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"Bruder wie immer.", sprach ich. Er legte den Umhang um meinen Hals. Als er gerade den Kamm nehmen wollte klingelte sein Handy. "Moment." Er nahm es vom Tisch und lief hinter die Theke. Nach 10 Minuten warten kam er zurück. "Mert ich muss weg. Aber eine Kollegin kümmert sich gleich um dich.", sprach er eilig und lief danach raus. Ist etwas passiert? Sonst ist er immer richtig gechillt. Ich nahm mein Handy in die Hand und las mir den Gruppen chat mit ein paar Freunden durch. "Also, was kann ich für sie tun?", hörte ich eine zarte Stimme hinter mir. Ich sah in den Spiegel und musterte das Mädchen. Sie hatte schwarze lange Haare und dunkle Augen. "Eigentlich schneidet meine immer Emir. Weiss nicht ob du das hin kriegen wirst.", antwortete ich.

Rüya p.o.v.

Verwirrt sah ich ihn an. Es ist nur ein Haarschnitt, als ob es da ein Unterschied macht wer sie dir schneidet. "Keine Sorge. Du wirst kein Unterschied erkennen.", sprach ich selbstsicher. Ein Lächeln bildete sich in seinem Gesicht. "Werden wir sehen." Er erklärte mir danach wie er es will. Planlos versuchte ich mitzukommen. Ich muss sagen er hatte Recht. Es war kein einfacher Haarschnitt. Ich war es nicht gewohnt Undercuts zu schneiden, da ich mich meistens um die weiblichen oder alten Kunden kümmerte. "Und danach noch meinen Bart.", fügte er hinzu. Überfordert sah ich seine Haare an. Ich hab noch nie einen Bart geschnitten. Zwar hatte es mir Emir schonmal erklärt, aber an dem Tag war ich müde und hatte null Lust auf neues. Ich nahm den schwarzen Kamm und kämmte erstmal seine Haare. Ich muss zugeben seine Blicke machten mich etwas nervös. Ich begann mit den Seiten. Er wollte die Seiten ganz weg oder auch wie er es nannte, Seiten auf Null. Nach einer halben Stunde hatte ich endlich seine Frisur fertig. Stolz sah ich kurz das Ergebnis an. Ich nahm vom Tisch den Rasierschaum und schmierte es ihm ins Gesicht. "Wie willst du deinen Bart?", fragte ich. "Mach nur das hier weg. Die Form soll so bleiben.", antwortete er. Ich nickte. Er nahm sein Handy herraus. Auf seinem Hintergrundbild war ein Mädchen. Ich muss zugeben sie sah wunderschön aus. Sie hatte braune lockige Haare und ein süsses Lächeln. Vielleicht ist das ja seine Freundin? Er wechselte das Bild zu einem Schwarzen. "Ist das normal das du deinen Kunden aufs Handy starrst?", fragte mich plötzlich eine raue Stimme, woraufhin ich rot wurde. Ich blickte sofort weg. "Entschuldige, nur dieses Mädchen auf deinem Hintergrundbild,..", bevor ich den Satz beenden konnte unterbrach er mich. "Was ist mit ihr?!", er klang etwas genervt. "Sie ist wunderschön.", antwortete ich und fuhr fort. Etwas netter sein wäre nicht schlecht. Ich hab sie ja nicht umgebracht?! Angepisst nahm ich die Klinge und näherte mich seinem Gesicht. Zum ersten mal werde ich einen Bart rasieren. Nervös fuhr ich mit der Klinge seine Wange runter. Ich soll es ja nicht ganz rasieren sondern nur etwas formen. So schwer kann das ja nicht sein oder?

Mertcan p.o.v.

Ihre Hand zitterte. Man merkte das sie nervös war. "Wie lange arbeitest du schon hier?", fragte ich sie. "Seit fast 2 Jahren. Mache meine Ausbildung hier.", antwortete sie konzentriert. "Sehe dich hier das erste mal." "Ja ich kümmere mich normalerweise mehr um die weiblichen Gäste.", erklärte sie. Sie drehte mein Kopf leicht zur Seite. Danach kam sie mir nochmal etwas näher. Sie war mir schon so nah, das ich ihren Atem an meinem Hals spürte. Mich überfuhr eine Gänsehaut. Ihr Duft stieg mir in die Nase. Ihr Parfüm roch leicht süss.

Rüya p.o.v

Als plötzlich sein Handy klingelte zuckte ich zusammen und schnitt ihm ausversehen in die Wange. Geschockt schaute ich zu wie Blut floss. "Omg, d-das t-tut mir wirklich sehr leid!", sprach ich ängstlich. Er legte emotionslos seine Hand auf die Stelle und sah sich danach sein blutigen Finger an. Ich lief sofort in den Raum hinter der Theke und holte Feuchttücher. Als ich zurück war wischte ich ihm das Blut weg. "Es tut mir wirkl-", "War mir eh klar.", unterbrach er mich unsypathisch. Ich fuhr mir durch die Haare. "Wenn Sie keine Lust mehr haben, dann kann ich aufhören..", sprach ich unsicher. "Nein. Beende das was du angefangen hast.", antwortete er kalt. "Okay", gab ich leise von mir und nahm wieder die Klinge, nachdem ich das Blut weg gewischt hatte. Ich hatte ziemlich verkackt. Die Tür ging auf und mein Chef trat in den teueren Friseursalon rein. Es war die dümmste Idee hier eine Ausbildung anzufangen. Ich hätte auf meine Mutter hören sollen und einfach weiter in die Schule gehen sollen. Er wollte an uns vorbei laufen, doch blieb neben mir stehen. Er sah kurz auf die Wange des Gastes und danach zu mir. Fuck. "Rüya.", gab er von sich. Ich sah ängstlich zu ihm hoch. "Was ist das?", fragte er wütend und zeigte auf die Stelle. "Ich glaubs nicht, kaum gibt man dir mal eine andere Aufgabe kommt sowas heraus.", er schüttelte seinen Kopf. "Es war ausversehen", versuchte ich zu erklären, doch er wollte mir nicht zuhören. "Emir, beruhig dich. Es war wegen mir. Sie hat nichts gemacht.", sprach der Kunde. Mein Chef hob eine Augenbraue. "Sicher?", fragte er. Der Typ nickte. "Hab mich bewegt.", log er. "Trotzdem hätte sie vorsichtiger umgehen können damit.", erwähnte er und nahm mir die Klinge aus der Hand. "Übernimm die Kasse.", befahl er und ich nickte. Ich lief zur Kasse, wo auch schon meine Kollegin stand. Sie grinste mich an. "Ein heisser Kerl nicht?", gab sie von sich. Verwirrt sah ich sie an. Wen meinte sie? Melda sah in die Richtung unseres Chefs. Unseren Chef meinte sie sicherlich nicht, der ist verheiratet. Bleibt nur noch dieser andere komische Typ. "Du meinst den mit den leichten Locken?", fragte ich. Sie nickte. "Der ist Stammkunde hier. Man sieht den fast alle 2 Wochen hier. Unterschiedlich.", erzählte sie. "Hab den heute das erste mal gesehen", sprach ich ehrlich. "Ja weil du auch immer wenn der da war Handtücher aufhängen warst.", erklärte sie. "Kann sein. Was anderes mach ich hier ja eh nie.", kam es von mir angepisst. Sie lächelte. "Geduld kleine. Bald darfst du auch hier mehr übernehmen. Dafür das du hier nur Handtücher wäscht und den Boden putzt und ab und zu mal Haare schneiden darfst, verdienst du ziemlich gut.", sprach sie. "Das ist überhaupt ein Wunder das man dich hier angenommen hat. Ich mein das ist der teuerste Salon in der ganzen Stadt, was denkst du was hier für Menschen kommen.", redete sie. Mir war klar, das ich mich glücklich schätzen konnte, aber trotzdem machte es kein Spass hier. Vorallem waren die Kunden hier um einiges anstrengender, da sie eben abgehobener und verwöhnter waren. Ich sah durch das Salon. Ich schaute zu wie Leyla einer Kundin die Haare färbte. Man. Wann darf ich das endlich. Seit einem halben Jahr mach ich das an Puppen. Ich atmete genervt aus. "Hör auf dir so viele Gedanken drüber zu machen. Sieh es doch mal positiv.", versuchte Melda mich aufzumuntern. "Hast Recht.", gab ich gezwungen lächelnd von mir. Ich lief in den kleinen Raum und faltete die getrockneten Handtücher. "Bis dann Bruder.", hörte ich eine Stimme. Mein Chef betrat den kleinen Raum und sah mich ernst an. "Rüya ich will so etwas nie wieder sehen. Hast du mich verstanden?!", fragte er wütend. Ich nickte ängstlich. "Darfst deine Pause machen.", meinte er. Ich nickte wieder und lief raus. Mir fiel ein ich hab mich noch nicht bei dem Typen bedankt. Vielleicht ist er ja noch da. Ich lief aus dem Laden zum Parkplatz. Als ich um die Ecke biegen wollte stoss ich plötzlich gegen ein Auto. Es bremste noch rechtzeitig. Vor Angst hatte ich meine Augen geschlossen und mich angespannt. Als ich ein Hupen hörte öffnete ich meine Augen. Vor mir stand ein schwarzer Mercedes. Es war aufjedenfall eines der neusten. Allein der Motor war ziemlich laut. "Geh doch weg Mädchen.", riss mich eine tiefe Stimme aus meinen Gedanken. Erschrocken schaute ich zu dem Typen im Auto. "S-Sorry", stotterte ich. Ich ging zur Seite und er fuhr schnell vorbei. Ich schaute ihm hinterher wie sein Wagen kreischte. So eins will ich auch. Jetzt lass mal den Wagen Rüya! Wie willst du ihm jetzt danken? Er ist einfach weg.. Vielleicht kommt er ja nächste Woche wieder? Oder übernächste? Ich lief in die Bäckerei und holte mir etwas zu essen. Danach kehrte ich zum Laden zurück. Der Tag verging wie immer. Ich diente ein paar nervigen Kunden und ging danach nach Hause. Ich schloss die Tür auf und zog mir meine Nike Sneaker aus. "Ich bin da.", rief ich. "Ahso jetzt bin ich Schuld?!", hörte ich meine Mutter schreien. "Natürlich bist du Schuld! Wer denn sonst?!!", antwortete mein Vater agressiv. Ich betrat die Küche. Meine Mutter sah mich mit Tränen in deb Augen an. "Da ist auch schon das Nichtsnutz.", sagte mein Vater als er mich sah. Meine Mutter lief genervt aus der Küche. Als sie an mir vorbei lief traf ihre Schulter auf meine und ich wurde leicht nach hinten geschubst. "Was ist los?", fragte ich und ignorierte seine Aussage.

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