Gute Kommunikation?

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Menschen sind schlechte Telepathen(*1)! Dummerweise erwarten wir oft, dass der andere uns doch verstehen muss. Dabei fällt es uns bereits schwer, unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen, zu benennen und erst recht diese meinem Gegenüber zu vermitteln.

Wir tendieren dazu durch Reaktionen, Handlungen & Gefühlsäußerungen unsere Bedürfnisse zu vermitteln, anstatt sie auszusprechen. Mit anderen Worten: Nicht nur das unsere individuellen Emotionen und Bedürfnisse grundsätzlich nicht eins zu eins zu vermitteln sind, kodieren (verschlüsseln) wir sie zusätzlich und glauben, der andere wird es schon richtig verstehen.

Das »Eingeschnappt sein« und »die beleidigte Leberwurst spielen« sind wohl die bekanntesten kodierten Botschaften, die je nach Kontext verschiedene Bedeutungen haben, z. B. »Ich bin sauer, dass du so spät nach Hause kommst.« oder »Ich fühle mich beleidigt / vernachlässigt.« usw. (und selbst hinter diesen klareren Aussagen stehen bestimmte Bedürfnisse!)

Auch in anderen Situationen zeigt sich, wie schwer es uns manchmal fällt, uns mitzuteilen. Der Suizidversuch kann in machen Fällen ein »Hilfeschrei« sei - sicherlich eine sehr drastische Kodierung einer Nachricht an die Umwelt.

Im Folgenden möchte ich auf die Ausführungen von Thomas Gordon, Marshall B. Rosenberg und Friedemann Schulz von Thun zu sprechen kommen. Alle drei(*2) haben als Psychologe und Kommunikationswissenschaftler hilfreiche Beiträge geleistet, wobei ich mich hier jeweils nur auf einzelne Aspekte beschränke.

Von meinem Studium sind mir von Gordon zwei Dinge besonders im Gedächtnis geblieben: »Keine Du-Botschaften senden!« und (aktives, helfendes) »Zuhören!«. Im Hinblick auf das Isolationsblasenproblem, ist es nur allzu verständlich, dass Du-Botschaften in einer Auseinandersetzung sehr kontraproduktiv sind. Nicht nur, dass Du-Botschaften häufig einen Angriffscharakter beinhalten können (»Du machst immer ...«), sondern oft beinhalten Du-Botschaften Aussagen über das Innenleben des anderen (Gefühle, Gedanken, Motive, Bedürfnisse, usw.): »Du denkst doch... / Du willst nur ...«. Doch darüber haben wir keine sichere Kenntnis, sondern nur eine Theorie. Ist diese falsch sind Spannungen unvermeidlich. Schnell wird dem Gegenüber etwas unterstellt, was er ganz anders sieht oder empfindet! Auf Gordons »Zuhören« gehe ich später ein.

Um uns aus der misslichen Lage der Isolationsblase etwas herauszuhelfen, ist eine »gute Kommunikation« hilfreich: Sie löst das Problem der Blase nicht auf, macht diese jedoch durchlässiger, so dass andere eine bessere Theorie über unser Innenleben entwickeln und uns so besser verstehen können. Es sollte möglich sein auch über die sehr individuellen Emotionen und Bedürfnisse zu sprechen bzw. diese nachvollziehbar zu vermitteln. Mehr noch: Durch bewusste Kommunikation können wir auch viel über uns selbst erfahren und uns können unterschiedliche Dinge, wie z. B. bestimmte Bedürfnisse, bewusst werden. Was ist also eine gute Kommunikation? Hier zu gibt es verschiedene Ideen, die ich hier verbinden möchte. Insgesamt ergibt sich ein etwas wilder Mix, der vermutlich nicht ganz im Sinne der Herren Gordon, Rosenberg und Schulz von Thun ist.

Diese Mixtur würde ich als »bewusste, offene und friedliche Kommunikation« zusammenfassen.

Fußnoten:

*1: Sie sind nämlich gar keine Telepathen - haben keine übersinnliche Wahrnehmungsgabe. Natürlich schnappen wir einiges bewusst und unbewusst auf - lesen Gestik und Mimik. Manche Menschen haben hier auch ein besonders feinfühliges Gespür. Aber Telepathen sind wir nicht!

*2: Gordon und Rosenberg haben gemeinsame Elemente, da beide durch Carl Rogers beeinflusst wurden

Die undurchdringliche Blase (Psychologie, Kommunikation)Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz