1. Der Fremde

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Ich lief in den Raum, in dem Sebastian sich gerade aufhielt. Ich hatte dieses Gefühl, etwas Verbotenes zu tun und – um ehrlich zu sein – es gefällt mir.
Sebastians Augen erwischten Meine, als ich den etwas dunkleren Raum betrat. Er öffnete den Knopf von seinem Hemd und drückte mich gegen die Tür, die ich eben verschlossen hatte. ,,W-was...", stotterte ich und er gab mir einen Kuss auf die Lippen, welches mich verstummen ließ. ,,Du wirst mir fehlen...", gestand er und vergrub sein Gesicht in meiner Schulter, ,,Ich hätte gerne weiter mit dir ein Zimmer geteilt." Ich lächelte erfreut und legte meine Hand auf seinen Kopf. Seine pechschwarzen Haare waren ganz durcheinander, als ich mit der Hand durchfuhr. Er lachte und umfasste meine Handgelenke mit seinen starken Händen. ,,Du machst mich wirklich verrückt.~" Ich lachte bei seiner Bemerkung und er fing ebenfalls an zu lachen. Er küsste mich auf die Wange und umarmte mich sanft.

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Ich schaute aus meinem eigenen Zimmer hinaus in den langen Flur. Ich blickte zu meinem ehemaligen Zimmer zurück, welches ich mit Sebastian geteilt hatte. Etwas stach in meinem Herzen. Ich wollte am liebsten zurück zu ihm, aber...

Seine Tür öffnete sich und Sebastian kam heraus. Er schaute in meine Richtung und sein Gesicht zeigte ein Lächeln. Er winkte mir kurz zu und verschwand dann im Flur. Der bissige Geruch seiner qualmenden Zigarette klammerte sich an meine Nase. Auch, wenn der Geruch noch so eklig war, bei ihm roch es angenehm... süß. Ich verschwand wieder in meinem Zimmer und ließ mich aufs Bett fallen. Ich zückte mein Handy hervor und checkte meine Nachrichten. Viele waren von irgendwelchen Leuten, die ich nicht kannte. Doch dann gab es eine von Sebastian:

Sebastian ❤️: Wenn du abends mal nicht schlafen kannst, komm ruhig zu mir rüber.

Ich grinste mit erröteten Wangen und blickte dann schnell zu den anderen Nachrichten um nicht gleich an Glück und Freude zu ersticken. Mein Bauch schmerzte schon leicht vor lauter Schmetterlingen, die in mir herumflogen.
Ich schaute aus meinem Fenster und bemerkte erst jetzt, dass einige schwarze Autos vor dem Hotel geparkt wurden. Die Hauptgänge wurden von Männern in Anzügen bewacht, die schwarze Brillen trugen. In ihren Händen trugen sie ein Funkgerät.

Ich hatte die Sicherheitsmaßnahmen anders in Erinnerung...

Ohne, dass auch noch eine weitere Sekunde vergehen konnte, klopfte es an meiner Tür. Ruckartig lief ich dorthin und drückte die Türklinke nach unten, die dem Gast freien Eintritt verpasste. ,,Seb-", wollte ich sagen, doch mein Liebster, der jetzt schon in meinem Zimmer war, hielt mir den Mund mit seiner Handinnenseite zu. Er machte die Tür leise aber schnell zu. ,,Sei leise...", flüsterte er und wirkte beängstigend ernst. Ich schaute ihn verwirrt an mit einem Hauch von Angst. Er nahm meine Hand und führte mich zum Fenster. ,,Siehst du die Autos?", fragte er immer noch im angenehm leisen Ton. Ich nickte stumm. Er fuhr fort: ,,Das sind größere Einheiten von Sicherheitsleuten, weil es hier ein ungebeteter Gast hineingeschafft hat." Ich hob fraglich eine Augenbraue. ,,Als ich unten war um in Ruhe eine Zigarette zu rauchen, stürmte ein Mann das Hotel.", erklärte er weiter, ,,Er hatte es irgendwie durch das Personal geschafft. In seiner Hosentasche erkannte man eine Pistole." Ich riss erschrocken meine blauen Augen auf. ,,Ich weiß nicht, was passiert. Ich wollte dir bescheid geben. Und, Ciel..", sagte er in einem beruhigenden Ton, ,,Falls du dir Sorgen machst, alles wird gut. Die Sicherheitsleute werden sich darum kümmern." Er umarmte mich und drückte mich dicht an sich. Auf einmal war meine negativen Gefühle verflogen. Vor einigen Sekunden hatte ich noch Angst, aber jetzt war ich wie von einer warmen Decke umhüllt, die man sich um den Kopf stülpte, wenn man als Kind vorm Schlafen gehen ein Monster gesehen hatte, welches nicht existierte. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus.

,,Lass uns mit den Anderen in Kontakt auftreten.", befahl Sebastian, der wieder emotionslos zu mir schaute. Ich nickte nur und holte gleichzeitig mit ihm mein Handy heraus. Wir beide öffneten unsere Chat-Gruppe, in der alle Kollegen waren. Leider waren schon einige vor uns panisch unterwegs.

Elizabeth: Da ist so ein Mann mit einer Pistole am Empfang!!

Grell: Was?!

Elizabeth: Die Sicherheitsleute haben mich sofort weggeschickt und gesagt, ich solle mich irgendwo einschließen...

Ronald Knox: Ja, ich habe ihn auch gesehen, doch der Fremde hatte sich von den Sicherheitsleuten befreit.

Elizabeth: WAS?! Er ist noch auf freiem Fuß?!

Aoi: Jetzt macht ihr doch keine Angst.

Ronald Knox: Es ist aber so.

Alois Trancy: Was sollen wir tun, wenn er unser Stockwerk erreicht und einen von uns findet?

Elizabeth: OH MEIN GOTT!!

Aoi: Erst einmal will ich anmerken, dass dies nicht passieren wird. Aber um das vorzubeugen, solltet ihr euch lieber in euren Zimmern verstecken und diese verriegeln. Haltet eure Handys bei euch und wartet auf weitere Anweisungen. Ich gebe euch die Nummern der Sicherheitsleute, die sich außerhalb des Gebäudes befinden. Sie geben euch weitere Anweisungen falls nötig.

Aoi hat einen Kontakt in die Gruppe gesendet;

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               Sicherheitsleute:
           XXXXXX XXXXXX

  Einspeichern           Ersetzen
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Aoi: Und nun bitte ich euch darum Ruhe zu bewaren. Es wird sich bald geklärt haben.

Dort hörten die Nachrichten auf. Besorgt schaute ich zu Sebastian, welcher sein Handy mit einer verzogenen Miene zurück in seine Hosentasche tat. Draußen im Flur hörte man hastige Schritte und ein Hecheln. Es waren Stöckelschuhe, was man an dem lauten Klacken erkannte. Dann hörte man nur noch eine Tür, welche zu ging.

Es breitete sich eine unangenehme Stille aus und Sebastian und ich hatten unsere Augen auf die Holztür gerichtet. Nach einigen langen Minuten hörten wir erneut ein Rennen. Doch diesmal waren es keine hohen Schuhe, wovon Sebastian ausging, dass es nun ein Mann war. Wir beide wollten nicht glauben, dass es der Fremde war, welcher eine Pistole mit sich trug.

Doch dann auf einmal ertönte ein Schuss. Ich zuckte in mich zusammen und auf einmal kam meine ganze Angst zurück. Mein Körper zitterte und ich hatte das Gefühl zu weinen.
Nach dem Schuss ertönten Schreie und Schritte, die lauter und manche leiser waren. Nun brach das Chaos aus...

SebaCiel - 3, 2, 1, Action! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt