Unschöne Grenzen? - Nachwort

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Du hast nun durch diesen Text etwas darüber gelernt, wie unterschiedlich wir sprechen, hören, denken und fühlen. Und was man bei der Kommunikation alles beachten sollte... Gordon und Rosenberg haben Vorschläge gemacht, wie man Meinungsverschiedenheit bzw. Probleme besser lösen kann.

All diese Dinge können dir helfen besser mit deinen Mitmensch klar zu kommen. Aber nicht alle Probleme lassen sich »einfach so« lösen. Ich erwähnte bereits zwischen durch, dass es Auseinandersetzungen gibt, die auf entgegengesetzten Interessen und unvereinbaren Bedürfnissen beruhen. Was kann man machen, wenn der Gesprächspartner die formulierte Bitte nicht erfüllen kann oder erfüllen will?

Beispiel: Eine Frau stört sich schon seit 20 Jahren daran, dass der Ehemann das Geschirr nach dem Essen nicht immer wegräumt. Nach einem Seminar über gewaltfreie Kommunikation erkennt sie, dass ihr Ärger durch ein nicht befriedigtes Bedürfnis hervorgerufen wird. Sie Bittet ihren Mann, ihr Bedürfnis nach Ordnung und Anerkennung und Unterstützung (durch ihren Partner) zu respektieren und ihr mit dem Geschirr zu helfen. Er räumt das Geschirr weg – am nächsten Tag jedoch wieder nicht.

Rosenberg würde vermutlich hinter der Verweigerung der Hilfe andere nicht erfüllte Bedürfnisse (des Mannes) sehen. Für mich scheint hier Grenzen zu geben. Ich bin nicht davon überzeugt, dass sich alle Probleme durch das Aufdecken von Bedürfnissen und das Besprechen dieser in Wohlgefallen auflösen lässt. Kann es nicht einfach sein, dass der Mann ein „egoistisches Schwein" ist? Natürlich nicht nach Rosenberg, der so eine Bewertung ablehnen würde! Aber Hand auf's Herz: Gibt es keine Selbstsucht, keine Egoisten? Sind das alles liebe, arme Würstchen, denen irgend ein anderes Bedürfnis im Wege ist?

Und was tun, wenn der eine ein Sonnenanbeter ist und der andere die Sonne nicht erträgt? Es gibt natürlich immer die Möglichkeit dem anderen zur Liebe auf die Erfüllung des eigenen Bedürfnisses zu verzichten. Dieses kann aber unter Umständen zur Unzufriedenheit und Frustration führen. Sicherlich: Etwas Frustrationstoleranz ist im Leben auch wichtig – nicht immer können alle Dinge zufriedenstellend gelöst werden. Aber »alles Schlucken« geht nicht gut.

Wie sieht es mit einem Kompromiss aus? Auch nicht immer einfach: Der eine bekommt dann »zu wenig Sonne« und der andere »zu viel«? Sind dann beide unglücklich?

Es ist also nicht immer einfach ein Problem zu lösen. Ja, es kann eine wirklich harte Nuss sein! Wie heißt es so schön? »Einen guten Kompromiss zu schließen bedeutet einen Kuchen so zu teilen, das jeder glaubt, er hätte das größte Stück bekommen.«

Dafür gibt es kein Patentrezept – leider. Ich glaube aber, dass die ehrliche, selbstkritische und friedliche Art, die Gordon und Rosenberg vorschlagen, ein guter Weg ist, um voranzukommen.

Wenn du magst, kannst du mir schreiben, was du für Gedanken zum Themenkomplex hast. Vielleicht bist du ganz anderer Meinung oder hast bessere Konzepte! Die würden mich sehr interessieren! Danke!

Hiermit Ende also diese Werk... Naja, fast ... Ich werde noch ein paar Übungen im Anhang hinzufügen und ein paar Links setzen - dauert noch etwas. Vielleicht ist es ja für dich kein Ende, sondern erst der Anfang ;-)


Alles Liebe

Jakob Steen

PS: Bin etwas stolz auf mich, dass ich diese Werkirgendwie beendet habe, obwohl da immer noch dieses oder jenes zu sagen wäre ... :-)

Die undurchdringliche Blase (Psychologie, Kommunikation)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt