges hast du vermutlich auch schon in der Schule darüber erfahren: Die lichtempfindliche Netzhaut (Retina) auf der Innenseite unseres Auges hat verschiedene Sehzellen. Die sogenannten Zapfen sind für das Farbsehen zuständig. Normalerweise haben Menschen drei(*1) verschiedene Sorten davon: L-, M- und S-Zapfen(*2), die für verschieden farbiges Licht unterschiedlich empfindlich sind. Je nachdem welche Lichtfarbe in unser Auge fällt, senden diese Sehzellen Signale an die zwischengeschalteten Nervenzellen. Danach werden die Nervenimpulse über Ganglienzellen in die Axone (Nervenleitungen) eingespeist. Diese leiten die Impulse in den hintersten Teil des Großhirns.

Obwohl wir nur drei(*3) verschiedene Zapfensorten haben, können wir Millionen von verschiedenen Farben (unterschiedliche Helligkeiten mitgezählt) sehen. Funktioniert eine Zapfensorte nicht, so liegt eine Farbblindheit vor, z. B. »Rotblindheit«. Oft liegt nur eine gewisse Farbsehschwäche vor, bei der die Empfindlichkeit der Zapfen beeinträchtigt ist. Die angeborene Rot-Grün-Störung betrifft z. B. etwa acht Prozent der Männer und weniger als ein Prozent der Frauen. In einer Klasse mit 12-13 Jungen dürfte im Schnitt einer dabei sein, der eine Rot-Grün-Sehstörung hat. Oft wird behauptet, dass Frauen Farben besser unterscheiden können als Männer. Sucht man im Internet nach »Wie Männer und Frauen Farben sehen«, findet man ganz amüsante Grafiken. Ich denke jedoch, dass diese übertrieben sind und andere Faktoren dieses (Vor)urteil hervorgerufen haben.

In einer Studie haben Israel Abramov et al. (City University of New York) im Jahr 2012 Unterschiede bei der Farbwahrnehmung zwischen Männern und Frauen nachweisen können: »Die Sensibilität für Farbtöne war bei beiden Geschlechtern ähnlich gut, aber nicht deckungsgleich« - Insbesondere scheinen Männer die Farbtöne leicht bläulicher wahrzunehmen als Frauen. Diese würden entsprechend sie die Welt in wärmeren Tönen sehen. Es gibt also beim Farbsehen (kleine) Unterschiede zwischen Männer und Frauen, obwohl wir zur gleichen Spezies gehören.


Fußnoten:

*1: Es gibt zusätzliche fotosensitiven Ganglienzellen zur Regelung des Tag-Nacht-Rhythmus. Diese reagieren in besonderer Weise auf Licht mit Blauanteilen. Daher ist dringend davon abzuraten beim Schlafengehen einen eBook-Reader oder ein Smartphone (oder allgemein »kaltes« Licht) zu verwenden, weil dadurch Schlafstörungen verursacht werden können.

*2: Die Bezeichnungen L, M und S stehen für Long, Medium und Short und beziehen sich auf die Wellenlängen, in denen die Zapfen am empfindlichsten sind. Die L-Zapfen, obgleich ihr Absorptionsmaximum bei einer Wellenlänge von ungefähr 563 Nanometer (gelbgrün) liegt, sind für die Farbnehmung im Rotbereich verantwortlich. Die M-Zapfen sind Grünrezeptoren und die S-Zapfen decken den Blau-Bereich des sichtbaren Farbspektrums ab.

*3: Deswegen kann man mit nur drei Subpixeln am Bildschirm so viele verschiedene Farben darstellen!

Die undurchdringliche Blase (Psychologie, Kommunikation)Where stories live. Discover now