Die Isolationsblase

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Empathie ist etwas, was (ein gesunder) Mensch schon in der Kindheit entwickelt. Als innerer Schutz verliert sich bei den meisten Menschen die Fähigkeit Emotionen auf Tiere zu projizieren bzw. Empathie für sie zu entwickeln - zumindest bei jenen Tieren, die auf dem eigenen Speiseplan stehen. Darüber hinaus können Menschen die Fähigkeit des Einfühlens und der Projektion auch gegenüber von Mitmenschen »verlernen« - vermutlich würde man dann von einer »Verrohung« sprechen(*1). Dieses lässt sich bei Kindern besonders gut beobachten, wenn es um den »Konsum« eines Filmes geht: Es gibt Kinder, die bereits in frühen Jahren zahlreiche gewalttätige oder dramatische Filme gesehen haben und andere Kinder, die mit solchen Filmen keine oder nur wenig »Erfahrung gemacht« haben. Das zeigt sich dann beim Geburtstagskinobesuch: Während die einen den Actionstreifen »locker« ansehen können, verlassen andere das Kino traumatisiert. Konkret habe ich da Grundschüler vor Augen, die bereits Streifen wie „Herr der Ringe" »konsumieren«, während andere „Findet Nemo" einfach zu traurig finden, weil die Mama am Anfang stirbt.

Ich werde nicht müde zu betonen, wie verschieden Menschen sein können. Neben empathisch abgestumpften Menschen trifft man auch jene, die ihre emotionale Projektion noch sehr lange selbst auf Gegenstände wie z. B. Stofftiere anwenden. Sogar dann noch, wenn Ihnen absolut klar ist, dass das Plüschtier nichts fühlt, ja nicht einmal in der Situation beschädigt werden kann. Auf die Frage: »Was denkst du dabei, wenn ich das Kuscheltier bedrohe?« erhielt ich einmal als Antwort: »Ich denke nicht - ich fühle!«.

Es ist also gut möglich, dass man die (emotionalen) Reaktionen seines Gegenübers falsch einschätzt, weil wir ein »falsches Bild« von seinem Gefühlsleben haben. Erst nach dem man jemanden besser kennengelernt hat (und so die »Theorie des Geistes« erweitert hat), ist es möglich abweichende Reaktionen bzw. Emotionen einigermaßen einzuordnen. Wir sitzen zwar in der Isolationsblase, aber wir erkennen Muster im Verhalten und entwickeln Hypothesen über das Innenleben des anderen.

Im zwischenmenschlichen Bereich können Projektionen oder fehlerhafte Konstrukte in der »Theorie des Geistes« zu Missverständnissen, wenn nicht zu Krisen führen. Auch wenn schnell reagiert werden muss, tendieren wir dazu auf Bekanntes (nämlich auf unsere eigene Sicht / die eigene Gefühlswelt) zurückzugreifen. »Ich verstehe den anderen nicht!« - »Wir reden aneinander vorbei!« - diese Aussagen können Folgen der zuvor erwähnten Probleme sein.

Natürlich lassen sich nicht alle Konflikte auf ein »Missverstehen« oder »Miss-Nachfühlen« des anderen zurückführen. Es gibt auch entgegengesetzte Interessen und unvereinbare Bedürfnisse, die uns mitunter ganz bewusst sind.

Verschiedene Psychologen und Kommunikationswissenschaftler haben Ansätze entwickelt, um diesen Problemen entgegenzuwirken. Manche Ratschlänge berücksichtigen direkt oder indirekt das Problem der Isolationsblase, auch wenn es in der Kommunikation um viel mehr geht.

Ja, es ist unmöglich genau das zu empfinden, was der andere empfindet. Es ist auch nicht nötig! Wie bei der roten Rose sollte beiden Kommunikationspartner klar sein, dass sie die Farbe Rot meinen! Das reicht im Alltag oft aus, um sich problemlos zurecht zu finden.

Das, was bei Farben im Allgemeinen noch gut geht, scheint den Menschen bei Emotionen und Bedürfnissen schwerer zu fallen. Aber es ist nicht unmöglich... Viel hängt von der Kommunikation ab.

Fußnote:

*1: Darüber hinaus gibt es natürlich noch Menschen, bei denen aus anderen Gründen die Fähigkeit zur Empathie eingeschränkt ist, z. B. bei Menschen mit Asperger-Autismus oder beim Vorliegen einer dissoziale (antisoziale) Persönlichkeitsstörung.

~~~ ENDE TEIL 1 ~~~

Der Teil 2 über Kommunikation folgt im April... Ich würde mich sehr über etwas Feedback freuen! Schöne Ostertage euch allen ....

 Ich würde mich sehr über etwas Feedback freuen! Schöne Ostertage euch allen

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Die undurchdringliche Blase (Psychologie, Kommunikation)Where stories live. Discover now