Gar nicht so selbstverständlich! (Qualia)

156 12 4
                                    

Wir sprechen hier im Grunde über das »Qualia-Problem«, das schon seit langen viele Philosophen beschäftigt. Mit Qualia bezeichnet man eben jene subjektiv(!) erlebten Bewusstseinsinhalte, also auch Sinnesempfindungen wie etwa Farben, Töne und Gerüche. Zum weiteren Philosophieren empfehle ich den Link: (Die englischsprachige Wikipediaseite ist noch umfangreicher!)

»Und was ist denn so schlimm daran, wenn wir (möglicherweise) verschiedene Farbseheindrücke haben?«, magst du fragen. »Ist es nicht egal wie wir die Farbe wahrnehmen, wenn wir beide dasselbe meinen und dasselbe erkennen?«

Aus meiner Sicht ist das Qualia-Problem in Hinblick auf die Sinneswahrnehmung lediglich die Spitze des Eisberges: Wie ungleich komplexer sind Gefühlsregungen (Emotionen)? Und haben wir hier nicht das gleiche Problem, wie bei der roten Rose?

Wir sind nicht in der Lage mit Sicherheit zu sagen, dass wir beide den gleichen Farbseheindruck haben, wenn wir die Abbildung betrachten. Wie könnten wir also annehmen, dass wir wirklich den anderen in seiner Gefühlswelt verstehen?

Wenn ich sage: »Ich fühle mich traurig!«, dann kann dies für mich eine ganz andere Dimension haben, als wenn du diesen Satz sagst. Und für einen anderen Menschen, z. B. ein Kind, bei dem ein Elternteil gerade an Krebs erkrankt ist, steht hinter dieser Äußerung auch wieder etwas anderes.

Mit Emotionen verhält es sich wie mit Farben: Wir haben gelernt, wie sich Freude und Leid, Hoffnung und Zweifel, Zufriedenheit und Unzufriedenheit, usw

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Mit Emotionen verhält es sich wie mit Farben: Wir haben gelernt, wie sich Freude und Leid, Hoffnung und Zweifel, Zufriedenheit und Unzufriedenheit, usw. »anfühlen«. Du hast dir als Kind etwas auf den Fuß fallen lassen und Tränen sind geflossen? Dann hast du schon im jungen Alter gelernt: Das nennt man »Schmerz«! Oder du hast mit anderen einen Film gesehen / etwas gehört und alle haben gelacht und sich auf die Schenkel geschlagen? So hast du gelernt, was »lustig« ist.

Aber im Grunde sitzen wir in einer undurchdringlichen Blase: Wir können den anderen sehen - wir können aber nicht fühlen, was er fühlt. 

Und wie beim Sehen laufen beim Fühlen noch weitere Prozesse ab:  Verbindungen zwischen Ereignissen und Gefühlen werden hergestellt und alte Erinnerungen abgerufen

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Und wie beim Sehen laufen beim Fühlen noch weitere Prozesse ab: Verbindungen zwischen Ereignissen und Gefühlen werden hergestellt und alte Erinnerungen abgerufen. Hormone werden ausgeschüttet und vieles, vieles mehr... ganz automatisch!

Durch Beobachtungen lernen wir, wie andere »emotional« reagieren. Wir vergleichen das mit dem, wie wir reagieren, wenn wir in ähnliche Situationen geraten oder kopieren ihr Verhalten. Aber streng genommen wissen wir nicht, was der andere fühlt - da hilft auch nicht die Aufforderung: »Sag mir auf einer Skala 1 bis 10, wie es dir heute geht«.

Wir können nicht wirklich in den anderen »hineinfühlen« und auch umgekehrt können wir durch Aussagen wie »Mir geht es gut!«, »Ich bin glücklich/traurig« usw. unserem Gegenüber nicht wirklich mitteilen, was wir fühlen. Diese Isolationsblase ist ein Grundsatzproblem – theoretisch. Manchmal leider auch praktisch!

Die undurchdringliche Blase (Psychologie, Kommunikation)Where stories live. Discover now